Medienempfang mit Bischof Scheuer im neuen Domcenter
Das neue Domcenter, das beim Festwochenende im April anlässlich 100 Jahre Mariendom erstmals für Besucher:innen geöffnet worden war, bildete das exklusive Ambiente für den heurigen Empfang am 22. Mai 2024, zu dem Bischof Manfred Scheuer Medienschaffende einlud. Der Abend war ein Dankeschön für die mediale Begleitung der Katholischen Kirche in Oberösterreich und bot den Journalist:innen, die zahlreich erschienen und zum Teil auch aus anderen Bundesländern angereist waren, die Möglichkeit, in entspannter Atmosphäre mit Bischof Scheuer und Vertreter:innen der Diözesanleitung ins Gespräch zu kommen.
v.l.: Landesdirektor des ORF OÖ Klaus Obereder, Präsidentin der Katholischen Aktion OÖ Gabriele Hofer-Stelzhammer, Bischof Manfred Scheuer und Generalvikar Severin Lederhilger vor dem Domcenter in Linz. © Diözese Linz - Kienberger
Das neue Domcenter, das sich mit viel Raum und Glas ebenerdig und barrierefrei zur Stadt öffnet, dient als Informationsdrehscheibe, als Treffpunkt für Domführungen, als Kartenverkaufsstelle und als Empfangsbereich für Veranstaltungen im Dom und auf dem Domplatz. Darüber hinaus ist es Ausgangspunkt für einen neuen Rundgang mit multimedialen Vermittlungsstationen, der spannende Einblicke in die Besonderheiten des Doms und ausgewählte Objekte des Kunstschatzes bietet. Dass sich das Domcenter auch hervorragend als Ort der Begegnung und des Genießens eignet, wurde beim abendlichen Empfang – der ersten größeren Veranstaltung seit der Eröffnung vor knapp einem Monat – mehr als deutlich. Für Feierlaune sorgte neben angeregten Gesprächen und kulinarischen Köstlichkeiten auch die musikalische Untermalung durch CARD Live Music (Caitlyn Ann und Richard Darian).
Als Dankeschön für die mediale Begleitung lud Bischof Manfred Scheuer zum Empfang für Medienschaffende in das neue Domcenter. © Diözese Linz - Kienberger
Scheuer: Kirche und Journalismus sollen „Bäumchen der Hoffnung pflanzen“
Am Beginn des Abends richtete Bischof Manfred Scheuer das Wort an die Gäste und nahm dabei die herausfordernde Situation der Medien in den Blick. In Anlehnung an einen Kommentar von Gregor Kucera in der Wiener Zeitung vom April 2023 zur „Krise des Journalismus“ stellte Scheuer die Frage, ob tatsächlich ungünstige Zeiten für den Journalismus angebrochen seien und wenn ja, ob eine Veränderung möglich sei. Der Bischof schlug inhaltlich eine Brücke zur Erbauung des Mariendoms, dessen 100-jähriges Weihejubiläum die Diözese Linz 2024 feiert. „Wir stehen im Vorraum des Doms. Eines Doms, der ein Projekt des 19. Jahrhunderts war. Es waren ungünstige Zeiten für einen Dombau, vor allem in diesen Dimensionen – wäre alles bewusst gewesen, hätte man gebaut? Würde man heutzutage ein Bauwerk anfangen, das eine Bauzeit von Jahrzehnten beansprucht, es würde nicht verwirklicht. Und doch wurde gebaut. Es gab Hindernisse und zeitbedingte Widrigkeiten. Am Schluss der Bauzeit wütete der Erste Weltkrieg und der Dom war nicht fertig. Mehr als die Hälfte der Bauarbeiter wurde eingezogen, von den 55 Steinmetzen waren nur mehr 10 am Bau. Das bereits verlegte Kupferdach wurde für Kriegsmaterialzwecke abgerissen. Die angepeilte Domweihe 1918 war in weite Ferne gerückt. Und doch wurde der Dom 1924 eingeweiht.“
Man könne sich fragen, so Scheuer weiter, ob die heutige Zeit nicht auch ungünstig sei für einen Zubau wie das neue Domcenter, ob man nicht vielmehr hätte „rückbauen“ sollen in Anbetracht des Rückgangs der religiösen Bindung und der Strahlkraft der katholischen Kirche. Der Bischof wörtlich: „Wir haben uns bewusst dafür entschieden, weil es Leuchtturmprojekte braucht, weil es Signale braucht, dass dieser Dom, dass die Kirche den Himmel offenhält, gerade in dieser Zeit.“ Die heutige Zeit sei eine „Zeit der Sinnsucherinnen und Sinnsucher“, die nach Sinnstiftung lechze, so Scheuer. Zwar brauche man den kirchlichen Rückzug nicht schönzureden, doch gebe es nach wie vor Hoffnungsprojekte: „Nach wie vor drängen wir vorwärts, nach wie vor sind Menschen der Kirche Sinnstifterinnen und Sinnstifter und wollen das weiterhin sein.“
Bischof Manfred Scheuer bei seinen Gruß- und Dankesworten an die Medienschaffenden. © Diözese Linz - Kienberger
Sollten die Zeiten für den Journalismus ungünstig sein, dann gelte wohl Ähnliches, betonte der Bischof, der an die Medienvertreter:innen gewandt meinte: „Sie sind als Kommunikatorinnen und Kommunikatoren Deuterinnen und Deuter der Wirklichkeit, des politischen und des gesellschaftlichen Geschehens. Sie sind als Vertreterinnen und Vertreter der Medien ein wesentlicher Pfeiler unserer liberalen Demokratie. Sie stehen in Beziehung zu den Menschen hier in Oberösterreich und sind unverzichtbare Vermittlungsinstanzen. Sie sind es, die eine besondere Verantwortung haben, die es auch angesichts der Herausforderungen im Zusammenhang mit Künstlicher Intelligenz ganz besonders gibt: nämlich die Verantwortung dafür, jedem Menschen die Rolle eines kritikfähigen Subjekts der Kommunikation zu ermöglichen, wie es Papst Franziskus in seiner heurigen Botschaft zum Welttag der sozialen Kommunikationsmittel formuliert hat.“
Der Kirche, der Demokratie und der Gesellschaft, der Wirtschaft, dem Miteinander der Kulturen, Religionen und Nationen, dem Gehäuse des Menschen und der Schöpfung sei zu wünschen, dass sie nicht zusammenfielen, wie Scheuer betonte. „Und wenn doch manches zusammenfällt, dann wünsche ich Ihnen und uns, dass wir fähig sind, ein Bäumchen der Hoffnung zu pflanzen.“ Bischof Scheuer dankte den Medienschaffenden für ihr Wirken und ermutigte sie, sich ihrer wichtigen Rolle in der Vermittlung von Information und Deutung des gesellschaftlichen Geschehens bewusst zu sein: „Sie stiften Beziehungen, Sie ermöglichen selbstbestimmte Kommunikation, Sie sind unverzichtbar – auch in ungünstigen Zeiten.“
Ansprache von Bischof Manfred Scheuer zum Nachlesen
© Diözese Linz - Kienberger