Weitere Vorbereitungsmaßnahmen für die Umsetzung der Pfarrstrukturreform
Mehr als die Hälfte der bisherigen oberösterreichischen Pfarren – 335 von 487 – werden mit
1. Jänner 2025 im neuen Pfarrsystem strukturiert oder auf dem Weg dorthin sein. Im September und Oktober 2024 startete mit den Dekanaten Mattighofen, Pettenbach, Freistadt, Linz-Süd, Schwanenstadt, Ottensheim und Gaspoltshofen die vierte Gruppe mit dem Umsetzungsprozess der Pfarrstrukturreform der Diözese Linz.
Im September 2024 wurden für die Dekanate Andorf, Frankenmarkt, Kremsmünster und Ried, die 2022 als “zweite Gruppe” in den Umsetzungsprozess gestartet sind, die Aufhebungs- und Errichtungsdekrete nach einem Hinweis des römischen Dikasteriums für den Klerus neu ausgestellt. Zu den neuerlichen Rekursen gegen die Dekrete ist die Stellungnahme aus Rom noch nicht eingelangt, daher kann die rechtliche Gründung mit 1. Jänner 2025 noch nicht erfolgen. Auch der vorgesehene Start der „dritten Gruppe“ (die Dekanate Linz-Mitte, Ostermiething, Peuerbach, Perg, Schörfling, Steyrtal und Wels) ebenfalls mit kommendem Jahr hängt noch davon ab, ob auch diesbezüglich Rekurse in Rom eingebracht werden. Der Fristenlauf dafür geht noch bis Ende 2024.
Unabhängig von der Rückmeldung aus Rom und der rechtlichen Errichtung der neuen Pfarren werden aber weitere Vorbereitungsmaßnahmen für die Umsetzung der Pfarrstrukturreform in Angriff genommen. So wurden und werden bei den Priestern Umbesetzungen vorgenommen und Aufgaben von Dechanten an die designierten Pfarrer übergeben. Auch die Pastoralvorständ:innen werden die Funktion als Dienstvorgesetzte in diesem Bereich bereits übernehmen. Die positiven Effekte einer einheitlicheren Verwaltung und besseren Erreichbarkeit können durch entsprechende Zwischenschritte bereits gelebt werden.
Dieser positive Schwung wurde in einer internen Mitteilung im Dekanat Peuerbach so formuliert: „Wir nehmen uns den Schwung und die Kraft, die wir bei der 1. Seelsorgeteam-Einführung gespürt haben, mit in das neue Jahr und werden sicher noch mehr zusammenwachsen, wie es in dem Lied geheißen hat, das wir dort gesungen haben: Zusammenwachsen, sich näherkommen, einander trau’n. Den Boden spüren, den Himmel atmen und miteinander nach vorne schauen.“
Blitzlichter aus dem laufendem Umsetzungsprozess
Teamgeist statt Einzelkämpfertum
Positive Erfahrungen gibt es mit den Vorstandsteams, also Pfarrer, Pastoral- und Verwaltungsvorstand bzw. -vorständin. Bisher sind Pfarrer und Seelsorger:innen oft zu Einzelkämpfer:innen geworden. Nun entwickelt sich ein Teamgeist. Die gegenseitige Rückendeckung und die Absprachen in verschiedenen Themenbereichen werden als wohltuend und entlastend erlebt. Sehr positiv wahrgenommen wird auch die Möglichkeit der besseren Koordinierung und Entlastung von Sekretär:innen, die nun Vertretungen im Krankenstand oder Urlaub übernehmen können.
Bessere Erreichbarkeit
Verbessert wurde bereits auch die Erreichbarkeit der einzelnen Pfarrteilgemeinden in den neuen Pfarren – ein zentrales Thema im gesamten Zukunftsweg. Möglich gemacht haben dies die Koordinierung der Büroöffnungszeiten in den Pfarrteilgemeinden und die Unterstützung durch das Pfarrbüro. Zudem wurden Rufumleitungen installiert. Damit können Anrufende schneller jemanden erreichen bzw. Antwort bekommen.
“Verteilungsgerechtigkeit” bei Eucharistiefeiern
Ein großes Thema ist die Frage nach regelmäßigen Eucharistiefeiern in den Pfarrteilgemeinden und deren “Verteilungsgerechtigkeit”. Diese soll mit der neuen Struktur verbessert werden. Durch die gemeinsam erarbeiteten Gottesdienstpläne soll erreicht werden, dass jede Pfarrteilgemeinde in regelmäßigen Abständen mit den zugeordneten Priestern Eucharistie feiern kann.
Die Pfarrstrukturreform kurz zusammengefasst
Das Umsetzungskonzept der Pfarrstrukturreform sieht 39 „Pfarren“ vor, die aus mehreren Pfarrteilgemeinden mit ihren historischen lokalen Rechtsträgern „Pfarrkirche“ und „Pfarrpfründe“ bestehen. Damit soll sowohl die Zusammengehörigkeit innerhalb des pastoralen Raumes einer Pfarre bewusst gemacht als auch die konkrete Beheimatung und Verantwortung in einer konkreten Gemeinschaft vor Ort zum Ausdruck gebracht werden. Die Pfarrteilgemeinden werden daher zwar eine weitgehende Selbstständigkeit (auch finanzieller Art) für ihren Bereich bewahren können, zugleich profitieren sie vom größeren Ganzen der Pfarre und der Zusammenarbeit der Seelsorgeverantwortlichen. Die gemeinsame Erarbeitung pastoraler Schwerpunkte in einem pfarrlichen Pastoralkonzept konkretisiert das Wirksamwerden von Kirche in Verkündigung, Gottesdienst, Diakonie und Gemeinschaft in der Pfarre und den Pfarrgemeinden.
Geleitet werden die Pfarren von jeweils einem Pfarrer in Zusammenarbeit mit zwei Vorständ:innen für pastorale und wirtschaftliche Angelegenheiten (Pastoral- und Verwaltungsvorständ:innen). Wesentlich bleibt dabei weiterhin die Mithilfe und Leitungsverantwortung in unterschiedlichen Aufgabenbereichen von Priestern, Ständigen Diakonen sowie haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern vor Ort in den Pfarrgemeinden bzw. im pastoralen Handlungsraum der Pfarre. Erreichbarkeit, Seelsorge, Glaubenszeugnis und sozialer Einsatz sollen durch eine bessere Koordination und Aufgabenbeschreibung langfristig für alle Pfarrteilgemeinden sichergestellt werden.
Ziel der neuen Struktur ist es vor allem, einen unterstützenden Rahmen für eine inhaltliche, an der Botschaft Jesu orientierte Neuausrichtung der Christinnen und Christen zu schaffen, damit Kirche im Sinne des Evangeliums auch weiterhin nah bei den Menschen und wirksam in der Gesellschaft ist. Bischof Manfred Scheuer im Diözesanblatt vom Mai 2021: „Kirchliche Strukturen sollen gute Rahmenbedingungen schaffen, damit Kirche als offene und positive Kraft in unserer Gesellschaft erlebbar ist.“