Theorie der Reform - Prof. Dr. iur. Manfred Prisching
Dann erst tut sich das sprachliche Feld auf, in dem Reform am Platze ist: Krise, Zeitenwandel, Diskontinuität, Innovation, Zukunftsfähigkeit. Schon die moderne, erst recht die spätmoderne Welt ist immer in der Krise – und deshalb im Modus ständiger Krisenbewältigung im Großen und im Kleinen. Es ist eine Welt der Anpassung, wirklich oder vermeintlich. „Gemachter Wandel“ ist selbstverständlich. Reformen werden manchmal angegangen, manchmal durchgeführt, manchmal bloß inszeniert, manchmal aufgeschoben – mit jeweils unterschiedlichen Folgen. Reformverweigerung kann, gerade in einer turbulenten Welt, im Desaster enden. Man kann sich mit Reformen überbeanspruchen, wenn man Machbarkeits- oder Planungskompetenz in einer komplexen Welt überschätzt. Zuweilen schlagen Reformen in „Revolutionen“ um. Was eine Reform hätte sein sollen, wird dann zu einer Systemveränderung, zu einer Spaltung, zum Kampf – oder endet einfach im Kollaps.