Freitag 10. Januar 2025

Tag des Judentums und Gebetswoche für die Einheit der Christ:innen

Christliche Kirchen begehen am 17. Jänner 2025 zum 26. Mal den Tag des Judentums und von 18. bis 25. Jänner 2025 die Gebetswoche für die Einheit der Christ:innen unter dem Motto „Glaubst Du das?“.

Gebetswoche für die Einheit der Christ:innen


Die Anfänge der Gebetswoche für die Einheit der Christ:innen reichen bis ins frühe 20. Jahrhundert zurück. Seit den 1960er Jahren werden liturgische Materialien zur Verfügung gestellt, die für ökumenische Feiern vor Ort als Vorbereitungshilfe dienen. Die Texte werden jährlich von einer ökumenisch zusammengesetzten Gruppe aus wechselnden Ländern vorgeschlagen und vom Ökumenischen Rat der Kirchen (ÖRK) und dem Päpstlichen Rat zur Förderung der Einheit der Christ:innen adaptiert. Entsprechend der regionalen Vorbereitungsgruppe wird ein Thema und ein Schwerpunkt festgelegt. Das zur Verfügung gestellte Material enthält einen Entwurf für einen ökumenischen Gottesdienst, Bibeltexte und kurze Meditationen und Gebete für jeden der acht Tage. Weitere Informationen zur Geschichte der Gebetswoche.


Das Motto der Gebetswoche 2025 basiert auf einem Text aus dem Johannesevangelium und lautet „Glaubst Du das?“ (Joh 11,26). Das Motto geht auf den Dialog zwischen Jesus und Martha zurück, von dem der Evangelist Johannes erzählt. Dabei geht es um die Frage nach dem Vertrauen in die rettende Macht Jesu, die auch den Tod überwindet. Auch in den anderen biblischen Texten begegnet die Frage nach Glauben, Bekenntnis und Zeugnis.

 

Gebetswoche für die Einheit der Christ:innen


In vielen Teilen der Welt wird in der Woche zwischen 18. und 25. Jänner über alle Konfessionsgrenzen hinweg für die Einheit der Christ:innen sowie für Überwindung von Spaltung, Ungerechtigkeit und Ausgrenzung gebetet. Die Texte für die Gebetswoche für die Einheit der Christ:innen 2025 wurden von den Brüdern und Schwestern der Gemeinschaft von Bose in Norditalien vorbereitet.


Das 1700-Jahr-Jubiläum des ersten christlichen ökumenischen Konzils, das 325 n. Chr. in Nizäa in der Nähe von Konstantinopel stattfand, prägt ebenso die Gebetswoche. Dieses Gedenken bietet eine einzigartige Gelegenheit, den gemeinsamen Glauben der Christ:innen, wie er in dem auf diesem Konzil formulierten Glaubensbekenntnis zum Ausdruck kommt, zu reflektieren und zu feiern; ein Glaube, der auch in unseren Tagen lebendig und fruchtbar ist. Die Gebetswoche für die Einheit der Christ:innen 2025 lädt dazu ein, aus diesem gemeinsamen Erbe zu schöpfen und sich intensiver in den Glauben zu vertiefen, der alle Christ:innen eint.


In zahlreichen oberösterreichischen Pfarren finden in der Zeit von 18. bis 25. Jänner ökumenische Gebete, Gottesdienste und Veranstaltungen statt. Der diözesane Ökumenische Gottesdienst in der Gebetswoche für die Einheit der Christ:innen wird am Dienstag, 21. Jänner 2025 um 18.30 Uhr in der Basilika Enns-St. Laurenz gefeiert (Adresse: Lauriacumstraße 9, 4470 Enns). Das Forum der christlichen Kirchen in OÖ bereitet den Gottesdienst unter dem Motto „Glauben. Bezeugen. GEMEINSAM“ vor. Die römisch-katholische Pfarre Enns-St. Laurenz ist in diesem Jahr Gastgeberin. An diesem für die Geschichte des Christentums in Österreich so bedeutenden Ort begegnet das Bekenntnis der ersten Christ:innen und wird der Glaube gemeinsam gefeiert. Die Predigt hält Superintendent Gerold Lehner. Der römisch-katholische Bischof Manfred Scheuer sowie weitere Vertreter:innen christlicher Kirchen in OÖ werden am Gottesdienst mitwirken. Weitere Informationen finden Sie auf der Ökumene Website der Diözese Linz.


Der traditionelle zentrale Gottesdienst des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) zur Gebetswoche findet am Dienstag, 21. Jänner 2025 um 18 Uhr in der Griechisch-orthodoxen Dreifaltigkeitskathedrale (1010 Wien, Fleischmarkt 13) statt.

 


Tag des Judentums


Am Tag vor der Gebetswoche für die Einheit der Christ:innen – am 17. Jänner 2025 – begehen die christlichen Kirchen in Österreich seit vielen Jahren den Tag des Judentums. Dieser wurde vom Ökumenischen Rat der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) als liturgischer Gedenktag eingeführt. Er soll alle Christ:innen an ihre Wurzeln im Judentum und die bleibende Bedeutung des Judentums und seiner heiligen Schriften erinnern. Es geht dabei auch um das Gedenken an das von Christ:innen an jüdischen Menschen und ihrem Glauben begangene Unrecht in der Geschichte.

 

In der Erklärung des ÖRKÖ zur Einführung des Tags des Judentums heißt es:
Das Motto für den „Tag des Judentums“ gibt der Apostel Paulus vor: „Nicht du trägst die Wurzel, sondern die Wurzel trägt dich“ mahnt er im 11. Kapitel des Römerbriefs. Offensichtlich bestand schon in den ersten christlichen Gemeinden die Tendenz, sich über das Judentum erhaben zu fühlen. Später haben die Kirchen die Worte des Paulus vergessen. Anstatt ihre Wurzel, aus der sie leben und die sie trägt, zu pflegen, meinten sie, ohne sie auskommen zu können. Die theologische Verachtung des Judentums und in Folge die gesellschaftliche Abwertung seiner Gläubigen schuf über Jahrhunderte hinweg jenen Nährboden, auf dem das rassistische Gedankengut des Antisemitismus wachsen konnte. Erst seit der Katastrophe der Schoa (des Holocaust) hat in allen Kirchen ein Umdenken gegenüber dem Judentum begonnen. Seither werden wir uns der Schuld, die die Kirchen und ihre Vertreter auf sich geladen haben, immer deutlicher bewusst. Wir sind auf dem Weg, den spirituellen und theologischen Reichtum Israels als Fundament unseres eigenen Glaubens neu zu entdecken. Ein Beitrag dazu soll auch der „Tag des Judentums“ in unseren Kirchen sein, den wir in Zukunft jedes Jahr feiern wollen.
In ganz Österreich finden um den 17. Jänner Veranstaltungen, Dialogabende, Vorträge, Diskussionen und Gottesdienste statt: Weitere Informationen

 

In Linz widmet sich das christlich-jüdische Komitee OÖ am 14. Jänner 2025 um 19 Uhr in der Katholischen Privat-Universität (KU) Linz unter dem Titel „Einander im Blick“ verschiedenen Perspektiven auf den christlich-jüdischen Dialog. Vor 60 Jahren revidierte die katholische Kirche mit der Erklärung Nostra aetate ihre Haltung zum Judentum grundlegend. Der christliche Antijudaismus hat bis dahin vielfältiges Leid an Jüdinnen und Juden verursacht oder dazu beigetragen. Anlässlich des Tages des Judentums wird Rabbiner Dr. Jehoshua Ahrens der Frage nachgehen, wie aus jüdischer Sicht das Christentum verstanden und das jüdisch-christliche Verhältnis bewertet wird. Eine evangelische und eine katholische Perspektive ergänzen die Impulse für das abschließende Podiumsgespräch. Im Anschluss findet ein Podiumsgespräch zusammen mit Rabbiner Jehoshua Ahrens, Oberrabbiner von Salzburg, Pfarrer Roland Werneck, Delegierter der Evang. Kirche A. B. Österreich in die Lutherische Europäische Kommission Kirche und Judentum (LEKKJ), und Bischof Manfred Scheuer statt. Weitere Informationen


 

Das christlich-jüdische Komitee OÖ


Das christlich-jüdische Komitee OÖ engagiert sich seit 2001 im christlich-jüdischen Dialog, bemüht sich um kritische Reflexion aktueller Entwicklungen, bietet Begegnungs- und Lernmöglichkeiten an und ist Anlaufstelle für Fragen und Kontakte für christlich-jüdische Zusammenarbeit. Insbesondere der Tag des Judentums, der als Lern- und Gedenktag begangen wird, ist ein fest verankerter Teil kirchlichen und gesellschaftlichen Lebens in Linz. Darüber hinaus werden unterschiedliche weitere Angebote gesetzt, die auch mit externen Expert:innen und Kooperationspartner:innen durchgeführt werden.

 

 

Gedanken von Bischof Manfred Scheuer zum 26. „Tag des Judentums“


Bischof Manfred Scheuer, Referatsbischof für Ökumene und Beziehungen zum Judentum in der Österreichischen Bischofskonferenz, lädt anlässlich des 26. „Tags des Judentums“ in einem Statement zu Dankbarkeit, Buße, Lernen und Dialog ein: „Der Tag des Judentums ist ein Tag der Dankbarkeit: Wir Christinnen und Christen sind dankbar, dass Jesus aus Nazareth als Sohn des jüdischen Volkes uns die Schöpferkraft, die Befreiung und die Barmherzigkeit des Einen und Einzigen Gottes, des Gottes Israels nahegebracht hat. Der 17. Jänner ist zugleich ein Tag der Buße: Denn jahrhundertelang haben wir Christinnen und Christen und die Kirchen dieses Geschenk aus dem Judentum nicht als solches gewürdigt, sondern Gottes erwähltes Volk verachtet und seine Vertreibung und Vernichtung unterstützt.“


Der Tag des Judentums sei auch ein Tag des Lernens, an dem die christlichen Kirchen versuchten, das Judentum kennenzulernen, wie es sich selbst verstehe, und „ein Tag, bei dem wir auch vom Judentum lernen sollen“. Was können Christinnen und Christen vom Judentum über das Lernen lernen – als allgemeinen Auftrag und als Fundament für das richtige Tun? Bischof Scheuer dazu: „Das Lernen ist Teil der jüdischen Identität. Lernen ist der Weg, um Gottes Tora besser zu verstehen und umzusetzen, was sie hier und jetzt bedeutet. Studium soll dazu führen, das Richtige in unserer Zeit zu tun. Jüdisches Lernen ist kein Privileg von Auserwählten, von Priestern oder Rabbinern: Jede und jeder ist dazu berufen, jedes Alter, jedes Geschlecht, jeder soziale Stand. Den Stellenwert des Lernens zeigt die Vorschrift, die es traditionell erlaubt, eine Synagoge in eine Schule umzubauen, aber verbietet, eine Schule in eine Synagoge zu verwandeln.“ 


Diese Tradition jüdischen Lernens würden auch die Evangelien überliefern, so Scheuer. „Sie erzählen von Gesprächen Jesu mit Pharisäern und Schriftgelehrten um die rechte Auslegung der Heiligen Weisung, der Tora vom Sinai. In ihrer bisweilen polemischen Tendenz spiegeln diese Diskussionen die angespannte Situation der frühen – jüdischen! – Gemeinden der Jesus-Anhängerschaft zum Ende des ersten Jahrhunderts; verstärkt noch in späteren Zeiten durch eine bewusst antijüdische Auslegung in der Kirche. Heute erkennen wir: Auch die jüdische Diskussion bemüht sich um eine lebensnahe Auslegung des Sabbats; auch die rabbinische Auslegung kennt Nächsten- und Feindesliebe. Bisweilen können wir das bis heute immer noch nicht würdigen, sondern meinen, Jesus hätte mit einer neuen Lehre das Judentum überboten. Diese Ansicht ist klar zurückzuweisen.“


In jüdischen Gebetbüchern sei der Beginn der Mischna zitiert, eines Werks, das versuche, die Traditionen der mündlichen Tora, wie sie der Überlieferung zufolge auf dem Berg Sinai übergeben wurden, zu sammeln und zu bestätigen. Er zeige, wie wichtig das Studium und wie verwoben das Studium mit gelebter Nächstenliebe im Alltag sei, so Scheuer. „Manche von uns haben ihren christlichen Glauben noch im Mitgehen gelernt, man wächst in eine gute Gewohnheit hinein. Ein lebensnaher Religionsunterricht unterstützt das Elternhaus. Andere finden in den Absätzen des Katechismus einen Weg der Glaubenslehre. Dies hat manches für sich; es ist unsere Tradition der Glaubensvermittlung. Der Weg des Judentums kann dazu jedoch hilfreich und anregend sein, uns neue Einsichten bringen und unsere Kraft stärken, vom Heil zu erzählen in einer Welt, die die Selbstverständlichkeiten des Glaubens nicht mehr kennt. Und nicht zuletzt, weil auch Jesus so gelernt hat. Wenn ich empfehle, unser Lernen mit der Heiligen Schrift zu beginnen, so meine ich damit selbstverständlich auch das Erste Testament, die Gute Weisung, die Heilige Tora. Denn sie ist die Quelle, aus der Jesus schöpfte.“

 

Gedanken von Bischof Scheuer im Wortlaut

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