Reflexions- und Gebetstag gegen Menschenhandel: Ein Netz knüpfen, das die Opfer auffängt

Papst Franziskus hat 2015 den 8. Februar als "Internationalen Gebets- und Reflexionstag gegen den Menschenhandel" festgelegt. Dieser Tag ist auch gleichzeitig der Gedenktag der Heiligen Bakhita, die als Kind auf sudanesischen Sklavenmärkten verkauft wurde. Nach ihrer Befreiung aus der Sklaverei lernte sie in Norditalien Ordensschwestern kennen und entdeckte schließlich selbst ihre Berufung zum gottgeweihten Leben. Als Ordensschwester des Canossa-Ordens wirkte sie bis zu ihrem Tod 1947 in Italien. Ihr Leben lang litt sie an den Traumata aus ihrer Kindheit. Josephine Bakhita wurde im Jahr 2000 von Papst Johannes Paul II. heiliggesprochen.
Die Salvatorianerin Sr. Maria Schlackl gründete 2014 die Initiative "Aktiv gegen Menschenhandel - aktiv für Menschenwürde in OÖ", die von SOLWODI (Solidarity with women in distress) getragen wird. Die Initiative hat sich zum Ziel gesetzt, gegen Gewalt an Frauen, Zwangsprostitution und Menschenhandel zu kämpfen. Sr. Schlackl und ihre Mitstreiterinnen und Mitstreiter wollen das Bewusstsein schärfen, dass diese moderne Form der Sklaverei in enormem Ausmaß existiert und Ausbeutung von Menschen - kaum bemerkt von der Öffentlichkeit - ein Milliardengeschäft darstellt.
"Wer sich vernetzt, wird wirksamer"
Um auf dieses Unrecht aufmerksam zu machen und es auch mit ins Gebet zu nehmen, luden Sr. Maria Schlackl und ihr Team von SOLWODI Linz am 8. Februar 2025 um 18.15 Uhr zu einem Gottesdienst im Linzer Mariendom ein, den die Initiative "Aktiv gegen Menschenhandel – aktiv für Menschenwürde in OÖ" gestaltete. Den Gottesdienst feierte Slawomir Dadas mit den Gläubigen, es musizierten P. Hans Eidenberger, Sr. Mirjam Schwaiger (Marienschwester vom Karmel), Sr. Elisa Gradauer (Kreuzschwester), Barbara Sereinig und Rebekka Sturmbauer.
Am Beginn führte die Salvatorianerin Sr. Maria Schlackl in das Leben von Josephine Bakhita ein und unterstrich einmal mehr das Anliegen ihrer Initiative: "Wir, die Initiative 'Aktiv gegen Menschenhandel – aktiv für Menschenwürde' engagieren uns für Frauen und Mädchen, die heute von Menschenhandel betroffen sind, oft unter sklavenähnlichen Verhältnissen leben müssen und sexuell ausgebeutet und missbraucht werden. Wir setzen uns vor allem durch Bewusstseinsbildung dafür ein, dass das verborgene Geschäft mit der WARE Mensch inmitten unserer Gesellschaft nicht länger als gegeben hingenommen werden darf."
Marianist P. Hans Eidenberger ergänzte: "So knüpfen wir direkt an das heutige Evangelium mit seinen Netzen an. Wer sich vernetzt, wird wirksamer. Während aber Menschenhändler professionell kriminelle Netzwerke knüpfen, um ihre Opfer einzufangen und um mit ihnen Geld zu machen, sucht Jesus Menschen, die mit ihm an einem rettenden und heilsamen Netz der Menschenwürde knüpfen. Ein Netz, das auffängt und in die Freiheit entlässt. Da knüpfen auch wir an mit unserem Netzwerk 'Aktiv gegen Menschenhandel – Aktiv für Menschenwürde' – im Auftrag Jesu!"
Im Schlussgebet, das des lebendigen und mutigen Zeugnisses der hl. Josephine Bakhita gedachte und zugleich den Blick auf die Opfer von Menschenhandel heute richtete, hieß es:
Halte unseren Blick offen für jeglichen Missbrauch von Menschenwürde und Menschenrechten:
Denn die im Stillen weinen, sieht man nicht.
Und denen vor Schmerz die Stimme versagt, hört man nicht.
Und die sich nicht mehr in ihrer Würde spüren, lass rühren an mein Gespür.
Die verheimlicht werden, brauchen unseren öffentlichen Auftritt.
Und die am Leid zerbrechen, brauchen unsere Zivilcourage.
© SOLWODI Linz
Betroffenheit und Fragen
Nach dem Gottesdienst waren alle Mitfeiernden zum Austausch im Domcenter eingeladen.
Beim Kirchenausgang konnte jede Person eine Frage oder ein Statement zu Menschenhandel ziehen - als Anregung zum Nachdenken und zum Austausch. Zwei Stunden lang kam es bei allen Tischgruppen zu intensiven Gesprächen, die entweder Betroffenheit oder weitere Fragen auslösten.
Sr. Maria Schlackl zieht Bilanz: "Wir von der Initiative 'Aktiv gegen Menschenhandel – Aktiv für Menschenwürde' gehen viele kleine Schritte, um den Wahnsinn Menschenhandel, der auch bei uns seinen Markt findet, ins Bewusstsein zu bringen und in der Folge einzudämmen – im besten Fall zu stoppen. Das wird noch dauern, solange nicht alle wirklich ernsthaft daran arbeiten – nicht zuletzt durch eine entsprechende Gesetzgebung, aber auch durch persönliche Reflexion, Bildung und Wertschätzung der Menschen-Würde."
Austausch und Begegnung im Domcenter. © SOLWODI Linz