Der synodale Prozess von innen
Zwischen den Polen Sensation und Enttäuschung liegen die Reaktionen auf die Bischofssynode im Oktober 2024, so Landeshauptmann a. D. Josef Pühringer in seinen einführenden Worten als Vorsitzender der Sektion Linz von Pro Oriente. Und gehe es vielen auch zu langsam: unbestreitbar sei, dass ein Ruck die Kirche ergriffen habe, dass entscheidende Zukunftsfragen nun unwiderruflich auf der Agenda angekommen seien und zur Diskussion stünden. Zeigen müsse sich aber erst, wie Synodalität in den nächsten Jahren in die auch rechtliche Praxis und konkreten Vollzüge der Kirche überführt werde. Gastgeber Rektor Michael Fuchs unterstrich in seinem Grußwort, dass „was in Rom geschieht, uns alle betrifft“, eine „res nostra“ sei. Es sei daher auch Aufgabe der KU Linz, den synodalen Prozess nicht nur inhaltlich theologisch, sondern multiperspektivisch zu reflektieren und mitzugestalten – als dynamische Entwicklung von neuen Modellen, Methoden und Wegen der Kommunikation.
Podiumsdiskussion: HS-Prof. Dr. Florian Wegscheider (Pro Oriente Sektion Linz), Dekanin Univ.-Prof.in Dr.in Klara-Antonia Csiszar (KU Linz), Magdalena Lorenz (Katholische Aktion OÖ), Bischof Dr. Manfred Scheuer (Diözese Linz). / © KU Linz/Reinhard Kren
Entlang der Hauptpunkte des „Instrumentum laboris“ für die Synodensitzung im Oktober – Beziehungen, Wege, Orte – eröffnete Universitätsprofessorin Klara-Antonia Csiszar, nach der ersten Sitzung im Oktober 2023 heuer neuerlich als theologische Beraterin eingeladen, bei ihrem Vortrag eine ganz persönliche Innenperspektive auf die Wochen in Rom. Sie führte das zahlreich erschienene Publikum, darunter namentlich auch Vertreter der orthodoxen Kirchen, mitten hinein in Stimmungen, Atmosphären und persönliche Begegnungen. „Nichts kann uns von der Liebe Gottes trennen“ betitelte sie diese „Tagebuchnotizen“ der Synode, die sie unter das Motto der „inneren Freiheit“ stellte. Beispielhaft machte sie am intensiven Austausch mit anderen Synodenteilnehmer:innen und am durchaus auch spannungsreichen Ablauf der Synode eines sichtbar: Es ist ein Prozess, der von Individuen getragen wird, die sich zusammenfinden, um einander zuzuhören, einander unmittelbar kennenzulernen und so zu erfahren, was Kirche in ihrer Vielfalt und in ihren Herausforderungen heute in einer globalen Perspektive ist. Ohne damit die schwierigen noch offenen Fragen (Stichwort: Frauenordination) überblenden zu wollen, zeuge die Synode von einer wandlungsfähigen Kirche – und nicht zuletzt auch von kirchenpolitisch klugem Agieren: Um die Einheit der Weltkirche zu bewahren, bedarf es in vielen Bereichen einer bedachtsamen Entscheidungsfindung; Zerreißproben seien nur zu verhindern, wenn es eine breite Beteiligungsbasis gebe, und man „nicht nur die Positionen hört und berücksichtigt, die einem selber passen“.
In der anschließenden, von Hochschulprofessor Florian Wegscheider moderierten offenen Podiumsdiskussion mit Bischof Manfred Scheuer und Magdalena Lorenz, langjährige Vorsitzende der Katholischen Jugend Oberösterreich, Vertreterin der Katholischen Aktion und angehende Theologin, wurde noch einmal deutlich, dass der synodale Prozess nicht verkürzt als Neuausrichtung bloß interner Organisationsstrukturen und Kommunikationsformen missverstanden werden darf. Und es handelt sich auch um mehr als ein durch Säkularisierung und neue Lebensentwürfe aufgenötigtes Reagieren auf den Bedeutungsverlust von Kirche und Glaube. Es geht im Letzten und Eigentlichen darum, die Kirche zu sich selbst kommen zu lassen – als eine Gemeinschaft, die nicht eine Mission hat, sondern Element der Missio Die ist.
von links: HS-Prof. Dr. Florian Wegscheider (Pro Oriente Sektion Linz), Rektor Univ.-Prof. Dr. Michael Fuchs (KU Linz), Landeshauptmann a.D. Dr. Josef Pühringer (Pro Oriente Sektion Linz), Dekanin Univ.-Prof.in Dr.in Klara-Antonia Csiszar (KU Linz), Magdalena Lorenz (Katholische Aktion OÖ), Bischof Dr. Manfred Scheuer (Diözese Linz). / © KU Linz/Reinhard Kren
Bischof Scheuer forderte auf, den synodalen Prozess, der erst auf allen Ebenen – bis zu den einzelnen Pfarren – verwirklicht und gelebt werden müsse, weiter zu denken, andere Kulturen und Weltanschauungen seien in die eigene Selbstvergewisserung einzubeziehen.
Für eine zukunftsfähige Gestaltung müsse sich in dieser Verwirklichung erweisen, ob eine synodale Kirche der offene und einladende Raum werden und sein könne, den es braucht, um insbesondere junge Menschen und kirchenferne Gruppen anzusprechen, so Magdalena Lorenz.
Katholische Privat-Universität Linz - Hermine Eder