Papst Franziskus eröffnete Heiliges Jahr und rief in seiner Weihnachtsbotschaft zu Frieden auf

Papst Franziskus hat am Heiligen Abend im Vatikan das Heilige Jahr 2025 eröffnet. Zu dem regulär alle 25 Jahre stattfindenden Ereignis passierte der 88-Jährige im Rollstuhl die Heilige Pforte der Basilika, die ansonsten zugemauert ist. Die Glocken des Petersdoms begleiteten den Schritt "in die Zeit der Barmherzigkeit und Vergebung", wie Franziskus das kirchliche Jubeljahr einleitete. Nach dem Papst betraten Geistliche und Katholiken von allen fünf Kontinenten den Petersdom durch die Heilige Pforte - darunter die achtjährige Ludovica Lavinia Piccioni aus Wels, die als eines von zehn Kindern mit ihren Eltern den Papst bei der Eröffnung der Heiligen Pforte begleiteten.
Ludovica trug ein oberösterreichisches Dirndl, auch die anderen beteiligten Kinder aus aller Welt trugen ihre landestypische Tracht. An der Zeremonie beteiligte sich auch die italienische Premierministerin Giorgia Meloni.
Dem feierlichen Durchschreiten des dreieinhalb Meter hohen Tors war ein Friedensgebet des Kirchenoberhaupts vorangegangen, in dem er Gott bat: "Öffne unsere Seelen für das Wirken des Heiligen Geistes, damit er die Härte der Herzen beugt, damit die Feinde sich dem Dialog öffnen, die Gegner sich die Hände reichen und die Völker sich in Einigkeit begegnen." Für seine eigene Institution bat der Papst: "Gib, dass die Kirche ein treues Zeugnis deiner Liebe ablegt, damit sie als Zeichen der gesegneten Hoffnung auf das Reich Gottes erstrahlen kann."
Beginn des Jubiläumsprogramms
Der Ritus der Pfortenöffnung war der offizielle Startschuss des "Giubileo", das mit der Schließung des Tors am 6. Januar 2026 endet. Unter dem Motto "Pilger der Hoffnung" gibt es in der Ewigen Stadt über das Jahr verteilt verschiedene kirchliche, soziale und kulturelle Angebote für unterschiedliche Zielgruppen. Auch eine Art kleiner Weltjugendtag ist für den Sommer geplant. Rom erwartet insgesamt mehr als 30 Millionen Besucher.
Papst öffnete Heilige Pforte im größten Gefängnis Italiens
Es soll ein Zeichen der Hoffnung für alle Gefangenen weltweit sein: Am Morgen des 26. Dezember 2024 öffnete Papst Franziskus eine Heilige Pforte in der Vaterunser-Kirche der römischen Haftanstalt Rebibbia. Weibliche und männliche Insassen sowie Angehörige der Gefängnispolizei nahmen an der Zeremonie teil.
Er habe die zweite Heilige Pforte in einem Gefängnis öffnen wollen, damit jeder die Möglichkeit habe, die Tore seines Herzens zu öffnen und zu verstehen, dass die Hoffnung nie enttäusche, sagte der Papst bei der Zeremonie. Anders als am Heiligen Abend im Petersdom vollzog Franziskus das Ritual im Stehen und durchschritt die Pforte eigenständig, ohne Rollstuhl.
Hoffnung war auch das Thema seiner aus dem Stehgreif gehaltenen Predigt während der anschließenden Messe. "Das ist die Botschaft, die ich euch geben will - allen, auch mir selbst: Niemals die Hoffnung verlieren!", so der Papst. Das gelte auch in den schwierigsten Momenten, wenn man glaube, es gehe nicht weiter, es gebe keine Lösung: "Die Hoffnung enttäuscht nie, niemals", sagte Franziskus. "Es gibt immer etwas, wofür es sich lohnt, weiterzumachen."
Seit Beginn seiner Amtszeit engagiert sich der Papst für Häftlinge, lenkt mit zahlreichen Gefängnisbesuchen im In- und Ausland mediale Aufmerksamkeit auf die Zustände im Strafvollzug. In Italien sind diese wegen Überbelegung und Personalmangel mitunter prekär - regelmäßig kommt es zu Suiziden und Aufständen. Das römische Gefängnis Rebibbia ist eine der größten Haftanstalten Italiens. Papst Franziskus besuchte es zuletzt am Gründonnerstag und wusch dort die Füße zwölf weiblicher Inhaftierter.
Papst Franziskus rief in Weihnachtsbotschaft zu Frieden auf
Papst Franziskus hat in seiner Weihnachtsansprache an Konfliktherde weltweit erinnert und zu Frieden aufgerufen. Beim traditionellen Segen "Urbi et orbi" ("Der Stadt Rom und dem Erdkreis") forderte er am Christtag 2024 ein Ende von Streitigkeiten und Spaltungen sowie ein "Schweigen der Waffen" in der Ukraine und Nahost. "Mit festem Blick auf die Krippe von Bethlehem denke ich an die christlichen Gemeinden in Israel und Palästina, insbesondere in Gaza, wo die humanitäre Lage äußerst ernst ist", sagte Franziskus auf der Loggia des Petersdoms im Vatikan. "Stellt das Feuer ein, lasst die Geiseln frei und helft der von Hunger und Krieg erschöpften Bevölkerung."
Terrorismus und Klimawandel
Weiter erinnerte das 88-jährige Kirchenoberhaupt an die Menschen im Libanon, Kongo, in Syrien, Libyen, Burkina Faso, Mali, Niger und Mosambik. "Die humanitäre Krise, von der sie betroffen sind, wird hauptsächlich durch bewaffnete Konflikte und die Geißel des Terrorismus verursacht sowie durch die verheerenden Auswirkungen des Klimawandels verschärft, die zum Verlust von Menschenleben und zur Flucht von Millionen führen", so der Papst, der ebenso an leidtragende Menschen am Horn von Afrika, im Sudan und in Myanmar erinnerte.
"Das Christkind erleuchte die politischen Verantwortlichen und alle Menschen guten Willens auf dem amerikanischen Kontinent, um in der Wahrheit und in der Gerechtigkeit so schnell wie möglich wirkungsvolle Lösungen zu finden, um die soziale Eintracht zu fördern, insbesondere auf Haiti, in Venezuela, Kolumbien und Nicaragua", so Franziskus weiter.
Aufrufe zum Heiligen Jahr
Anlässlich des Heiligen Jahres 2025, das der Papst am Vorabend eröffnet hatte, rief er dazu auf, alle trennenden Mauern einzureißen. Explizit verwies Franziskus auf die seit 1974 politisch geteilte Insel Zypern. "Ich hoffe, dass eine einvernehmliche Lösung gefunden werden kann, die der Teilung ein Ende setzt und gleichzeitig die Rechte und die Würde aller Gemeinschaften Zyperns vollumfänglich respektiert."
Das alle 25 Jahre stattfindende kirchliche Jubeljahr, das "Giubileo", solle zudem eine Gelegenheit sein, Schulden zu erlassen, insbesondere solche, die die ärmsten Länder belasteten. "Alle sind aufgerufen, erfahrenes Unrecht zu vergeben, denn der Sohn Gottes, der in der Kälte und Dunkelheit der Nacht geboren wurde, vergibt uns all unsere Schuld. Er ist gekommen, um uns zu heilen und um uns zu vergeben. Lasst uns ihm als Pilger der Hoffnung entgegengehen", sagte Franziskus mit Bezug auf das entsprechende Motto des größten katholischen Pilgerereignisses.
Der Papst dankte überdies all jenen, "die im Stillen und in Treue so viel Gutes tun": Eltern, Erziehern und Lehrern, Mitarbeitern im Gesundheitswesen und von Wohltätigkeitsorganisationen, Ordnungskräften und katholischen Missionaren.