Freitag 18. April 2025

Kirchen und Kapellen in OÖ

In österreichweit mehr als 9400 Gotteshäusern wird zu Ostern die Auferstehung Christi gefeiert – oberösterreichweit sind es 664 Kirchen. Dazu kommen noch 381 Kapellen, in denen Gottesdienste gefeiert werden können.

Sie sind Räume des Gebets und der Stille, Räume für gemeinschaftliches Feiern und persönliche Besinnung: mehr als 1.000 Kirchen und Kapellen, die das Landschaftsbild in Oberösterreich prägen. Sakralbauten verschiedenster Epochen sind sichtbare Zeichen des Glaubens, spirituelle Kraftorte, Frei-Räume und „Abladestationen“ für Bitten, Sorgen und persönliche Anliegen der Menschen. Kirchen sind Orte liturgischer Feiern – für Feste im Kirchenjahr genauso wie für Feiern, die Einschnitte im persönlichen Leben markieren: Taufe, Erstkommunion, Firmung, Hochzeit und Begräbnis, Segens- und Sendungsfeiern oder die Feier von Weihesakramenten. 


Oberösterreich ist reich an erhaltenswerten, markanten Kirchen und Kapellen. 491 Pfarr- und 173 Filialkirchen zählt man im Land ob der Enns, dazu kommen 381 Kapellen – inklusive jener in Ordenshäusern, Altenheimen, Krankenhäusern und Privathäusern, wie etwa in Burgen oder Schlössern. Jede davon erzählt ihre einzigartige, inspirierende Geschichte.

 

Hoher Wert für Kunst, Kultur und Identität


Kirchliche Bauwerke haben einen hohen Wert für Kunst, Kultur und Identität. Kirchenräume müssen nicht nur erhalten und renoviert, sondern auch an sich wandelnde liturgische und pastorale Bedürfnisse angepasst werden. Die Diözese Linz ist eine der großen Auftraggeber:innen zeitgenössischer Kunst. Mehr als 200 Gestaltungen von Altarräumen und sakralen Gegenständen konnten in den letzten 20 Jahren realisiert werden. Durch künstlerische Ausdrucksformen der Gegenwart wird die Aktualität von Kirche und Religion auch für das heutige Leben der Menschen sichtbar.

 

Bischof Manfred Scheuer: „Kirchen sind ein Obdach für die Seele


„Religiöse Gebäude besitzen eine innere Qualität, die anderen Gebäuden in dem Maße nicht zukommt“, betont Bischof Manfred Scheuer. Sie sind Orte der Anbetung, mit denen die Lebensgeschichten von Menschen mit ihrer Beziehung zum Transzendenten verflochten sind. Kirchenräume haben ihre Anziehungskraft aufgrund ihrer spirituellen Dimension keineswegs verloren, sondern sie gewinnen an Attraktivität sogar für Menschen, die nicht religiös sozialisiert sind. So können sie in ihrer Funktion als Ort der Zuflucht wiederentdeckt werden – als ein ‚Obdach für die Seele für alle, die auf der Suche nach einem zweckfreien, nicht fremdbestimmten Platz sind.“

 

Superlative im Kirchenbau


Höchste Kirche: Der Linzer Mariendom ist nicht nur die höchste Kirche in Oberösterreich, sondern auch die Nummer zwei auf der Liste der höchsten Kirchen Österreichs: Er ist vom Fußboden im Inneren der Kathedrale bis zu seiner höchsten Stelle, dem Turmkreuz, rund 134 Meter hoch und liegt damit nur zwei Meter unter dem Wiener Stephansdom. 

 

Kirchen und Kapellen in OÖ

Der Linzer Mariendom ist die höchsten Kirche Oberösterreichs.  ©Diözese Linz | Martin Steinkellner


Älteste Kirche: Die unter Denkmalschutz stehende Martinskirche am Römerberg in Linz gilt als einer der ältesten kirchlichen Bauten Österreichs und ist die älteste Kirche Oberösterreichs. Die erste Nennung der Kirche als „capella“ geht auf das Jahr 799 zurück.

 

Kirchen und Kapellen in OÖ

Martinskirche Linz © Gerlinde Miesenböck


Jüngste Kirche: Die jüngste Kirche in Oberösterreich ist die 2010 dem heiligen Franz von Sales geweihte Kirche der jetzigen Pfarrgemeinde Urfahr-Lichtenberg. Damit liegen zwischen dem Bau der ältesten und der jüngsten insgesamt 1.211 Jahre.


Kleinste/höchstgelegene Kirche: Das kleinste Kirchengebäude in Oberösterreich ist die unter Denkmalschutz stehende Dachsteinkapelle bei der Simonyhütte auf dem Dachstein im Gemeindegebiet von Hallstatt. Diese liegt auf einer Seehöhe von 2206 Metern und ist damit zugleich die höchstgelegene Kirche der Diözese Linz. Die Kapelle wurde 1913 erbaut, 1914 geweiht und zuletzt 2015 saniert. Die Dachsteinkapelle ist auf einem der Linzer Domfenster abgebildet. Ein Nachbau steht seit 2010 auf dem Plattkopf im Zillergründl in den Zillertaler Alpen in Tirol.


Die Kirche mit den meisten Glocken: Die meisten Glocken – nämlich 22 Läuteglocken und zwei Schlagglocken – hängen im Stift St. Florian. Bei elf der zwölf Glocken des Hauptgeläutes handelt es sich um historische Originalinstrumente.

 

Das Großgeläut im Linzer Mariendom besteht aus sieben Glocken (Immaculata-, Josefi-, Petrus-, Pilger-, Agnes-, Maximilian- und Michaeliglocke) mit einem Gesamtgewicht von 17.700 Kilogramm. Sie wurden 1901 von Anton Gugg in Linz gegossen. Das Septimgeläute zählt zu den wenig vollständig erhaltenen Glockenanlagen aus der Zeit um 1900 im deutschen Sprachraum. Dazu kommen die zwei ältesten Glocken, Annaglocke und die Joachimsglocke, welche noch an ihrem ursprünglichen Platz inmitten zweier Strebetürmchen auf der umlaufenden Galerie der Votivkapelle hängen.

 

Die größte/schwerste Glocke: Diese hängt ebenfalls im Augustiner-Chorherrenstift St. Florian: Die Prälatenglocke, oder sogenannte „Angstglocke" aus dem Jahr 1717 ist auch die größte erhaltene historische Glocke Österreichs, sie wiegt 8.845 Kilogramm (und damit 700 mehr als die Linzer Immaculata) und hat einen Durchmesser von 2,45 Metern. Ihr Geläut erinnert an die Todesangst Jesu am Ölberg.

 

Kirchen und Kapellen in OÖ

8.845 Kilogramm wiegt die schwerste Glocke, die im Stift St. Florian hängt. © Diözese Linz/Enöckl


Die Kirchen mit den meisten Engeln: Das Stift Wilhering ist wohl die „engelsreichste“ Kirche Oberösterreichs. In der Stiftskirche drücken rund 800 Engel ihre Freude über die Aufnahme Mariens in den Himmel aus. In der Linzer Ursulinenkirche tummeln sich um die 400 Engel. Allein 100 sind im barocken Hochaltarbild von Martino Altomonte zu finden. In der barocken Pfarrkirche Garsten gibt es angeblich 365 Engel zu entdecken – einen für jeden Tag des Jahres.


Einsames Patrozinium: Nur eine einzige Kirche in Oberösterreich – nämlich die Pfarrkirche in Treffling – ist Christus, dem Auferstandenen geweiht, wogegen in 66 Kirchen (von Aigen bis Zwettl) zu Mariä Himmelfahrt das Patrozinium gefeiert wird.


Jede Menge Kapellen: Weng im Innkreis könnte man durchaus als „Ort der Kapellen" bezeichnen, gibt es doch dort 13 Exemplare: Pestkapelle (Weng), Elendkapelle (Mankham), Stauberkapelle (Hauserding), Stögerkapelle (Bauerding), Prenningerkapelle (Buch), Hoferkapelle (Riedlham), Stögerkapelle (Elling), Weldlkapelle (Weng), Pieringerkapelle (Pirath), Growaldkapelle (Hunding), Hoferkapelle (Weng), Freitzkapelle (Bergham), Brandlkapelle (Bergham).

 

Allerlei Kuriositäten


Schiefe Kapellen: Am Traunsee steht die 1965 errichtete „schiefe Pfarrhofkapelle zu Gmunden“. Eine Wasserquelle, die durch den Kirchenplatz geht, hat das Gebäude auf der einen Seite sinken lassen, auf der anderen Seite wurde sie durch Wurzeln von Bäumen angehoben, wie Pfarrer Gerald Geyrhofer weiß. 2020 wurde die Kapelle auf Wunsch des Stadtpfarrers restauriert und zu Ehren der heiligen Georg und Hubertus geweiht. Nach Ansicht von Experten würde die Kapelle auseinanderbrechen, wenn man versuchen würde, sie geradezurichten. 


Bekannte schiefe Kapellen gibt es auch anderswo: etwa in Feldkirchen/Donau: Die „schiefe Kapelle auf dem Reuterhügel“ ist ein beliebtes Wanderziel in Unterhart. Vor ihrer Renovierung 2015 hatte die Kapelle eine Neigung von 35 cm aufgewiesen.


Schiefe Kirchen/Kirchtürme: Nicht nur Kapellen, auch so mancher Kirchturm kann sich der Schwerkraft nicht widersetzen: In Scharten hat sich der 500 Jahre alte Kirchturm der Pfarrkirche im vergangenen Jahrhundert um 13 Zentimeter geneigt. Nun soll er mit Betoninjektionen stabilisiert und saniert werden, ehe die Außenrenovierung des Kirchenschiffes sowie die Neugestaltung des Außenplatzes in Angriff genommen werden können.


Auch die Pfarrkirche hl. Martin in Diersbach ist in Schieflage geraten. Die Kirche steht auf einem rutschenden Hang, ihr Turm gilt als „Schiefer Turm“ mit einer Neigung von fast einem Meter. Zwischen 1988 und 1991 wurden der Hang mit Schrägankern und die Fundamente mit bis zu 14 Meter langen Bohrpfählen in den Untergrund stabilisiert. 


Ebenfalls nicht ganz gerade ist der 58 Meter hohe Turm in der St.-Martins-Kirche in Peuerbach. Der „Schiefe Turm zu Peuerbach“ hat seinen derzeitigen Zustand schon seit über 200 Jahren. Bereits 1832 wurde unter Pfarrer Josef Bartsch die Stützmauer an der Südseite des Turmes angebaut, da man damals schon die leichte Neigung des Turmes erkannte. In den letzten Jahren wurde regelmäßig diese Neigung gemessen, aber es trat keinerlei Verschlechterung ein.


Mumien: In der Pfarrkirche St. Thomas am Blasenstein gibt es eine besondere Attraktion. Die als „luftg’selchter Pfarrer“ bekannte Mumie des (vermutlich) 1746 mit 37 Jahren verstorbenen Pfarrvikars Franz Xaverius Sydler de Rosenegg. Auch in Hellmonsödt und in der Stiftskirche Waldhausen sind Mumien bestattet. Im Alten Dom in Linz befindet sich das Grab von Maria Elisabeth, einer Tochter der Kaiserin Maria Theresia.


Besondere Kapellen: Die Lourdeskapelle in Rohrbach-Berg wird auch Teufelskapelle genannt. Dies basiert auf einer Sage, wonach sich ein Mädchen dort vor dem Teufel in Sicherheit gebracht hatte. Dieser stampfte vor der Kapelle auf – und nach wie vor sind seine Abdrücke im Stein sichtbar.

 

Ein Unikat ist auch die „Mostkeller Kapell’n zu Plesching“ in der Gemeinde Steyregg. Der unter der Kapelle in den Berghang gesetzte Mostkeller diente im Zweiten Weltkrieg der Bevölkerung als Luftschutzkeller. 


Besondere Kirchen: In der unter Denkmalschutz stehenden Filialkirche St. Isidor (Kirche der Pfarrgemeinde Leonding-Hart-St. Johannes) wird die körperliche mit der seelischen Erbauung kombiniert. Der zweistöckige Bau in der Kinderdorfanlage St. Isidor der Caritas ist eigentlich eine Mehrzweckanlage. Während sich Kinder, Jugendliche und Erwachsene in der Turnhalle im Erdgeschoß nach Lust und Laune austoben können, streben Gläubige über eine Treppe in der offenen Vorhalle in den Kirchenraum im Obergeschoß.


Kirchen mit einem Heilig-Geist-Loch: Im Gewölbe vieler Kirchen gibt es ein sogenanntes „Heilig-Geist-Loch“ (Himmels- oder Pfingstloch). Es soll dem Heiligen Geist gleichsam eine „hindernisfreie“ Herabkunft auf die Gemeinde ermöglichen. Die Öffnung diente dazu, während des Pfingstgottesdienstes eine weiße Taube als Symbol für den Heiligen Geist freizulassen, bzw. ein Holztaube herunterzulassen. Allerdings haben Heilig-Geist-Löcher eine wichtige Funktion für das Raumklima. Man sollte die Öffnungen nie verschließen, denn dadurch unterbindet man die Umluft, was bis hin zu Schimmelbildung führen kann und sich auf die gesamte Ausstattung auswirkt. „Heilig-Geist-Löcher“ mit schönen Abdeckungen finden sich etwa in der Pfarrkirche Ansfelden, der Kalvarienbergkirche Neumarkt im Hausruckkreis und in der Pfarrkirche Peuerbach. In der Wallfahrtskirche St. Thomas am Blasenstein befinden sich sogar drei.  

 

Holzkirche: Ein ganz besonderes Flair bietet die Barackenkirche Nöstlbach in der Gemeinde St. Marien. Die dem heiligen Pankratius geweihte Filialkirche steht unter Denkmalschutz und ist die letzte noch erhaltene und als Kirche genutzte Barackenkirche in Österreich. Ursprünglich stand der Holzbau als Notkirche im Flüchtlingslager 59 in St. Martin bei Traun. 1962 wurde er nach Nöstlbach übersiedelt und 1963 aufgestellt. Zum 50-jährigen Jubiläum der Barackenkirche in Nöstlbach im Jahr 2013 wurde die Kirche saniert. 


„Bründlkapellen“: Wasser, das aus der Erde sprudelt, wird seit Jahrhunderten an manchen Stellen als besonders wohltuend und heilsam empfunden. Auch in Oberösterreich wurde über zahlreichen Quellen, über die sich zumeist Sagen über Heilungen ranken, Kapellen errichtet. Beispiele sind das Hedwigsbründl in Bad Zell, das Maria Bründl in St. Oswald bei Freistadt (Loischerbründl), die Bründlkapelle in Antiesenhofen oder die Brunnenkapelle bei der Juliusquelle in Feldkirchen/Donau.

 

 

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