Ein Papstamt für alle Kirchen
Der Leiter der Vatikanbehörde zur Forderung der Einheit der Christen, Kardinal Kurt Koch, und der Generalsekretär der Weltbischofssynode, Kardinal Mario Grech, stellten am 13. Juni 2024 in Rom ein Studiendokument vor, das Vorschläge für ein neues Verständnis des Papstamtes beinhaltet.
Die unter dem Titel "Der Bischof von Rom" gesammelten Orientierungen sind das Ergebnis jahrzehntelanger theologischer Dialogen, die verschiedene christliche Kirchen mit der katholischen Kirche jeweils separat geführt haben. Das Studiendokument, das von Papst Franziskus genehmigt wurde, schlägt für die katholische Kirche mehrere weitreichende Änderungen vor. Ein neues Verständnis und eine andere Ausübung des Papstprimats solle "zur Wiederherstellung der Einheit der Christen beitragen".
Die Vorschläge seien bewusst "sehr sanft formuliert", erklärte der für die Ökumene zuständige Kurienkardinal Koch in einem Kathpress-Interview (17. Juni). Die anderen Kirchen sollten "nicht den Eindruck gewinnen, als hätten wir schon ein fertiges Programm und wollten ihnen das auferlegen". Das Dokument sei von der Haltung geprägt: "Hier sind unsere Vorschläge, nun warten wir auf eure Reaktionen, aber wir haben noch kein volles Programm." Man hoffe auf positive Antworten und weiterführende Gespräche.
Das Studiendokument rief nach der Präsentation überwiegend positive Reaktionen hervor. So sagte der Vertreter der Armenisch-Apostolischen Kirche in Rom, Erzbischof Khajag Barsamian, das Dokument werde von jetzt an ein Referenzpunkt für die Gespräche zwischen den Kirchen sein.
In Österreich begrüßte der Vorsitzende der katholischen Bischofskonferenz, Erzbischof Franz Lackner, das Dokument. "Die jüngsten Vorschläge zu einem breit angelegten, aktualisierten und ökumenischen Papstamt fügen sich ein in die lange Reihe bedeutender Schritte, die besonders seit dem 20. Jahrhundert in Bezug auf die Einheit aller getan wurden", hielt der Salzburger Erzbischof fest. "Mit Zuversicht hoffen und beten wird, dass der Tag der vollen Einheit nicht mehr fern sein möge", sagte Lackner und hob die guten ökumenischen Verbindungen in Österreich hervor.
Einen vielversprechenden Text, der nicht auf fixe Ideen und Thesen hinauslaufe, sondern Dialog-fördernd sei, sieht der Wiener rumänisch-orthodoxe Theologe Ioan Moga in dem Studienpapier. Mit dem Dokument sei der visionäre Mut verbunden, "die vielen Puzzleteile der verschiedenen, eigentlich unübersichtlichen und kaum rezipierten ökumenischen Konsens- oder Konvergenztexte zu sammeln, zu sortieren und in ein noch offenes Gesamtbild zu platzieren". Das Dokument biete keine fertigen Lösungen, "in die die anderen Christen hineingezwungen werden sollen", sondern beschreibe einen Lernprozess, erörtere Perspektiven und skizziere Handlungsoptionen, "wohl wissend, dass die Sache sehr komplex und nicht spannungsfrei bleibt".