Bischof Manfred Scheuer weihte am dritten Adventwochenende vier Männer zu Diakonen
Wer Priester werden will, geht einen längeren Weg: Er absolviert als Seminarist zunächst das sogenannte Propädeutikum, das Einführungsjahr für Priesterkandidaten, oder als Ordensmann das Noviziat. Danach studiert er katholische Theologie. In dieser Zeit lebt er mit anderen Priesteramtskandidaten im Priesterseminar bzw. als angehender Ordenspriester in der eigenen Ordensgemeinschaft. Es folgt das pastorale Einführungsjahr in einer Pfarre, wo der Kandidat erste seelsorgliche Erfahrungen sammelt. Begleitend besucht er den Pastorallehrgang. Die Weihe zum Diakon kann während oder nach diesem Jahr erfolgen. Danach ist der Diakon mindestens ein halbes Jahr in einer Pfarre tätig, bevor er zum Priester geweiht werden kann.
Vier Priesterkandidaten wurden am 14. Dezember 2024, dem Gedenktag des hl. Johannes vom Kreuz, um 10 Uhr im Linzer Mariendom von Bischof Manfred Scheuer zu Diakonen geweiht: Jakob Stichlberger, Alex Bukenya Matovu, Nichodemus Chukwunonso Okoye und Valentine Chinedu Okpalanochikwa. Das Datum ist auch in Bischof Scheuers Biografie von Bedeutung: Vor 21 Jahren, am 14. Dezember 2003, wurde er in Innsbruck zum Bischof geweiht.
Diözesanbischof Manfred Scheuer feierte mit zahlreichen Gläubigen im Linzer Mariendom den Festgottesdienst mit der Diakonenweihe. Mit ihm feierten Generalvikar Severin Lederhilger OPraem, der Regens des Priesterseminars der Diözese Bischofsvikar Slawomir Dadas, der Spiritual des Priesterseminars der Diözese Linz Johann Karner, der Leiter des Fachbereichs Priester und Diakone Martin Füreder, Bischofsvikar Wilhelm Vieböck, die Diakone Alexander Niederwimmer und Ewald Nathanael Donhoffer und weitere Diakone, Mitglieder des Domkapitels, Priester und Pfarrangehörige aus den Heimat- bzw. Bezugspfarren der Weihekandidaten sowie Angehörige, Freunde, Wegbegleiter und Priesterseminar-Kollegen. Musikalisch gestaltet wurde der festliche Gottesdienst im Linzer Mariendom vom Vokalquartett der Dommusik unter der Leitung von Domkapellmeister Andreas Peterl und von Domorganist Wolfgang Kreuzhuber an der Orgel.
Festgottesdienst zur Diakonenweihe im Linzer Mariendom. © Diözese Linz / Hermann Wakolbinger
Mitarbeiter am Fundament des Lebens mit dem Auftrag, zuzuhören
Am Beginn des Gottesdienstes bekräftigten die Weihekandidaten ihre Bereitschaft zum Dienst als Diakon mit den Worten: „Hier bin ich“. Der Regens des Priesterseminars Slawomir Dadas bezeugte, dass die Weihekandidaten gut vorbereitet sind, dass das Volk Gottes ihre Weihe unterstützt und dass sie für würdig gehalten werden, die Weihe zum Diakon zu empfangen. Hierauf wurden Jakob Stichlberger, Alex Bukenya Matovu, Nichodemus Chukwunonso Okoye und Valentine Chinedu Okpalanochikwa von Bischof Scheuer zu Diakonen erwählt.
In seiner Predigt betonte Bischof Manfred Scheuer, die Sendung der künftigen Diakone sei es, Mitarbeiter am Fundament des Lebens zu sein. Der Bischof zitierte in diesem Zusammenhang den jüdischen Arzt und Psychotherapeuten Viktor Frankl, der – als Überlebender des Grauens der Konzentrationslager – meinte, es komme nicht darauf an, was man vom Leben noch zu erwarten habe, sondern was das Leben von einem selbst erwarte, was man selbst an Hoffnung zu geben vermöge. Der Bischof zu den Weihekandidaten: „Ihr habt bei eurer bisherigen pastoralen Tätigkeit erfahren, dass die seelische Obdachlosigkeit eine massive Form der Armut ist, dass Jugendliche oft kein gutes Fundament für das Leben mitbekommen. Ein gutes Lebensfundament sind Selbstwissen, Selbstachtung und Selbstvertrauen. Junge Menschen müssen wissen, wer sie sind, was sie wollen, was sie können, wenn sie im Leben einen guten Weg gehen möchten. Der gute Start ins Leben hat mit offenen Türen und echten Gelegenheiten zu tun.“
Zum Fundament des Lebens gehörten auch Zugehörigkeit, Freundschaft bzw. die Erfahrung, nicht allein gelassen zu werden, so Bischof Scheuer. Einsamkeit sei wohl eine der größten Nöte der gegenwärtigen Zeit – und gerade in Zeiten der Einsamkeit sei die „Diakonie der Gemeinschaft“ gefragt. Der Bischof wörtlich: „Für die Leute ist wichtig, dass jemand ‚da ist‘, jemand ‚präsent‘ ist. Gemeinden wollen sich nicht verwaist fühlen, nicht als ‚Woaserl‘ zurückgelassen werden.“
Beim Da-Sein für andere brauche es ganz wesentlich das Hören, das auch für den Weg der Kirche von der Synode her entscheidend sei. Bischof Scheuer bezeichnete das Hören und Zuhören als „Basischarisma“ bzw. „Querschnittscharisma“ für alle Dienste und Ämter in der Kirche. An die Weihekandidaten gewandt, betonte er: „Als Diakone seid und bleibt ihr Hörer des Wortes Gottes – vor allem Tun, vor allen Aufgaben, vor allen Machtfragen. Und euer Auftrag ist es, zuzuhören. Eine oft gehörte und geäußerte Bitte lautet: ‚Hab doch einmal etwas Zeit für mich!‘; ‚Ich bin so allein!‘; ‚Niemand hört mir zu!‘ Zeit haben, zuhören können ist paradoxerweise gerade im Zeitalter technisch perfekter, hochmoderner Kommunikation so dringlich wie nie zuvor!“
Predigt von Bischof Manfred Scheuer zum Nachlesen
Bischof Scheuer in seiner Predigt: "Ihr seid Mitarbeiter am Fundament des Lebens!"
© Diözese Linz / Hermann Wakolbinger
Bereitschaft zum Dienst an den Menschen
Nach der Predigt von Bischof Manfred Scheuer erfolgte die Weihezeremonie. Nach der Anrufung des Heiligen Geistes in einem gemeinsamen Lied fragte Bischof Scheuer die Weihekandidaten nach ihrer Bereitschaft, den Glauben in Wort und Tat zu verkünden, um des Himmelreiches willen ehelos zu leben, das Stundengebet der Kirche zu pflegen, sich für Arme und Kranke einzusetzen, Heimatlosen und Notleidenden zu helfen und so ihr Leben nach dem Beispiel Christi zu gestalten. Die persönliche Antwort der Kandidaten: „Ich bin bereit“. Danach legten Jakob Stichlberger, Alex Bukenya Matovu, Nichodemus Chukwunonso Okoye und Valentine Chinedu Okpalanochikwa ihr Gehorsamsversprechen gegenüber dem Bischof und seinen Nachfolgern ab. Während der Heiligenlitanei, in der die Heiligen von der Gottesdienstgemeinde als Fürsprecher und Helfer angerufen wurden, lagen die Weihekandidaten ausgestreckt auf dem Boden der Altarinsel – als Zeichen der Hingabe, Bereitschaft und Demut vor Gott.
Danach empfingen Jakob Stichlberger, Alex Bukenya Matovu, Nichodemus Chukwunonso Okoye und Valentine Chinedu Okpalanochikwa kniend die Weihe durch Handauflegung und Gebet von Bischof Manfred Scheuer. Im Weihegebet heißt es: „Sende auf sie herab, o Herr, den Heiligen Geist. Seine siebenfältige Gnade möge sie stärken, ihren Dienst getreu zu erfüllen. Das Evangelium Christi durchdringe ihr Leben. Selbstlose Liebe sei ihnen eigen, unermüdliche Sorge für die Kranken und Armen. Mit Würde und Bescheidenheit sollen sie allen begegnen, lauter im Wesen und treu im geistlichen Dienste. In ihrem Wirken sollen deine Weisungen aufleuchten; das Beispiel ihres Lebens soll die Gemeinde auf den Weg der Nachfolge führen. So bezeugen sie wahrhaft den Glauben und bleiben bis ans Ende fest in Christus verwurzelt.“
Anschließend halfen Diakone und Priester den neugeweihten Diakonen beim Anlegen der liturgischen Kleidung des Diakons. Danach überreichte Bischof Manfred Scheuer den neugeweihten Diakonen das Evangeliar mit den Worten: „Empfange das Evangelium Christi: Zu seiner Verkündigung bist du bestellt. Was du liest, ergreife im Glauben, was du glaubst, das verkünde, und was du verkündest, erfülle im Leben.“ Mit dem Friedensgruß und einer herzlichen Umarmung besiegelte Bischof Manfred Scheuer die Aufnahme der Diakone in ihr neues Amt. Auch die anderen Diakone umarmten und beglückwünschten die Neugeweihten als Zeichen der Verbundenheit im gemeinsamen Dienst.
Nach dem festlichen Gottesdienst waren alle Mitfeiernden zu einer Agape in das Linzer Priesterseminar eingeladen.
© Diözese Linz / Hermann Wakolbinger
Die neugeweihten Diakone
Mag. Alex Bukenya Matovu wurde am 27. Juni 1991 in Lubaga / Uganda geboren und wuchs mit fünf Geschwistern in Kampala auf. Nach dem Besuch der Grund- und Sekundarschule absolvierte er von 2011 bis 2014 ein Studium der Philosophie am Philosophischen Priesterseminar Uganda Martyrs National Major Seminary in Alokolum, Gulu.
Im Jahr 2015 begann er ein Studium der Kirchenmusik an der Hochschule für Katholische Kirchenmusik in Regensburg. Anschließend wechselte er nach Österreich, wo er von 2017 bis 2023 Katholische Fachtheologie an der Katholischen Privat-Universität Linz studierte.
Seit 2019 ist Alex Bukenya Matovu Seminarist in der Diözese Linz. Zunächst absolvierte er das Propädeutikum in Linz, gefolgt von einem pastoralen Einführungsjahr 2020/21 in der Pfarre Wels-Heilige Familie Vogelweide. Seit September 2023 ist Alex Bukenya Matovu als pastoraler Mitarbeiter in der Stadtpfarre Ried im Innkreis tätig, wo er auch als Diakon wirken wird.
Nichodemus Chukwunonso Okoye wurde 1990 in der Stadt Ekwulobia in Nigeria geboren und wuchs als erstes von fünf Kindern in Nanka auf. Nach der Matura 2009 im St. John Bosco Seminary in Isuaniocha absolvierte er 2012 das Propädeutikum für seine Heimatdiözese. 2016 absolvierte er das Philosophiestudium im Bigard Memorial Seminar Enugu, Nigeria.
Im Herbst 2018 kam er nach Österreich und erlernte die deutsche Sprache. Er studierte von 2019 bis 2024 Fachtheologie an der Katholischen Privat-Universität Linz. Nachdem er sein Theologiestudium im September 2024 erfolgreich absolviert hatte, wechselte er vom Priesterseminar in die Pfarre Steyr, um sein pastorales Einführungsjahr zu absolvieren. Danach wird er dort als Diakon der Gemeinde zur Verfügung stehen.
Mag. Valentine Chinedu Okpalanochikwa wurde 1992 geboren und stammt aus Adazi-Enu in Nigeria. Er gehört zur Diözese Awka in Nigeria. Er trat 2004 in das Knabenseminar ein. Nach seiner Matura im St. John Bosco Seminary in Isuaniocha absolvierte er das Propädeutikum in Okpuno, Awka und das Philosophiestudium im Bigard Memorial Seminary Enugu (2012 –2016).
Er wechselte 2018 nach Linz und absolvierte an der Katholischen Privat-Universität Linz das Studium der Diplomtheologie (2019–2024). Während seines Theologiestudiums durfte er pastorale Erfahrungen in der Pfarrgemeinde Christkönig in Linz-Urfahr sammeln. Seit September 2024 ist er in der Pfarre Weyregg am Attersee, wo er sein pastorales Einführungsjahr bzw. Diakonatsjahr macht. Er arbeitet auch in der Pfarre Steinbach am Attersee und gelegentlich in Gampern mit. In Zukunft wird er in diesen Pfarren als Diakon tätig sein.
Mag. Jakob Stichlberger wurde 1995 in Braunau geboren und ist in Mattighofen aufgewachsen. Er besuchte die Volks- und Hauptschule in Mattighofen und maturierte 2014 an der HAK Braunau. Durch das Ministrieren und die Freude an der Liturgie in seiner Heimat Mattighofen reifte in ihm schon in der Hauptschulzeit der Wunsch, Priester zu werden. So folgte nach der Matura der Eintritt ins Linzer Priesterseminar und nach dem Propädeutikum in Horn das Theologiestudium in Innsbruck, Madrid und Linz. 2019/20 verbrachte er ein Praxisjahr in der Pfarre Gampern. Seit Advent 2023 ist er in der Stadtpfarre Bad Ischl tätig, wo er auch Religionslehrer an der Mittelschule ist und wo er als Diakon weiterhin wirken wird.
Diakone, die Priester werden, und Ständige Diakone
Es gibt zwei Formen des Diakonats: Für Priesterkandidaten ist der Diakonat eine Weihestufe auf dem Weg zur Priesterweihe, daneben gibt es sogenannte Ständige Diakone. Seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962–1965) ist das Diakonenamt nicht mehr vorwiegend eine Station auf dem Weg zum Priesteramt, sondern steht auch (verheirateten) Männern offen, die „ständig“ Diakone bleiben wollen – daher die Bezeichnung „Ständige Diakone“. Die Aufgaben sind die gleichen: Diakone assistieren dem Priester in der Messe, verkünden das Evangelium und dürfen predigen. Sie können die Taufe spenden, Trauungen und Begräbnisfeiern leiten, Wortgottesdienste feiern und Segnungen spenden. In der Liturgie sind Diakone an der quer über der Brust getragenen Stola zu erkennen.
Zum spezifischen Profil eines Diakons gehört der Dienst an den Armen und Benachteiligten. Die soziale Dimension von Kirche ist somit stark mit dem Dienen und Helfen – dem diakonalen Amt – verbunden. In diesem Dienst liegt auch der Ursprung des Diakonats: In der Apostelgeschichte der Bibel ist nachzulesen, dass sieben Diakone, unter ihnen Stephanus, ausgewählt wurden, um für die benachteiligten Witwen der Gemeinde zu sorgen.