Messe der Barmherzigkeit
Anlass für den Kompositionsauftrag zur Messe der Barmherzigkeit ist die Konzertreise der Stadtkapelle Bad Hall sowie der Musikvereine Maria Neustift und Ried/Traunkreis nach Rom. Die von Thomas Doss komponierte Messe soll am 24. August 2024 im Petersdom aufgeführt werden.
Uraufführung der Messe der Barmherzigkeit im Rahmen einer Heiligen Messe mit Bischof Manfred Scheuer im Mariendom. / © media.dot
Die Messe der Barmherzigkeit wurde zu Ehren Papst Franziskus von Thomas Doss komponiert und spiegelt das Leben des Papstes in allen Facetten wider – vom barmherzigen Seelsorger bis zum aufmunternden Freund der Kinder in Südamerika. Am 24. August 2024 wird die Messe im Petersdom im Rahmen eines Gottesdienstes aufgeführt. Die österreichische Uraufführung im Linzer Mariendom mit Bischof Manfred Scheuer bildete den Schlusspunkt des OÖ. Landesmusikfestes 2024, das von Samstag, 13. bis Sonntag, 14. Juli 2024 in Linz stattfand. Unter der musikalischen Leitung von Gottfried Rapperstorfer, Peter Brillinger und Thomas Hörmann musizierten die Stadtkapelle Bad Hall, der Musikverein Ried im Traunkreis, der Musikverein Maria Neustift und ein zusammengesetzter Chor aus 120 Sänger:innen aus Oberösterreich.
Zahlreiche Besucher:innen kamen in den Linzer Mariendom zur Uraufführung der Messe der Barmherzigkeit. / © media.dot
Scheuer: „Musik schlägt Brücken“
Bischof Manfred Scheuer sprach in seiner Predigt die Musikerinnen und Musiker direkt an: „Nicht immer zeigt sich der Dom in einer solchen Buntheit und in einer solchen Festlichkeit wie heute. Ihr repräsentiert einen Klangkörper und Musik ist Ausdruck der Freude und der Festlichkeit.“ Musik sei ein Stück Kultur der Sinne und des Herzens und helfe bei der Entfaltung von Menschlichkeit, so der Bischof und weiter: „Ihr spielt bei unterschiedlichen Situationen und Anlässen. Ihr begleitet die Freude der Hochzeit, ihr seid bei den Festen der Dörfer, ihr spielt aber auch in den Erfahrungen des Todes, ihr spielt im Gedenken an die Verstorbenen. Ihr spielt zur Unterhaltung, zum Tanz und zu offiziellen politischen und militärischen Anlässen. Würdet ihr nur bei den schönen Anlässen dabei sein, so würde die Musik bald oberflächlich und seicht“. Auch in der Liturgie gäbe es zwei Flöten erklärte Bischof Scheuer: die Flöte des Leidens und des Todes, sowie die Flöte der Hoffnung und Sehnsucht nach Auferstehung und Vollendung. Würde in der Liturgie nur die Melodie der himmlischen Vollendung gespielt, so würden die realen Leiden ignoriert und unverwandelt bleiben. Wäre nur das Lied vom Tod zu hören, würden sich Nekrophilie und Resignation breit machen. In der Musik spiegelt sich die ganze Bandbreite des Lebens; Melodien loten die Höhen und Tiefen, die Sternstunden und die Abgründe aus.
Bischof Manfred Scheuer ging in seiner Predigt zudem auf die soziale Funktion der Musikkapellen ein: „Ihr trefft bei Euren Kamerad:innen und Kolleg:innen andere Lebensschicksale, andere Zukunftsträume, andere Vorurteile, andere Schwierigkeiten, andere Familienprobleme, auch andere Einstellungen an. Und doch kann man in einer solchen Gemeinschaft erfahren, dass wir alle Menschen sind und verstehen lernen, warum vielleicht einer so ist, wie er ist“. Das Engagement in einer Musikkapelle mit Freude, Begeisterung und Einsatz – oft viele Jahre lang – sei eine Chance, einander mit Verständnis und Toleranz zu begegnen. Das Miteinander-Musizieren habe in einer Zeit, wo viele Menschen an Isolation leiden, eine besondere Bedeutung, betonte der Bischof. Die Musik sei zudem in der Lage, Menschen zu verbinden: „Die Musik schlägt Brücken. In den Musikkapellen bläst der Akademiker neben dem Hilfsarbeiter, der Beamte neben der Sekretärin, der Bauer neben dem Geschäftsmann, der 60-Jährige neben der 16-Jährigen.“ Gerade in einer Musikkapelle im Zusammenklang der Instrumente könne man lernen, wo es auf das Zusammenspiel und den Zusammenhalt ankomme. Dies sei eine große Chance für die Menschlichkeit in unserer Gesellschaft: die Unterschiede ein wenig vernachlässigen, weil sie gar nicht so wichtig sind, so Scheuer.
Bischof Manfred Scheuer sprach in seiner Predigt über die Bandbreite der Musik, die das Leben widerspiegelt, die soziale Funktion der Musik und deren heilende Wirkung. / © media.dot
Besonders betonte der Bischof die heilende Kraft der Musik. Für viele Menschen sei die Musik eine Therapie gegen die Traurigkeit oder gegen depressive Stimmungen: „Wie viel Trost und Gemeinschaft entstehen durch die Musik! Nicht zu unterschätzen ist der persönlichkeitsbildende Wert der Musik und der Musikkapellen. Wer ein Instrument lernt, der arbeitet an sich. Und wer in Gemeinschaft musiziert, der lernt auf andere zu hören, der verschanzt sich nicht im Gehäuse des eigenen Egos“. Bischof Scheuer spannte einen Bogen von der Musik zum Glauben: „Die Mitmenschlichkeit hat sehr viel mit dem Glauben und Gott zu schaffen. Denn wer sich im Gut-Sein, im Verstehen, im Abbauen von Vorurteilen, wer sich in Hilfsbereitschaft und Kameradschaft übt, der ist nie weit von Gott entfernt, selbst wenn er sich im Glauben schwertut“. Die Blasmusik könne eine hohe Aufgabe übernehmen. In den festlichen Weisen eines Bläserensembles, in den Liedern der Heiligen Messe, in den österlichen Klängen oder an den Gräbern: „Die Musik könne das Herz zu Gott erheben. Die Musik geleitet das Menschenherz in den Raum des Geheimnisvollen, des Unsagbaren, der Nähe Gottes“, so der Bischof.