Ökumene-Empfang: Zeichen des gemeinsamen Engagements
Am Ende des Arbeitsjahres haben der Linzer Diözesanbischof Manfred Scheuer und die Stiftung PRO ORIENTE Linz zum mittlerweile traditionellen Ökumene-Empfang eingeladen. Bischof Scheuer bedankte sich in seinen Grußworten für das gelebte Engagement und Zeugnis der christlichen Kirchen in Oberösterreich. Er hob des Weiteren hervor, dass das Miteinander der Kirche geprägt sein muss von einer Empathie füreinander: „Die Lasten gemeinsam tragen, aber auch die Freuden gemeinsam leben. Nur in diesem Sinne kann kirchliches Miteinander gelingen.“ Dieses Miteinander erfordere, so Scheuer, von allen Seiten ein Bewusstsein der eigenen Korrekturfähigkeit und -bedürftigkeit. Kirche dürfe nie zum Selbstzweck werden, sondern müsse für die Menschen da sein und ein Ort des ehrlichen Ringens um die Wahrheit sein.
Grußworte Bischof Manfred Scheuer / © Diözese Linz - Kienberger
Josef Pühringer als Vorsitzender der Linzer Sektion von PRO ORIENTE bedankte sich für das zahlreiche Kommen und unterstrich, dass der Ökumene-Empfang ein positives Zeichen des christlichen Miteinanders sei: „In Oberösterreich begegnen sich die Kirchen auf Augenhöhe. Niemand lebt eine Haltung der Herabsetzung, das zeichnet unser Bundesland auch aus.“ Pühringer verschwieg nicht, dass sich Menschen mehr Fortschritt in der Ökumene erwarten würden. Ihm selbst gehe es nicht anders, aber im Moment scheine es die Zeit der Kunst der kleinen Schritte in der Ökumene zu sein und diese werden unermüdlich täglich getätigt.
Josef Pühringer, Vorsitzender der Linzer Sektion von PRO ORIENTE, begrüßte alle Anwesenden. / © Diözese Linz - Kienberger
Dem pflichtete Botschafter Alfons Kloss, Präsident der Gesamtstiftung PRO ORIENTE, bei, betonte aber, dass Ökumene kein Projekt der raschen Resultate sei, sondern der stetigen Beziehungspflege. Daher setze sich PRO ORIENTE mit unterschiedlichen Initiativen dafür sein, dass verfeindete Länder und Völker sich auf einen Weg der Aussöhnung machen. Konkret nannte Kloss die Projekte der Versöhnung auf dem Balkan, bei welchen die christlichen Kirchen einen wesentlichen Beitrag leisten, aber auch Jugend-Projekte im Nahen Osten, bei welchen christliche Jugendliche der verschiedenen Kirchen erstmals gemeinsam professionell begleitet über ihre erlittenen Traumata reden können. Kloss bedankte sich für den Einsatz der christlichen Kirchen, der oftmals übersehen werde und sprach davon: „Das gemeinsame Tun ist die ‚Ökumene der Tat‘, ein christliches Zeichen in unserer Gesellschaft – Zeichen einer gelebten Ökumene.“
Botschafter Alfons Kloss, Präsident der Gesamtstiftung PRO ORIENTE / © Diözese Linz - Kienberger
Der Superintendent der Evangelischen Kirche A.B. in Oberösterreich, Gerold Lehner, sprach die Situation der evangelischen Kirche im Bundesland an und erwähnte in einer ehrlichen Analyse, dass der Schein entstehen könne, dass es bei der katholischen und evangelischen Kirche im Moment nicht rund laufen würde. Lehner wies aber zugleich auf die zahlreichen Initiativen hin, die sich in den vergangenen Jahren verändert hätten, aber stets von dem Impuls des christlichen Zeugnisses getragen seien. Es würden neue Partnerschaften entstehen und das Miteinander verstärkt gesucht. Auch werde vermehrt die Jugend in Leitungsfragen miteinbezogen und die Jugend würde auch bewusst Verantwortung übernehmen. Das bringe Hoffnung mit sich, dass am Ende nicht der Schmerz über den Verlust bleibe, sondern die Freude über Neuentstandenes.
Gerold Lehner, Superintendent der Evangelischen Kirche A.B. in Oberösterreich / © Diözese Linz - Kienberger
Einblicke in ökumenische Kontexte in Oberösterreich
Vor dem informellen Austausch präsentierte die Ökumene-Referentin der Diözese Linz, Gudrun Becker, noch zwei Ökumene-Projekte aus oberösterreichischen Pfarren. Ein gemischt konfessionelles Ehepaar aus Bad Ischl berichtete über die Anfänge und ökumenischen Schwierigkeiten seiner Beziehung vor 50 Jahren und wie viel sich seit damals zum Positiven verändert hätte. Gemeinsames Feiern und Leben der christlichen Pfarrgemeinden sei zu einer Selbstverständlichkeit geworden. Spannungen hätten sich zu Beziehungen verändert und dennoch sei ehrliche Betroffenheit füreinander immer noch Triebfeder des Fortschritts in der Ökumene. Als zweites Projekt wurden die verschiedenen Initiativen in Marchtrenk genannt, wo die evangelische, die katholische und die rumänisch-orthodoxe Kirche in einem guten Austausch leben, der getragen sei von der gegenseitigen Hilfestellung.
In Marchtrenk leben die Evangelische, die Katholische und die Rumänisch-Orthodoxe Kirche in einem guten Austausch. / © Diözese Linz - Kienberger
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Florian Wegscheider | PRO ORIENTE Linz