Donnerstag 19. Dezember 2024

Die Reformation - Segen oder Fluch? Eine protestantische Perspektive

Prof.in Dr.in Athina Lexutt

Mittwoch, 13. Juli 2016, 14.00 Uhr
Prof.in Dr.in Athina Lexutt
Professorin für Kirchen- und Theologiegeschichte am Institut für Evangelische Theologie der Justus-Liebig-Universität Gießen

Ob die Reformation Segen oder Fluch ist, hängt stark, aber nicht nur von der Perspektive dessen ab, der sich mit dieser Frage auseinanderzusetzen hat. Die meisten Wirkungen, welche die reformatorischen Bewegungen hervorbrachten, müssen wohl als beides angesehen werden, je nachdem. Die Unterscheidung zwischen „den Reformationen“ (im Plural = die ganz unterschiedlichen reformatorischen Bewegungen) und „dem Reformatorischen“ (das, was sie bei aller Verschiedenheit im Kern eint) kann eine Hilfe sein, die unmittelbaren sowie mittelbaren historischen Folgen und die theologischen Implikate zu differenzieren, „Segen“ oder „Fluch“ weniger schematisch anzugehen und vor allem die Frage, was heute durch den Blick in die Vergangenheit an Reformen angestoßen werden kann, stärker von diesem inhaltlichen Kern aus zu entfalten. Folgen der reformatorischen Bewegungen wie Kirchenspaltung, Verhältnis zwischen kirchlicher und weltlicher Obrigkeit, Kampf um das Evangelium, religiöse Individualität, Kirchen- und Amtsverständnis, Bildungswesen, Diakonie als fester Bestandteil der Theologie in Lehre und Praxis (exemplarische Themen, auf die der Vortrag eingeht) sind zurückzubinden an den genannten Kern, der mit den Stichworten „spannungsreiche Existenz des Menschen“, „Neubestimmung der Ethik“, „Wahrnehmung eines politischen Auftrags“, „Rechtfertigungserfahrung“, „Schrift als einzige Autorität“ und „Assertio als bekennend-demütige Redeweise des Theologen“ im Vortrag umschreiben wird. Mit diesem Kern kann das Reformatorische auch heute zum Segen werden, auch dann, wenn in der Historie manche Folgen weniger segensreich gewesen sein mögen.

 

Der Vortrag zum Nachhören

 

Lebenslauf

Geboren 1966. Studium in Bonn; Promotion 1996 mit einer Arbeit zu den Reichsreligionsgesprächen in Hagenau, Worms und Regensburg 1540/41, Habilitation 2000 mit einer Untersuchung zu Johann Arndts Theologie zwischen Lutherischem Bekenntnis und Praxis pietatis. Seit 2002 Professorin für Kirchen- und Theologiegeschichte am Institut für Evangelische Theologie der Justus-Liebig-Universität Gießen. Forschungsschwerpunkt: Reformationsgeschichte und Theologie Martin Luthers, beides in Verbindung mit einem vergegenwärtigenden und einem ökumenischen Interesse. Weiter: Humanismus, Theologie des Mittelalters; seit einigen Jahren verstärkt Geschichte und Theologie des 19. Jahrhunderts sowie zeitgeschichtliche Themen (etwa Kirchengeschichte der DDR). Prädikantin der Evangelischen Kirche im Rheinland. Besonderes Anliegen: die Vermittlung theologischer Überlegungen und Einsichten in gegenwärtige Herausforderungen von Kirche, Gesellschaft, Kultur und Politik.


Publikationen (Auswahl)

 

  • Die Reformation. Ein Ereignis macht Epoche, Köln, Weimar u.a. 2009
  • Lexutt, Athina / Mantey, Volker/ Ortmann, Volkmar (Hgg.): Reformation und Mönchtum. Aspekte eines Verhältnisses über Luther hinaus (SMHR 43), Tübingen 2008
  • Der Glaubensbegriff Luthers zwischen Psychologie und Christologie, in: Gießener Hoch-schulgespräche & Hochschulpredigten der ESG VII /WS 04/05, Gießen 2005, S. 81-100
  • Einbildung. Luthers Bildungsverständnis, in: Das Ja zum Kind. Mandat und Verantwortung für die christliche Erziehung (Veröffentlichungen der Lutherakademie Sondershausen-Ratzeburg 3), Erlangen 2006, S. 95-113
  • Kirchengeschichte und Lebenskunst – Das Tor zum Leben: Luthers neuer Lebensbegriff, in: Kurz, Wolfgang (Hg.): Die Kunst, sinnvoll zu leben. Vorlesungsreihe an der Universität Gießen zum Universitätsjubiläum, Tübingen 2008, 73-94
  • Pecca fortiter – Luther über Sünde, Tod und Teufel und wie ihnen zu begegnen ist, in: Middelbeck-Varwick, Anja (Hg.): So lauert die Sünde vor der Tür (Gen 4, 17). Nachdenken über das Phänomen der Fehlbarkeit (Apeliotes 9), Frankfurt a.M., Berlin u.a. 2011, 73-96
  • Die Römische Kirche und die reformatorische Bewegung, in: Reformation und Toleranz. Vom Umgang mit Außenseitern und Andersdenkenden (Wittenberger Sonntagsvorlesungen), (Wittenberg) 2013, 9-33
  • Die Freiheit nehm’ ich mir. Luthers Verständnis der Freiheit, in: Welche Freiheit? Reformation und Neuzeit im Gespräch, Hannover 2013
  • Fürstenreformation und Volksreformation, in: 500 Jahre Reformation. Bedeutung und Herausforderungen. Internationaler Kongress der EKD und des SEK auf dem Weg zum Reformationsjubiläum 2017 vom 6. bis 10. Oktober 2013 in Zürich, Zürich und Leipzig 2014, 156-176
  • Theologie zum Heil des Menschen. Protestantische Einsichten zum heilenden Raum der Theologie von der Reformation bis zur Entstehung der Diakonie im 19. Jahrhundert, in: Reformation und Architektur. Eine Dokumentation hg. von der Architektenkammer Rheinland-Pfalz, Mainz 2016, 36-43 und 125f.

Mag.a  Hermine Eder
Mag.a Hermine Eder
Leitung PR und Kommunikation
Katholische Privat-Universität Linz
T.: +43 / 732 / 784293 - 4137
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