Gedenktag für verstorbene (Sternen-)Kinder
Gedenkstelle Perg: © Renate Schlager
Worldwide Candle Lighting Day: Ein Licht umspannt die Welt
Am zweiten Sonntag im Dezember – in diesem Jahr am 8. Dezember – gedenken weltweit viele Familien ihrer verstorbenen (Sternen-)Kinder. Um 19:00 Uhr Ortszeit stellen sie Kerzen ans Fenster, eine Aktion, die als „Worldwide Candle Lighting“ bekannt ist. Durch die unterschiedlichen Zeitzonen entsteht eine Lichterwelle, die innerhalb von 24 Stunden die gesamte Erde umrundet: Während die Kerzen in einer Zeitzone erlöschen, werden sie in der nächsten entzündet. Die zentrale Botschaft hinter dieser symbolischen Geste lautet: „Möge ihr Licht für immer scheinen.“ Jede brennende Kerze erinnert an ein Kind, das Spuren auf dieser Welt hinterlassen hat.
Diese Initiative, welche 1996 ins Leben gerufen wurde, geht auf eine Organisation verwaister Eltern und ihrer Angehörigen in den USA zurück. Eltern, Großeltern, Geschwister und weitere Nahestehende halten das Andenken an Kinder wach, die viel zu früh aus dem Leben schieden – sei es vor, während oder nach der Geburt, als Babys, Kinder, Jugendliche oder Erwachsene.
Besonders gedacht wird an diesem Tag auch jener Kinder, die niemals die Gelegenheit hatten, das Leben kennenzulernen, da sie im Mutterleib, während oder kurz nach der Geburt verstorben sind. Der Begriff „Sternenkinder“ bringt die Vorstellung zum Ausdruck, dass diese früh verstorbenen Kinder als Sterne am Himmel leuchten – sie haben den Himmel erreicht, noch bevor sie das Licht der Welt erblicken durften.
Für die Angehörigen von (Sternen-)Kindern ist der Kerzenschein sowohl ein Symbol der Erinnerung als auch der Hoffnung. Er erinnert an die kurze, aber bedeutsame Zeit mit ihrem Kind und gibt Trost und Halt in der Hoffnung, dass die Trauer eines Tages einem Lichtblick weichen kann. Zugleich steht das Licht für Gemeinschaft und Zusammenhalt. Der Weltgedenktag signalisiert betroffenen Frauen, Paaren und Familien: „Ihr seid nicht allein – eure Kinder sind unvergessen.“
Trauer als individueller Heilungsprozess
Der Verlust eines Kindes ist eine Erfahrung, die sich jeder Beschreibung entzieht. Die Trauer, die damit einhergeht, ist tief, individuell und oft überwältigend. Jeder Mensch trauert anders, denn Trauer verläuft nicht geradlinig. Was für den einen Trost und Linderung bringt, kann für den anderen bedeutungslos oder gar belastend sein.
Es gibt auch keinen „richtigen“ Weg zu trauern, keine starren Vorgaben, wie lange Trauer dauern darf. Jeder Mensch geht diesen Weg auf seine eigene Weise. Manche finden Trost in der Stille, andere in Gesprächen oder im gemeinsamen Erinnern. Entscheidend ist, dass wir uns selbst und anderen die Zeit und den Raum geben, die wir brauchen, um mit dem Verlust zu leben.
Ort des Trauerns: Gedenkstätte in Vöcklamarkt © Friedrich Pillichshammer
Trauer könnte man mit einem Kreislauf von Gefühlen, Erinnerungen und neuen Erkenntnissen beschreiben. Momente der Verzweiflung wechseln sich ab mit Augenblicken der Hoffnung. In dieser Dynamik zeigt sich, dass Trauer mehr als nur ein Schmerz ist, sondern ein Prozess der Heilung und Integration: Wir lernen, den Verlust in unser Leben zu integrieren, ohne dabei den Bezug zum Verlorenen zu verlieren. Das erfordert Zeit, Raum und vor allem auch Geduld mit sich selbst und meinem Gegenüber.
Heilung in der Trauer geschieht oft in der Balance zwischen Gemeinschaft und Einsamkeit. In der Gemeinschaft können wir Trost finden, die Kraft der geteilten Erfahrung spüren und uns gegenseitig stützen. Doch auch die Einsamkeit ist wichtig: Sie erlaubt uns, in uns selbst hineinzuhorchen, Gefühle zuzulassen und eigene Antworten auf die großen Fragen zu finden, die Trauer in uns aufwirft.
Für viele Menschen spielt die Spiritualität in der Trauer eine bedeutende Rolle. Sie hilft neue Hoffnung und Zuversicht zu schöpfen. Im Christentum wird die Bedeutung des Glaubens an eine über den Tod hinausreichende Gemeinschaft betont – ein Trost, der das Leid nicht auslöscht, aber eine Perspektive zum Weiterleben eröffnen kann.
„Wichtig ist mir zu betonen, dass Trauerarbeit keine „Reparatur“ eines verletzten Herzens ist, sondern ein tiefes, lebendiges und stetes Arbeiten am eigenen Leben. Sie erfordert Mut, Geduld und die Bereitschaft, sich dem Schmerz zu stellen – und zugleich die Möglichkeit, in diesem Prozess Heilung, Wachstum und sogar neue Lebensfreude zu finden“, sagt Nicole Leitenmüller, Referentin für Trauerpastoral der Diözese Linz: „Ich lade dazu ein, die Trauer nicht als Feind zu sehen, sondern als einen treuen Begleiter auf unserem Lebensweg. Denn durch die Auseinandersetzung mit unserer Trauer können wir nicht nur den Verlust verarbeiten, sondern auch eine tiefere Verbindung zu uns selbst und unseren lieben Verstorbenen schaffen“, sagt Leitenmüller.
Ehren- und hauptamtliche Seelsorger:innen setzen sich dafür ein, betroffenen Eltern Zeit und Raum für ihre Trauer zu geben, damit sie ihren ganz individuellen Weg zurück in den Alltag finden können.
Erinnerungsgottesdienste mit Gebeten, Liedern und Ritualen schaffen dabei einen geschützten Raum, in dem sowohl der Trauer als auch der Hoffnung Ausdruck verliehen werden kann. Sie können hilfreiche Begleiter im Umgang mit der eigenen Trauer sein.
Der Trauer Raum geben: Gedenkveranstaltungen und Orte der Erinnerung
Die Katholische Kirche in Oberösterreich setzt sich aktiv dafür ein, Menschen, die den Verlust eines Kindes betrauern, Raum und seelsorgliche Begleitung zu bieten. Sie stellt Orte der Erinnerung und Begegnung bereit, um Betroffenen eine Möglichkeit zu geben, ihre Trauer zu verarbeiten und in der Gemeinschaft Trost zu finden. In Kirchen, Kapellen, Krankenhäusern und auf Friedhöfen in ganz Oberösterreich gibt es Gedenkstätten für Kinder, die vor, während oder kurz nach der Geburt verstorben sind. Diese Orte laden dazu ein, innezuhalten, den Schmerz zuzulassen und die Verbindung zu den verstorbenen Kindern in einer geschützten Atmosphäre zu spüren.
Der neue Gedenkort in der Pfarrgemeinde Urfahr-St. Josef in Linz © Nadine Linner
Rund um den 8. Dezember – und auch zu anderen Zeiten im Jahr – werden zahlreiche Gedenkfeiern organisiert, die den frühverstorbenen Kindern gewidmet sind. Diese Veranstaltungen bieten den Angehörigen nicht nur die Möglichkeit, gemeinsam zu trauern, sondern auch Hoffnung und Zuversicht zu schöpfen. Sie sind ein Ausdruck der Solidarität und Erinnerung, der zeigt, dass niemand in seiner Trauer allein ist.
Auch im privaten Umfeld kann ein persönlicher Gedenkplatz eingerichtet werden, um das Andenken an das (Sternen-)Kind lebendig zu halten. Eine Kerze, ein Foto oder ein symbolischer Gegenstand können helfen, eine Verbindung zu schaffen und in stiller Andacht Trost zu finden. Solche individuellen Rituale ermöglichen es, die Trauer bewusst zu leben und gleichzeitig ein Licht der Hoffnung in das Dunkel zu bringen.
Ökumenisches Gedenken im Linzer Mariendom
Im Linzer Mariendom findet am Samstag, 7. Dezember, um 16 Uhr, eine ökumenische Sternenkinder-Gedenkfeier mit Bischof Manfred Scheuer und Superintendent Gerold Lehner statt.
„Die ökumenische Sternenkinder-Gedenkfeier ist ein Zeichen der Solidarität und des gemeinsamen Erinnerns an ein viel zu früh verstorbenes Kind. Sie erinnert uns auch daran, dass niemand allein durch die Trauer gehen muss. In der Gemeinschaft finden wir Trost, Kraft und Verständnis – auch für das, was unausgesprochen bleibt“, betont Leitenmüller.
Informationen zu Gedenkorten und Gedenkfeiern für Sternenkinder in Oberösterreich und ein Vorschlag für das persönliche Gedenken zu Hause finden sich unter:
www.dioezese-linz.at/sternenkinder
Aktuelle Termine für Begleitangebote, Kontakte zu Trauerbegleiter:innen, Materialien und Buchtipps für Eltern und Geschwister finden sich unter:
www.dioezese-linz.at/trauerhilfe
Anfragen und Kontakt:
Nicole Leitenmüller, BEd
Diözese Linz – Team Krisenbegleitung
Referentin für Trauerpastoral
Schulstraße 4
4040 Linz
0676 8776-3364
nicole.leitenmueller@dioezese-linz.at