Die drei armen Töchter
In der Stadt wohnte eine Familie mit drei Töchtern, die sehr arm war. Damals war es jungen Frauen nur möglich zu heiraten, wenn sie genügend Geld hatten. Kein Mann wollte zu der Zeit eine arme Frau heiraten. Der Vater machte sich furchtbare Sorgen, was aus seinen Töchtern werden sollte, wenn er einmal stirbt.
„Ich muss ihnen unbedingt helfen“, sagte sich Nikolaus, als er von der aussichtslosen Situation der jungen Frauen hörte. „Aber es soll niemand wissen, dass ich derjenige bin, der sie unterstützt.“
Mitten in der Nacht schlich er sich leise zum Haus der Familie und warf einen Klumpen Gold durch das offene Fenster. Als die älteste Schwester das Gold am Morgen fand, war sie überglücklich. Jetzt hatte sie genügend Geld, um zu heiraten und eine eigene Familie zu gründen.
Als ein paar Nächte später wieder Gold ins Haus geworfen wurde und die Zukunft der zweiten Schwester damit abgesichert war, hielt es der Vater nicht mehr aus. „Ich muss unbedingt wissen, wer es ist, der uns so unglaublich geholfen hat“, sagte er.
Er versteckte sich und wartete. Und tatsächlich: Es dauerte nicht lange, da kam Nikolaus und warf einen weiteren Goldklumpen durchs Fenster. Der Vater sprang auf und rannte zu ihm, um ihm zu danken: „Du hast meine Töchter vor einer traurigen Zukunft bewahrt, dafür werde ich dir immer dankbar sein!', rief er. „Das werden wir dir niemals vergessen!“
Nikolaus aber bat ihn, es niemandem zu erzählen. Er wollte kein Lob dafür. Für ihn war es selbstverständlich zu helfen, wenn er konnte.
Der Text ist urheberrechtlich geschützt und stammt aus:
Zett, Sabine: Der heilige Nikolaus. © Verlag Herder GmbH, Freiburg im Breisgau 2018.
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