Donnerstag 27. März 2025

80. Todestag von Marcel Callo: Ein Lebenszeugnis, das Vorbild und Auftrag ist

Unter dem Titel „Glaube, Arbeit, Widerstand“ stand am 22. März 2025 ein Tag in St. Georgen an der Gusen und Mauthausen, der dem Gedenken an Marcel Callo gewidmet war. Eine neue Broschüre nimmt Leben, Sterben und Strahlkraft des „Apostels der Arbeiter“ in den Blick.

St. Georgen an der Gusen und die KZ-Gedenkstätte Mauthausen standen am 22. März 2025 im Zeichen von Marcel Callo: Am Vormittag gab es für Interessierte die Möglichkeit, an einer Führung mit Gusen-Experte Rudolf Haunschmied teilzunehmen. Am Nachmittag wurde bei einer internationalen Feier mit etwa 100 Gästen im „Haus der Erinnerung“ jenes französischen Jugendlichen gedacht, der vor 80 Jahren – am 19. März 1945 – im Außenlager Gusen II ermordet worden war. Marcel Callo kam am 6. Dezember 1921 in Rennes als Kind einer bretonischen Arbeiterfamilie zur Welt. Er erlernte den Beruf des Buchdruckers, engagierte sich bei den Pfadfindern und der Katholischen Arbeiterjugend. 1943 wurde er kurz vor der Verlobungsfeier zum Zwangsarbeitsdienst nach Deutschland rekrutiert. Aufgrund seiner katholischen Organisationsarbeit verhaftete ihn dort im April 1944 die Gestapo. Nach der Haft in Gotha und den KZs Flossenbürg und Mauthausen wurde das Lager Gusen II und die Stollenanlage „Bergkristall“ zum Leidensort Callos. Gemartert und völlig entkräftet, starb er 23-jährig am 19. März 1945 im „Sanitätslager“ von Mauthausen, wo seine Leiche anschließend verbrannt wurde.

 

Galt Marcel Callo nach Kriegsende infolge zweier Buchveröffentlichungen zunächst als eine Brückenfigur für die französisch-deutsche Aussöhnung, strich die Kirche mit der Seligsprechung durch Papst Johannes Paul II. am 4. Oktober 1987 seine Vorbildfunktion für die Sendung der Laien hervor. Marcel Callos jugendlicher Eifer, sein Einsatz für christliche Solidarität und die Stärkung der christlichen Arbeiterjugend hat ihn für Menschen weltweit zum Vorbild gemacht; er hat auch die Arbeiterpastoral der Diözese Linz, besonders unter Bischof Maximilian Aichern, wesentlich inspiriert. In Linz-Auwiesen wählte die Pfarrgemeinde für die am 6. Dezember 1998 geweihte Pfarrkirche Marcel Callo zu ihrem Pfarrpatron. Darüber hinaus ist er in der Elfenbeinküste, in Burkina Faso und den USA Namensgeber von Kirchen, Straßen und Schulen. 2023 wurde der selige Jugendliche in Lissabon als Mitpatron des Weltjugendtags vorgestellt, und auch seine Heiligsprechung ist im Laufen.

 

Das Gedenken „Ein Tag mit Marcel Callo“ am 22. März 2025 wurde von der Diözese Linz gemeinsam mit dem Franz und Franziska Jägerstätter Institut, der Katholischen Jugend, der Katholischen Arbeitnehmer:innenbewegung, der Katholischen Aktion, den Pfadfinder:innen und dem Mauthausen-Komitee organisiert. Höhepunkte des „Tages mit Marcel Callo“ waren die Gedenkführung am Vormittag und der Festakt am Nachmittag in St. Georgen/Gusen, die Präsentation einer neuen Broschüre über Marcel Callos Leben sowie der Gedenkgottesdienst in der Lagerkapelle mit dem Linzer Diözesanbischof Manfred Scheuer und dem Erzbischof von Rennes Pierre d'Ornellas. Aus Frankreich angereist waren auch Marcel Lemesle, der Neffe von Marcel Callo, Michel Chauvin, Patenkind der Verlobten Marcel Callos, der Postulator von Callos Heiligsprechung Thomas Gueydier sowie Pierre-François Jan, Leiter des Marcel Callo Festivals in Rennes 2024.

 

 

V. l.: Lisa Weingartsberger (Katholische JugendJ), Heinz Mittermayr (KAB), Barbara Fuchsluger-Hannerer (Pfarre Linz-Marcel Callo), Bischof Manfred Scheuer, Landeshauptmann Thomas Stelzer, Marcel Lemesle (Neffe Marcel Callos), Erzbischof Pierre d'Ornellas (Erzdiözese Rennes), Michel Chauvin (Patenkind der Verlobten Marcel Callos), Rudolf Haunschmied (Vorstandsmitglied Gedenkdienstkomitee Gusen), Thomas Gueydier (Postulator Heiligsprechung Marcel Callo), Jean-Pierre Jan (Leiter Marcel Callo Festival in Rennes 2024), Andreas Schmoller (Leiter FFJI), sitzend: Bischof em. Maximilian Aichern. © Bernhard Wizany

 

 

Gedenkfeier im Haus der Erinnerung in St. Georgen an der Gusen

 

Beim Festakt zur Gedenkfeier am Nachmittag im Haus der Erinnerung in St. Georgen an der Gusen sprachen u. a. Landeshauptmann Thomas Stelzer, Bischof Manfred Scheuer, Bischof em. Maximilian Aichern, der Erzbischof von Rennes Pierre d'Ornellas, der Präsident des Internationalen Mauthausen Komitees Guy Dockendorf, Rudolf Haunschmied vom Gedenkdienstkomitee Gusen und die Bundesvorsitzende der Katholischen Arbeitnehmer:innen Bewegung Österreich (KABÖ) Anna Wall-Strasser. Andreas Schmoller, Leiter des Franz und Franziska Jägerstätter Instituts an der KU Linz, stellte die neue Publikation „Marcel Callo – Christ und Märtyrer“ und ein Lebensbild Callos vor. Die musikalische Gestaltung des Festakts übernahmen die Landesmusikschule St. Georgen an der Gusen und die Lebenshilfe St. Georgen an der Gusen.

 

Mit vielen Gestaltungselementen rückten die Feiern zum 80. Todestag den NS-Märtyrer in die Gegenwart: Zu sehen war etwa ein von Christoph Fuchs, dem Pfarrgemeinderatsobmann der Pfarre Linz-Marcel Callo, gestaltetes neues Bild des Seligen sowie ein originaler Buchdrucker-Setzkasten aus Callos Zeit, mit dessen Lettern der Schriftzug „Glaube – Arbeit – Widerstand“, das Motto der Gedenkfeiern, gestaltet wurde. Der Setzkasten, organisiert von Martin Kranzl-Greinecker, und das Bild von Christoph Fuchs sollen bei einer geplanten Sonderführung durch den KZ-Stollen Gusen am 10. Mai dort hinterlassen werden.


Die Katholische Jugend brachte Marcel Callo mit der interaktiven Präsentation eines eindrücklichen Videoprojekt ins Hier und Heute: Wie hätte der Selige in aktuellen Situationen der Ausgrenzung und Entwürdigung in Alltag und Arbeitswelt reagiert? Und wie können wir selbst reagieren?

 

 

Landeshauptmann Stelzer: Auftrag und Ermutigung für ein menschenwürdiges Miteinander

 

In seinem Grußwort wies Landeshauptmann Thomas Stelzer darauf hin, dass in den vergangenen Jahrzehnten – nach dem Ende der Nazi-Herrschaft vor 80 Jahren – die Menschen gemeinsam „ein Land mit starkem Rückhalt in der Gemeinschaft, auch ein Land voll Wohlstand und Sicherheit, Gott sei Dank auch ein Land voll Frieden“ geschaffen hätten, weil viele Verantwortung übernommen hätten. „Zu dieser Verantwortung gehört, dass wir die Geschichte erforschen, sie wachhalten, sie immer auch zugänglich machen und dass wir vor allem auch den Opfern und Angehörigen Respekt zollen“, damit sich die Ereignisse von damals nicht wiederholten. Marcel Callo sei in Oberösterreich von den Nationalsozialisten ermordet worden, aber, so Stelzer: „Was ihm die Täter damals und bis heute nicht nehmen konnten, war die Überzeugung, die ausstrahlte, die weit über seinen irdischen Tod hinausstrahlt, die ihn auch zum Vorbild hat werden lassen. Er ist besonders in unserem Land und in unserer Diözese zu einem sehr besonderen Seligen und zu einem Vorbild geworden.“ Der Landeshauptmann dankte allen, die sich beim Gedenken engagieren. „Das Schicksal und das Beispiel Marcel Callos ist für uns ein Auftrag, aber auch eine Ermutigung, dass es immer möglich ist, für das gute und menschenwürdige Miteinander einzutreten. Und dem wollen wir uns verpflichtet fühlen.“

 

Landeshauptmann Thomas Stelzer

Landeshauptmann Thomas Stelzer. © Bernhard Wizany

 

Erzbischof d’Ornellas: Besonderes Band zwischen den Diözesen Rennes und Linz

 

Der Erzbischof von Rennes Pierre d’Ornellas schilderte zunächst seinen ganz persönlichen Bezug zu Marcel Callo: „In gewisser Weise war es der selige Marcel Callo, der mich in Rennes willkommen hieß. Ich wurde am 27. März 2007 zum Erzbischof von Rennes ernannt. Sechs Monate später, am 4. Oktober 2007, fand zum 20. Jahrestag seiner Seligsprechung die Messe in der Kirche Saint-Aubin, der Taufkirche von Marcel, statt. Ich war beeindruckt von der Anwesenheit ausländischer Delegationen: Sie zeugten von der Ausstrahlung von Marcel. Dort hatte ich innerlich das sehr deutliche Gefühl, dass Marcel lebendig, jung und fröhlich war.“

 

D’Ornellas berichtete von Initiativen in Frankreich mit dem Ziel, Marcel Callo jungen Menschen nahezubringen. Erst vor ein paar Jahren seien auch 97 Briefe, die Marcel Callo während der Zeit der Zwangsarbeit in Thüringen und der Haft in Gotha an seine Verlobte Marguerite Derniaux geschrieben hatte, aufgetaucht. Der Erzbischof zeigte den Anwesenden einen Originalbrief dieser Sammlung und las daraus vor. Das theologische Institut der Erzdiözese Rennes von Thomas Gueydier wird mit dem Linzer Jägerstätter-Institut eine Kooperation eingehen, um sowohl diese Briefe Callos als auch den gesamten Briefwechsel mit seiner Familie in mehreren Sprachen im Rahmen einer digitalen Edition zu veröffentlichen.

 

Er sei sehr dankbar, dass er nun den Ort besuchen dürfe, wo Marcel Callo seinen Lebensatem am 19. März 1945 ausgehaucht habe, so d’Ornellas. An Bischof Manfred Scheuer gewandt betonte der Erzbischof von Rennes: „Unsere beiden Diözesen sind durch ein besonderes Band verbunden: das Band der Heiligkeit durch die leuchtende Gestalt von Marcel, der vor 80 Jahren das Licht der Hoffnung in der Finsternis der nationalsozialistischen Barbarei erstrahlen ließ. Mögen wir gemeinsam ermutigt werden, das Licht der Hoffnung in unserer Zeit erstrahlen zu lassen!“

 

Der Erzbischof von Rennes Pierre d'Ornellas

Der Erzbischof von Rennes Pierre d’Ornellas, hinten Pastoralassistentin Barbara Fuchsluger-Hannerer
(Pfarre Linz-Marcel Callo). © Bernhard Wizany

 

Anna Wall-Strasser: Am Ort der Arbeit das Evangelium leben

 

Anna Wall-Strasser, Bundesvorsitzende der Katholischen Arbeitnehmer:innen Bewegung Österreich (KABÖ), erinnerte sich daran, dass das Lebenszeugnis von Marcel Callo die Aktivist:innen und Verantwortlichen der Katholischen Arbeiterjugend (KAJ) in den 1980er Jahren von Beginn an stark beeindruckt habe. „Als Arbeiter zum Apostel berufen zu sein, am Ort der Arbeit und im Lebensumfeld das Evangelium zu leben und die Würde eines jeden Menschen hochzuhalten, war auch jedem Mitglied der KAJ in Österreich wichtig, gehörte quasi zur DNA“, so Wall-Strasser. Im Betrieb, am Arbeitsplatz die eigene Berufung zu leben, damit genau dort Menschlichkeit und Würde erfahrbar werde, sei bis heute ein zentraler Auftrag in der christlichen Arbeiter:innenbewegung. Was könne man nun heute aus dem Martyrium von Marcel Callo lernen? Anna Wall-Strasser dazu: „Dass aus dem Glauben, aus einer inneren Haltung ein Verhalten folgt, das in den herrschenden Verhältnissen einen Unterschied macht und damit die Verhältnisse ändert. In einer Umgebung von für uns unvorstellbaren Bösartigkeit war Marcel Callo gut. Durch ein Lächeln, durch seinen Zuspruch gab er Hoffnung. Das machte einen Unterschied. Er war der Unterschied. Das ist es, was auch heute gilt: aus einer tiefen jesuanischen Glaubenshaltung uns so zu verhalten, dass es einen Unterschied macht, und dadurch Verhältnisse zu ändern.“

 

Anna Wall-Strasser, Bundesvorsitzende der Katholischen Arbeitnehmer:innen Bewegung Österreich

Anna Wall-Strasser, Bundesvorsitzende der Katholischen Arbeitnehmer:innen Bewegung Österreich (KABÖ).
© Bernhard Wizany

 

 

Andreas Schmoller: Neue Broschüre „Marcel Callo – Christ und Märtyrer“

 

Der Historiker und Theologe Andreas Schmoller, Leiter des Franz und Franziska Jägerstätter Instituts an der KU Linz, skizzierte ein Lebensbild von Marcel Callo und stellte als Herausgeber die neue Publikation „Marcel Callo – Christ und Märtyrer“ vor – die erste deutschsprachige Veröffentlichung über Callo nach über 30 Jahren. Herausgeber Andreas Schmoller konnte hierfür Beitragende aus Frankreich und Österreich gewinnen. Sein Ziel war, für den deutschsprachigen Raum eine wissenschaftlich aktuelle und zugleich niederschwellige Annäherung an Marcel Callos Leben und dessen posthume Ausstrahlung anzubieten. Die Broschüre sei „der Versuch, Marcel Callo in der Diözese Linz und darüber hinaus neu zu entdecken“, so Schmoller.

 

Beiträge zum 56-seitigen Werk verfasst haben Bischof em. Maximilian Aichern, die französischen Historiker Marc Bergère und Samuel Gicquel, Christoph Fuchs als Obmann des Pfarrgemeinderates der Pfarre Linz-Marcel Callo und Rudolf A. Haunschmied, Vorstandsmitglied des Gedenkdienstkomitees Gusen. Letzterer hat sich mit Marcel Callos Leiden in der Gusener Stollenanlage „Bergkristall“ auseinandergesetzt. Callos Martyrium sei „schlimmer als alles, was wir aus Antike und Mittelalter kennen“, gewesen – „und das am Boden unserer Heimat“, bemerkt Verfasser Haunschmied. Callo sei „nur im Kontext der menschengemachten Hölle zu verstehen“, in der er jene Grundhaltung gelebt habe, die sein Sterben so außergewöhnlich gemacht habe.

 

Andreas Schmoller, Leiter des Franz und Franziska Jägerstätter Instituts Linz

Andreas Schmoller, Leiter des Franz und Franziska Jägerstätter Instituts und Herausgeber der neuen Publikation zu Marcel Callo. © Bernhard Wizany

 

Weitere Beiträge behandeln die Lebensgeschichte des Seligen aus französischer Sicht, sein Gedächtnis und seine Ausstrahlung, seine Bedeutung für die heutige Jugend sowie auch die 1998 geweihte „Kirche in der Tuchfabrik“ in Linz-Auwiesen, die Marcel Callo geweiht ist. Im Kirchenraum erinnert ein Bild von Künstler Peter Huemer an den Pfarrpatron. Seit 2014 ist dort auch eine Tafel mit einem Zitat aus Marcel Callos letztem Brief zu finden: „Glücklicherweise gibt es einen Freund, der mich nicht einen einzigen Augenblick verlässt …“ Pastoralassistentin Barbara Fuchsluger-Hannerer aus der Pfarre Linz-Marcel Callo in der Broschüre: „Marcel Callo, sein Gottvertrauen, sein Glaube, sein Arbeiten, sein Engagement, sein Leben, sein Lieben, seine Zuversicht, sein Sterben tragen und prägen unseren Kirchenraum, unsere Pfarrgemeinde und die Menschen, die hier ihr Leben und ihren Glauben feiern. Mit seiner Geschichte gibt Marcel uns allen Halt, Ermutigung und Hoffnung.“

 

Marcel Callo – Christ und Märtyrer

Hrsg. von Andreas Schmoller
(Franz und Franziska Jägerstätter Institut, Katholische Privat-Universität Linz)

© Linz 2025

 

Verlag und Vertrieb:

Edition R3

ISBN 978-3-903239-09-8

 

Erhältlich um den Preis von 8 Euro zuzüglich Versandkosten bei:

Mag. Bernhard Kagerer, Rutzenmoos | bernhard.kagerer@inode.at

 

Neue Publikation zu Marcel Callo

Die neue Publikation zu Marcel Callo. © Bernhard Wizany

 

 

Bischof em. Aichern: „Ein Heiliger unserer Zeit“

 

Der emeritierte Linzer Bischof Maximilian Aichern ist mit dem Seligen eng verbunden und setzt sich bis heute unermüdlich für das Gedenken an Marcel Callo ein. In seinem Beitrag zur neuen Broschüre erinnert Aichern sich an viele Gespräche und Veranstaltungen, in deren Zentrum Callos „Beispiel in den Arbeits- und Konzentrationslagern, sein Dienst an der Jugend und an Mitgefangenen und Mitleidenden, seine Anliegen sowie die erhaltenen Briefe und seine Glaubensverkündigung“ standen. „Sein Glaube an Jesus Christus hat ihm die Kraft zum Widerstand, zum Durchhalten in härtesten Situationen gegeben. Marcel Callo ist wirklich ein Heiliger unserer Zeit. Er hat für uns gerade heute eine große Bedeutung. Er kann uns zu unseren Anliegen und Aufgaben viel aufzeigen. Seine Begeisterung für die Aufgabe der Kirche auch in schwerster Zeit, sein Einsatz für die Arbeiter:innen, besonders für die jungen Arbeiter:innen, können uns in unserem Bemühen m menschliche Solidarität gerade in der Arbeitswelt bestärken, können uns ermutigen, das Positive in der heutigen Kirche zu sehen und zu verstärken. Sie laden uns ein, an Jesu Auferstehung, an das Gute zu glauben, an die Kraft unseres Einsatzes“, so Aichern in seinem Publikations-Beitrag.

 

Im Rahmen des Festakts betonte Bischof em. Aichern „Gottes- und Nächstenliebe ist unser christlicher Auftrag. Das Leben ist das fünfte Evangelium. Spricht das nicht auch Marcel Callo zu uns? War es nicht so in seinem Leben? Halten wir die Memoria aufrecht, für uns und damit auch künftige Generationen das Vorbild dieses Seligen – gebe Gott, Heiligen – erkennen und danach leben.“

 

Bischof em. Maximilian Aichern

Bischof em. Aichern, unermüdlich im Einsatz für das Gedenken an Marcel Callo. © Bernhard Wizany

 

Bischof Scheuer: „Erinnerung an Marcel Callo nimmt den Kern von Ostern in den Blick“

 

Bischof Manfred Scheuer unterstrich in seinem Schlusswort: „Die Erinnerung an Marcel Callo hält uns etwas vor Augen, was wir uns in dieser grauenvollen Grenzsituation des Konzentrationslagers kaum vorstellen können: Nämlich, was es für Christen heißt, aus dem Glauben an die Auferstehung heraus zu leben und zu handeln. Die Erinnerung an Marcel Callo, an sein Leben und sein Wirken im KZ, nimmt den Kern von Ostern in den Blick und somit letztendlich das, was unseren Glauben begründet. Die Erinnerung an Marcel Callo ist deshalb nicht ein geschichtlicher Rückblick auf eine außergewöhnliche Biografie, die man in gewisser Regelmäßigkeit hervorholt. Sie ist vielmehr eine unser Glaubensverständnis vertiefende und deswegen zeitunabhängige Aktualisierung christlicher Existenz.“

 

Bischof Manfred Scheuer

Bischof Manfred Scheuer. © Bernhard Wizany

 

Gedenkgottesdienst in der Lagerkapelle Mauthausen

 

Nach dem Gedenken in St. Georgen an der Gusen gingen die Teilnehmenden den Weg vom ehemaligen „Sanitätslager“ zur Lagerkapelle in Mauthausen. Dort feierten der Linzer Diözesanbischof Manfred Scheuer, der Erzbischof von Rennes Pierre D’Ornellas und Pastoralassistentin Barbara Fuchsluger-Hannerer aus der Pfarre Linz-Marcel Callo einen Gedenkgottesdienst. Die musikalische Gestaltung übernahm der Mauthausener Chor „Musica Viva“, der auch ein von Alfred Hochedlinger komponiertes „Marcel-Callo-Lied“ zur Aufführung brachte.

 

 

Bischof Scheuer: Lebendiges Gedenken hilft, Hoffnung für die Zukunft in Europa zu haben

 

Bischof Manfred Scheuer in seiner Predigt: „Wer Marcel Callos gedenkt, der kommt an Mauthausen und an Gusen nicht vorbei. Dass wir hier in Oberösterreich eines französischen Seligen gedenken, liegt an den unheimlich schweren Steinen von Mauthausen, den unheimlich schweren Steinen unserer Geschichte, den unheimlich schweren Steinen der Verbrechen des nationalsozialistischen Regimes. Diese Steine können wir nicht einfach wegschaffen oder zertrümmern. Sie sind Teil jedes Gedenkens hier und an anderen Orten. Sie sind Teil des Gedenkens an Marcel Callo.“

 

Marcel Callo habe sich als Missionar verstanden, so Scheuer weiter. Erstaunlich sei, dass Marcel Callos Mission mittlerweile geografische, kulturelle und zeitliche Grenzen sprenge. „Seine Überzeugung, Christus zu verkünden, machte nicht an (Sprach-)Grenzen halt. Er ist christlicher Aktivist über den Tod hinaus, wenn man so will: Kirchen und Pfarrgemeinden im deutschsprachigen Raum tragen mittlerweile seinen Namen, Kirchen und Bildungseinrichtungen in Afrika ebenso. Seine Mission findet Einzug in päpstliche Lehrschreiben. Papst Franziskus erwähnt ihn im Apostolischen Schreiben ‚Christus vivit‘ explizit als Vorbild für die Jugendlichen.“ Papst Franziskus verstehe unter einer missionarischen Kirche eine Kirche, die sich an die Grenzen menschlicher Existenz vorwage. Mission sei ein Echo der Dankbarkeit, sie „ist Weitergabe der Liebe, die wir selbst erfahren haben“, zeigte sich Scheuer überzeugt. „Marcel Callo hat Mission als Weitergabe der Liebe verstanden, er hat weitergesagt, was ihn selbst getragen hat. Und er ist wirklich an die Ränder, an die Grenzen menschlicher Existenz, gegangen.“

 

Kraft gegeben habe Marcel Callo stets die Feier der Eucharistie. „Marcel Callo bezeichnet den Empfang der Kommunion als Freude. Freude, weil es in ihm die Zuversicht genährt hat, dass er nicht alleingelassen ist.“ Marcel Callo habe an eine neue Wirklichkeit geglaubt, an einen neuen Himmel und eine neue Erde, in denen Gerechtigkeit wohne – „und er hat diese Wirklichkeit ein Stück weit selbst bereits zu Lebzeiten verwirklicht“, so Scheuer.

 

Der Bischof dankte den Vertretern der Erzdiözese Rennes für den guten Austausch und die enge Verbundenheit. „Daran haben viele Personen großen Anteil – nicht zuletzt Bischof Maximilian Aichern. Unser Bindeglied ist Marcel Callo, unser Bindeglied ist nicht das Grauen, nicht die Barbarei und die Menschenverachtung, die an diesen Orten hier geschah. Die unheimlich schweren Steine von Mauthausen können paradoxerweise Fundamente für eine neue Kultur des Friedens und der Versöhnung sein. Denn diese unheimlich schweren Steine sind Mahnung und Auftrag, aus der Geschichte zu lernen und unser Gedächtnis zu reinigen. Ein lebendiges Gedenken hilft uns, Hoffnung für die Zukunft in Europa – aber auch darüber hinaus – zu haben. Eine Zukunft, die auf Versöhnung und Gerechtigkeit baut, eine Zukunft, die auf Frieden setzt, nicht auf Konflikt und Neid.“

 

Gedanken von Bischof Manfred Scheuer zum Nachlesen

 

Gedenkgottesdienst in der Lagerkapelle Mauthausen

Gedenkgottesdienst in der Lagerkapelle Mauthausen. © Martin Kranzl-Greinecker.

 

Tipp: Podcasts zum Thema „Marcel Callo“

 

Josef Froschauer, designierter Pastoralvorstand der künftigen Pfarre Perg  hat zwei Podcasts zu Marcel Callo gestaltet, die im Freien Radio Freistadt zu hören waren und nachzuhören sind:

 

RundUmKirche: Marcel Callo | cba – cultural broadcasting archive

Der selige Marcel Callo und seine Bedeutung für die Katholische Arbeitnehmer:innen Bewegung (KAB), Mauthausen und St. Georgen/Gusen.

 

Marcel Callo und der Ort seines Martyriums

Interviews mit Heinz Mittermayr (KAB) und Rudolf Haunschmied (Gedenkdienstkomitee Gusen)

 

 

Termin-Aviso: Sa., 10. Mai 2025, 13.30 – 15.00 Uhr

 

„Marcel Callo“-Führung in der Stollenanlage „Bergkristall“

Haus der Erinnerung, Marcel-Callo-Str. 3, 4222 St. Georgen/Gusen

Anmeldung erforderlich: 0732 76 10-3631, https://t.ly/N-SBV

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