Auch Kulturfreund:innen hat das "Heilige Jahr 2025" viel zu bieten

"Il giubileo è cultura" ("Das Jubiläum ist Kultur"), bekräftigte der Beauftragte des Papstes für das alle 25 Jahre stattfindende katholische Pilgerereignis, Erzbischof Rino Fisichella. Und diese Kultur findet mitunter an unerwarteten Orten statt.
Einer der klassischen Orte und Akteure sind dagegen die Vatikanischen Museen. Bereits jetzt und während des ganzen Jahres präsentieren sie in Sonderschauen Kleinodien aus ihren Sammlungen, erklärte Museumsdirektorin Barbara Jatta. Seit Kurzem ist in der päpstlichen Residenz in Castel Gandolfo eine Ausstellung mit Werken von Raffael (1483-1520) und Domenico Ghirlandaio (1449-1494) zu sehen, ebenso wurde in der Kirche Sant'Agnese in Agone auf der Piazza Navona eine große Ikonenschau eröffnet. Ein neu konzipierter Museumsführer auf Englisch hilft durch die vielfältigen Abteilungen der päpstlichen Sammlungen.
Kreuzigung von Dali in römischer Kirche
Seit Monaten pflastert der Vatikan den Weg zur Heiligen Pforte mit Kunstgenüssen. So zog im Sommer das Kreuzigungs-Gemälde (1951) von Salvador Dali in der Kirche San Marcello rund 330.000 Besucher an. Noch bis Ende Jänner ist im Palazzo Cipolla das Lieblingsgemälde des Papstes zu sehen: "Die Weiße Kreuzigung" von Marc Chagall (1937), das der jüdische Künstler unter dem Eindruck der nationalsozialistischen Judenverfolgung schuf.
Verschiedenste Kunstsparten werden beim internationalen Heilig-Jahr-Treffen für Künstler Mitte Februar vertreten sein. Bereits im Jänner 2025 gastiert einen Monat lang das Musical "Bernadette von Lourdes" im "Auditorium" an der Via della Conciliazione. Für Oktober steht ein großes Theatertreffen an, und bei der Wallfahrt der Chöre Ende November dürften alle Register gezogen werden - wie überhaupt die Musik einen wichtigen Stellenwert im Jubeljahr hat. Der 1471 gegründete päpstliche Chor der Sixtinischen Kapelle wird in den nächsten Monaten häufig zu hören sein, nicht zuletzt bei den Papstmessen.
Heilig-Jahr-Hymne und Popkultur
Das "Giubileo" hat auch Kunst um seiner selbst Willen hervorgebracht: die offizielle Heilig-Jahr-Hymne des Theologen Pierangelo Sequeri, die von Jakob Johannes Koch ins Deutsche übertragen wurde: "Licht des Lebens, Flamme unsrer Hoffnung! Dieses Lied, es steige auf zu dir", heißt es da. Und endet mit dem Appell: "Eilt in Scharen unserm Gott entgegen."
Eine "Pilgerin", die sich bereits auf den Weg gemacht hat, ist "Luce" ("Licht"), Maskottchen des Heiligen Jahres. Die Manga-Figur mit ihren riesigen Augen, Hommage an die Popkultur, soll vor allem junge Leute ansprechen. Das androgyn wirkende Mädchen, dem manche eine Ähnlichkeit mit Greta Thunberg bescheinigen, sorgte sofort für Debatten, gerade in sozialen Netzwerken. Wie viel Gefallen man auch immer an "Luce" findet: Mit ihrer Kreation ist dem Vatikan ein echter Hingucker fürs Heilige Jahr gelungen.
Hoffnung auch für Menschen in Haftanstalten
Ebenfalls aufhorchen lässt eine Initiative, mit der der Vatikan das Thema "Hoffnung" bis in dunkle Ecken der Gesellschaft tragen will: Durch das Projekt "Zeitgenössische Kunst im Gefängnis" sollen auch Menschen an einem der trostlosesten Orte Hoffnung, Gemeinschaft und Zuversicht erfahren, sagte Kurator Davide Rampello.
Mit einer Premiere richtete Papst Franziskus den Fokus auf das Projekt: Erstmals eröffnete er am 26. Dezember 2024 eine eigens eingerichtete "Heilige Pforte" im römischen Gefängnis Rebibbia. Dabei war auch die große Lichtinstallation zu sehen, die die Künstlerin Marinella Senatore auf Einladung des Vatikans gemeinsam mit Inhaftierten schuf. Das sechs mal drei Meter große Tor ist mit Gedanken und Wünschen inhaftierter Männer und Frauen zum Heiligen Jahr beschriftet. Ähnliche Initiativen sind für Gefängnisse in Italien und weltweit geplant.