Umkehr und Versöhnung als Weg zum Leben
Zahlreiche Gläubige waren am 28. März 2025 der Einladung zum diözesanen Umkehr- und Versöhnungsgottesdienst mit Bischof Manfred Scheuer im Linzer Mariendom gefolgt. Er fand im Rahmen des Heiligen Jahres statt, das Papst Franziskus für 2025 ausgerufen hat und das unter dem Thema „Pilger der Hoffnung“ steht. Für Christinnen und Christen bietet das Heilige Jahr die Chance zur Vertiefung ihrer Beziehung zu Jesus Christus, zu Umkehr und geistlichem Wachstum. Vergebung, Gerechtigkeit, Befreiung, Aufbruch und Pilgerschaft sind dabei Schlüsselbegriffe. Daher standen diese Themen auch im Zentrum des Gottesdienstes mit Bischof Scheuer.
Zentrales Element der Feier war das Licht als Symbol für Gott, das bereits im Eingangslied – der Hymne zum Heiligen Jahr – besungen wurde: „Licht des Lebens, Flamme unsrer Hoffnung“. Diakon Peter Schwarzenbacher trug beim Einzug eine große Kerze, die mit dem Logo des Heiligen Jahres verziert war. Bischof Manfred Scheuer in seinen einführenden Worten: „Auf Jesus Christus blicken wir in dieser Feier. Er ist für uns Mensch geworden. Voll Vertrauen gehen wir mit ihm unseren Weg. Durch die Taufe sind wir in besonderer Weise zu seiner Nachfolge berufen. Er hat uns erleuchtet und gesalbt mit der Kraft des Geistes. Er geht alle Wege mit und stärkt uns im Bemühen, dieses Licht, das er für uns ist, dieses Licht, das Menschen aufrichtet und mit Zuversicht erfüllt, in unserer Welt aufleuchten zu lassen.“
Nach inhaltlichen Impulsen zum Thema Umkehr und Versöhnung – Bischof Scheuer zufolge „keine statischen, sondern dynamische Prozesse, die sich Schritt für Schritt entfalten“ – entzündete der Bischof eine Kerze am Licht der großen Kerze. Das Licht wurde an alle Mitfeiernden ausgeteilt. Mit den brennenden Kerzen in den Händen zog die Feiergemeinde in einer Lichterprozession vom Altarraum durch den Kapellenkranz. Bischof Scheuer: „Wir werden im Heiligen Jahr ermutigt, als Pilgerinnen und Pilger der Hoffnung gemeinsam aufzubrechen und einen Weg der Umkehr zu gehen. Mit Kerzen in unseren Händen dürfen wir uns vom Licht Christi leiten lassen. Möge es uns neu aufrichten und mit Zuversicht erfüllen.“ Zurück im Altarraum, wurden die Kerzen in vorbereitete Schalen mit Sand gesteckt, wo sie während des Gottesdienstes weiter leuchteten. Nach dem gemeinsamen Schuldbekenntnis der Feiergemeinde betete Bischof Scheuer: „Nachlass, Vergebung und Verzeihung unserer Sünden gewähre uns der allmächtige und barmherzige Herr.“
© Diözese Linz / Thomas Markowetz
Den Geschmack des Lebens wiederfinden
In seiner Predigt betonte Bischof Scheuer, Buße und Umkehr seien ein Weg zum Leben, zum Glück und zum guten Geschmack des Lebens. Gott wolle das gute und geglückte Leben des Menschen. „Ein Verstoß gegen das menschlich Gute, gegen das eigene Heil ist auch eine Beleidigung Gottes, und Sünde richtet sich gegen das eigene Wohl, gegen das eigene Glück.“ Sünde zerstöre das Leben zwischen den Menschen, zerstöre die Gemeinschaft. „Das Leben wird zum Kreisen um den eigenen Bauchnabel – da gibt es keine Empathie, keine Freude an der Gemeinschaft, kein Du. Sünde ist oft ein falsches Ideal vom Ich und vom Leben, ein falscher Daseinsentwurf: Sei es, dass man durch Genuss, Macht, Erkenntnis, Erlebnisse oder Strategien gottgleich sein will, sei es, dass man die eigenen Grenzen nicht anerkennen will oder kann“, so Scheuer.
Predigtgedanken von Bischof Manfred Scheuer zum Nachlesen
Bischof Manfred Scheuer: "Gott will das gute und geglückte Leben des Menschen."
© Diözese Linz / Thomas Markowetz
So wie in der Corona-Zeit viele Menschen den Geschmackssinn verloren hätten, so könne man den Geschmack am Leben verlieren. Was bleibe, sei die Resignation, die kein Gespür für das Gute habe und das Böse nicht mehr erkennen lasse. Gerade in kritischen Zeiten sei es wichtig, die Schönheit des Glaubens in den Blick zu nehmen. Der Bischof zitierte in diesem Zusammenhang Papst Benedikt XVI.: „Am Anfang des Christseins steht nicht ein ethischer Entschluss oder eine große Idee, sondern die Begegnung mit einem Ereignis, mit einer Person, die unserem Leben einen neuen Horizont und damit seine entscheidende Richtung gibt. … Die Liebe ist nicht mehr nur ein ‚Gebot‘, sondern Antwort auf das Geschenk des Geliebtseins, mit dem Gott uns entgegengeht.“ Der Geschmack Jesu, so Scheuer, sei „ein Geschmack der Freundschaft und Gemeinschaft, ein Geschmack der Ruhe und des Friedens“.
Die Seele brauche die Nahrung der Liebe und der Schönheit. „Die Seele wird genährt durch einen Blick auf Blumen, ein Erleben der Natur, ein gutes Buch, eine berührende Symphonie, durch die innere Schönheit von Menschen. Und wir dürfen durchaus die Schönheit des Glaubens in der Liturgie, in Musik und Kunst, in Ritualen und Wallfahrten zeigen. Wenn wir durch die Schönheit den Fragen unseres Lebens begegnen, wird sie zu einem Weg tiefer innerer Reflexion und Spiritualität“, so der Bischof. Der Blick für das Schöne mache nicht blind für die Nöte anderer, denn: „Wer mit Augen Jesu sehen lernt, der wird zu einem empfindsamen Menschen, gerade auch für den anderen. Jesu Sehen führt in menschliche Nähe, in die Solidarität, in das Teilen der Zeit, das Teilen der Begabungen und auch der materiellen Güter.“
Am Ende des Gottesdienstes segneten Bischof Manfred Scheuer, Diakon Peter Schwarzenbacher und Domkapitular Michael Münzner die Mitfeiernden einzeln und ganz persönlich.
Einzelsegen am Ende des Gottesdienstes. © Diözese Linz / Thomas Markowetz
„Leihkerze“ für das Heilige Jahr
Die Kerze zum Heiligen Jahr, die beim Gottesdienst im Mariendom leuchtete, wurde in liebevoller Handarbeit gestaltet. Während des Heiligen Jahres soll sie auch in anderen Pfarrgemeinden zum Einsatz kommen. Sie kann kostenlos für verschiedene Feiern rund um das Heilige Jahr ausgeliehen werden.
Anfragen bitte an: Fachstelle Liturgie der Diözese Linz | 0732 7610-3121 | liturgie@dioezese-linz.at
Informationen zum Heiligen Jahr unter www.dioezese-linz.at/heiliges-jahr