Dienstag 23. Juli 2024

Hans Peter Jeschke über die "Trotzmacht des Geistes" im Konzentrationslager

Gemeinsam mit Bischof Manfred Scheuer lud das Franz und Franziska Jägerstätter Institut der KU Linz am 23. April 2024 zum Vortrag von Hans-Peter Jeschke (Frankfurt/Oder) über die polnische Häftlingsgruppe "Lebender Rosenkranz" im KZ Gusen.

Hans-Peter Jeschke hat sich in seiner beruflichen Arbeit intensiv mit Kulturerbe- und in der Folge auch Gedenklandschaften, insbesondere zur Region der Konzentrationslager Mauthausen und Gusen beschäftigt. Die Artefakte, die Thema des Vortrags waren, wurden von ihm in der konkreten Geografie des Grauens der Konzentrationslager und ihren Ausbeutungsstätten historisch kontextualisiert.

 

Andreas Schmoller, Leiter des Franz und Franziska Jägerstätter Instituts der KU Linz, wies in seiner Begrüßung auf Forschungen etwa in der KZ-Gedenkstätte Ravensbrück hin, die deutlich machten, dass Inhaftierte in Konzentrationslagern in vielfältiger Weise Materialien und Gegenstände für die geheime religiöse Praxis den Lagern beschafft oder selbst angefertigt hatten. Zahlreiche archäologische Funde in Gedenkstättenarealen belegen dies. So stellt sich für den Referenten die Frage, ob Gegenstände, wie die "Gusener Würfel-Urnen" etwas über Themen Angst, Not, Entbehrung, Zwangsarbeit, Mord und Gewalt, aber auch Widerstand, etwas vermitteln können. Jeschke rekonstruierte mit kulturwissenschaftlichen Methoden, insbesondere der Objektbiografie den Bedeutungshorizont der Gegenstände.

 

Hans-Peter Jeschke.
Vortrag von Hans-Peter Jeschke

 

 

Zunächst bildete sich unter KZ-Häftlingen des Lagers Gusen die Idee einen Rosenkranz als formelle Gruppe in einer besonderen Ausgestaltung zu beten. Anlass war das Martyrium eines Priesters, der mit einer Gebetsschnur betend, von einem SS-Mann entdeckt und deshalb vor seinen Kameraden in äußerster Wut erschlagen wurde. Die Mitglieder der Gruppe bildeten als Einzelpersonen symbolisch eine "Perle" des Rosenkranzes, die durch die unsichtbare „Gebetsschnur“ mit den anderen Perlen zu einem "Lebenden Rosenkranz" verbunden wurde. In der Zeit nach der Gründung der Gruppe am Heiligen Abend 1941 gestaltete die Häftlinge Würfelurnen, die sie als Perlen des Rosenkranzes bei sich trugen und in ihren Jacken eingenäht hatten. Die Gestaltung sowie die Materialien der Würfel haben dokumentarischen und symbolischen Charakter. Da der Besitz oder die Verwendung von religiösen Gegenständen zum Tod führen konnte, wurden aus Gründen der Geheimhaltung die „Rosenkranzperlen“ wie Spielwürfel gestaltet und waren somit unverdächtig. Jeder dieser "Perlen" erhielt eine tiefe Bohrung, in die Asche der Ermordeten aus dem Lagerkrematorium eingefüllt wurden. Die Auswahl der verwendeten Materialien für die Würfel nimmt Bezug auf die Topografie des Terrors und der Gewalt: Granit aus den Steinbrüchen, Holz vom Galgen des Lagers, Plexiglasreste abgestürzter amerikanischer Flugzeuge, Asche von Ermordeten aus dem Krematorium. Nach der Befreiung aus dem Konzentrationslager dokumentierte die Häftlingsgruppe die Vorfälle, auf welche die Gruppe besonders in ihren Gebetsformen reagierte, in einem "Votum"- Buch, das als "Tagebuch der Grausamkeit, des Schrecken und der Hoffnung" auch auf die Phasen der Entwicklung des KZ-Gusen hinweist. Hans-Peter Jeschke hat schließlich in drei polnischen Kirchen künstlerisch zusammengefügte Rosenkränze aus den Würfelurnen als Weihegabe des Dankes lokalisiert.

 

Bischof Manfred Scheuer dankte in seinem Schlusswort dem Referenten für die umfassende und erhellende Objektbiografie der Gusener Würfelurnen, mit der er die interessierten Zuhörer:innen tief in die Geschichte des Konzentrationslagers Gusen und in die "Trotzmacht des Geistes" im Sinne Viktor Frankls blicken ließ.

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