Projekte gelebter Solidarität und Nächstenliebe
Die Preisverleihung für den Preis der Orden 2024 fand im Rahmen des Österreichischen Ordenstages am 26. November 2024 statt.
Die Laudator:innen Andrea Pinz, Rudolf Luftensteiner und Otto Friedrich betonten das außergewöhnliche Engagement für Vielfalt, Inklusion und Menschlichkeit der drei ausgezeichneten Projekte. Die beiden Vorsitzenden der Österreichischen Ordenskonferenz, Erzabt Korbinian Birnbacher und Sr. Franziska Madl überreichten die Preise an die Gewinner:innen. Der Preis ist mit 12.000 Euro dotiert und wird zu gleichen Teilen auf die drei Preisträger:innen aufgeteilt.
„Café Gutmut“ der Barmherzigen Brüder Linz
Im März 2024 eröffnete in der Linzer Bischofstraße das „Café Gutmut“, Österreichs erstes Gebärdensprachcafé. Als „Social Business“ bietet es jährlich drei Ausbildungsplätze für gehörlose Menschen, die gemeinsam mit hörenden Fachkräften gastronomische Fähigkeiten erlernen. Unterstützt durch das Bildungsprojekt Job.com fördert das Café die berufliche und soziale Teilhabe von Menschen mit Hörbeeinträchtigung und macht Gebärdensprache sowie Gehörlosenkultur im öffentlichen Raum sichtbar. Zudem ermutigt es Unternehmen, das Potenzial gehörloser Menschen zu nutzen und soziale Verantwortung mit Wirtschaftlichkeit zu verbinden.
Gewann den Preis der Orden 2024: Das „Café Gutmut“, Österreichs erstes Gebärdensprachcafé. Sandra Grininger (4.v.l.) und Pater Prior Nikolaus Deckan (2.v.l.) nahmen den Preis gemeinsam mit einer gehörlosen Kollegin entgegen. (c) ÖOK/emw
„Besondere Sprachgastfreundschaft“
„Hospitalität im Sinne der Barmherzigen Brüder versteht sich als die tiefe Zuwendung zum Menschen, also die vorbehaltlose und bedingungslose Zuwendung zum hilfesuchenden Menschen. Im ‚Café Gutmut‘ wird der Gedanke der Hospitalität interpretiert als besondere ‚Sprachgastfreundschaft‘, ein spür- und schmeckbarer Treffpunkt der großen Menschenfreundlichkeit Gottes. Mit dem Projekt ‚Café Gutmut‘ wurde eine Initiative ins Leben gerufen, die das Ordenscharisma der Barmherzigen Brüder – gelebte Hospitalität – aktualisiert umsetzt, und so hilfesuchenden Menschen den Lebensmut stärkt und Zukunftshoffnung eröffnet. Eben ‚gut Mut‘!“, sagte Laudator Rudolf Luftensteiner, Vorstandsvorsitzender des Instituts Österreichischer Orden, über das Gebärdensprachcafé.
In Linz wurde am im März 2024 das erste Gebärdensprachcafé Österreichs eröffnet. (c) Barmherzige Brüder
„MAKE:PEACE – pluralitätssensible Schulpastoral am Bildungscampus Flora Fries“
Seit über zehn Jahren entwickelt der Bildungscampus Flora Fries der Vereinigung von Ordensschulen Österreichs (VOSÖ) pluralitätssensible, schulpastorale Angebote mit interreligiösen, spirituellen, sozialen und künstlerischen Aspekten. Grundlage sind die 2018 eingeführten „Fries-Identity-Säulen“, die die ordenschristliche Sendung der Armen Schulschwestern von Unserer Lieben Frau abbilden: religiöse Verwurzelung in der je eigenen religiösen Tradition, Sorge um Benachteiligte sowie die Vielfalt der Religionen und Kulturen als Reichtum. Diese Leitlinien fördern religiöse Entwicklung, soziales Engagement und das Miteinander-Lernen unterschiedlicher Kulturen und Konfessionen.
Birgit Henökl, Barbara König und Martin Nowak nahmen den Preis der Orden für den Bildungscampus Flora Fries in Empfang. (c) ÖOK/emw
„Diversität als Chance“
„Der Bildungscampus Flora Fries – ein katholischer Standort mit 23 verschiedenen religiösen Bekenntnissen und 45 unterschiedlichen Muttersprachen – stellt einen lebendigen Mikrokosmos dar, der im Kleinen das aktuelle urbane Milieu und gängige demografische Entwicklungen abbildet. In einer Vorreiterrolle hat das Schulpastoralteam um Barbara König entscheidende Akzente gesetzt, das Gemeinsame in den Mittelpunkt zu stellen und Unterschiede nicht zu nivellieren. Diversität wird als Chance wahrgenommen für die je eigene persönliche Entwicklung einerseits und die künftige Ausformung unserer Gesellschaft andererseits – einer Gesellschaft, in der jede und jeder Platz hat und sich entfalten kann“, meinte Laudatorin Andrea Pinz, Schulamtsleiterin der Erzdiözese Wien.
„Demokratie – Menschenrechte – Bewahrung der Schöpfung“
Die Initiative „Demokratie verteidigen Hall“ (Mahnwacheteam Hall) um Sr. Notburga Maringele von den Tertiarschwestern des heiligen Franziskus setzt sich als parteiunabhängige, zivilgesellschaftliche Initiative für Rechtsstaatlichkeit, Menschenrechte, Medienfreiheit, Klimaschutz und Geflüchtete ein. Dabei setzt die Initiative einerseits immer wieder Aktionen zur Bewusstseinsbildung, wie beispielsweise Mahnwachen, die auf die Situation der Flüchtlinge am Rande Europas aufmerksam machen sollen, oder Plakataktionen und Flashmobs, die die Einstellung gegenüber Flüchtlingen ins Positive verändern sollen. Andererseits werden Geflüchtete durch verschiedene Aktionen direkt materiell unterstützt.
Wolfgang Hundegger, Angela Bachlechner und Sr. Notburga Maringele gewannen mit ihrer Initiative „Demokratie verteidigen Hall“ (Mahnwacheteam Hall) den Preis der Orden 2024. (c) ÖOK/emw
„Diese Frauen wissen, worum es geht“
„Es ist fast unglaublich, was da in Hall und darüber hinaus auf die Beine gestellt wurde. Ich habe, als ich die Aktivitäten dieser Gruppe rund um Sr. Notburga zusammengezählt habe, die da zwischen Jänner 2021 und Oktober 2024 aufgelistet sind, bei der Zahl 60 zu zählen aufgehört. In jeden Fall sind sich diese Aktiven ihrer politischen Brisanz bewusst. Auch das Foto von Sr. Notburga und ihrer Oberin im Tiroler Landtagswahlkampf 2022, wo sie – wieder im Ordenskleid – auf einer Tafel aufgefordert haben: ‚Denk beim Wählen an den Klimaschutz‘, zeigt, dass diese Frauen wissen, worum es geht“, sagte Laudator Otto Friedrich, ehem. stv. Chefredakteur der Wochenzeitung „Die Furche“.
Die Initiative „Demokratie verteidigen Hall“ (Mahnwacheteam Hall) um Sr. Notburga Maringele setzt sich unter anderem für Klimaschutz ein. (c) Niewo 2019
Der „Preis der Orden“
Der Preis der Orden wird alle zwei Jahre von der Österreichischen Ordenskonferenz verliehen. Ziel ist es, herausragendes gesellschaftspolitisches und spirituelles Engagement an der Schnittstelle zwischen Orden und Gesellschaft auszuzeichnen. Die Jury besteht aus Personen aus dem öffentlichen Leben sowie nahestehenden Personen aus dem Ordensbereich und Medienbereich. In diesem Jahr waren Andrea Pinz, Otto Friedrich, Rudolf Luftensteiner, Sr. Christine Rod und Renate Magerl in der Jury vertreten.
Die „Österreichische Ordenskonferenz“
Die Österreichische Ordenskonferenz ist die gemeinsame Vertretung der katholischen Männer- und Frauenorden Österreichs. Insgesamt sind 193 Ordensgemeinschaften Mitglieder der Ordenskonferenz, davon 104 Frauenorden und 89 Männerorden. 3.957 Ordensfrauen und Ordensmänner wirken in Österreich. (Stand: 31. Dezember 2023)