Sonntag 24. November 2024

„Klosterschreiberin“ bezieht ehemaliges Kloster

Am 6. April 2024 startet das Projekt „Klosterschreiberin“ im ehemaligen Kloster der Karmelitinnen in Gmunden. Die Autorin Cornelia Hülmbauer bewohnt als „Klosterschreiberin“ in den Sommermonaten diesen besonderen Ort und bringt ihre Eindrücke zu Wort.

Die Karmelitinnen in Gmunden verabschiedeten sich vor rund einem Jahr aus dem Kloster in Gmunden und übersiedelten ins Mutterhaus der Marienschwestern vom Karmel nach Bad Mühllacken. Somit übergaben die Ordensfrauen im März 2023 die Liegenschaft an das Institut Österreichischer Orden. Nun wird dem leerstehenden Kloster neues Leben eingehaucht. „Das Projekt ‚Klosterschreiberin‘ begleitet den Transformationsprozess vom Ort der Kontemplation zum öffentlichen Begegnungsraum. Besonders der Klostergarten wird zum gemeinsam bewohnten Ort, der Begegnung und Austausch zwischen Spiritualität, Kunst und Gesellschaft anstößt“, sagt Karin Mayer, Leiterin des Bereichs Kultur und Dokumentation, die mit ihrem Team dieses innovative Projekt angestoßen und umgesetzt hat.

 

Ehemaliges Kloster der Karmelitinnen in Gmunden.

Autorin Cornelia Hülmbauer zieht im Sommer für mehrere Wochen als „Klosterschreiberin“ ins ehemalige Kloster der Karmelitinnen in Gmunden. © Föderation Magna Mater Austriae

 

Das Transformationsprojekt „Klosterschreiberin“ gliedert sich in drei Teile und ist eingebettet in die Europäische Kulturhauptstadt Salzkammergut 2024.

 

  • Ein Erzählcafé lädt ein, Erinnerungen und Erfahrungen mit dem ehemaligen Wirkungsort der Karmelitinnen zu teilen: 6. April 2024 von 14.00 bis 16.00 Uhr im ehemaligen Karmelitinnenkloster in Gmunden.
     
  • Poetisch-spirituelle Zitate und Impulse der Ordensgründerin Teresa von Ávila (1515-1582) laden dazu ein, sich von ihr begleiten zu lassen: Im ersten Betreten der Klosteranlage, im Durchschreiten des Gartens und im Moment des Verlassens, hinein in den eigenen Alltag.  
     
  • Im Zentrum des Projektes steht die Klosterschreiberin Cornelia Hülmbauer. Die Autorin („oft manchmal nie“; Residenz Verlag 2023) wird sich von diesem besonderen Ort, den Dingen, den Geschichten und von der Stille inspirieren lassen. Gleichzeitig wird die neue Lebendigkeit, die durch den Einzug von Künstler:innen im Rahmen des Europäischen Kulturhauptstadtjahres 2024 spürbar wird, den Alltag der Klosterschreiberin berühren und prägen. Den Abschluss ihres Aufenthaltes bildet eine Lesung mit Musik, Gespräch und Diskussion im Herbst 2024.

Postkarten mit poetisch-spirituellen Zitaten der Ordensgründerin Teresa von Ávila

Postkarten mit poetisch-spirituellen Zitaten der Ordensgründerin Teresa von Ávila (1515-1582) laden dazu ein, sich von Impulsen begleiten zu lassen. © ÖOK

 

Einlassen und nachspüren


Autorin Cornelia Hülmbauer blickt ihrer Zeit als „Klosterschreiberin“ an diesem besonderen Ort mit Spannung und Freude entgegen: „Eine Schreibresidenz ist zu allererst einmal geprägt von einer Einlassung auf und Interaktion mit einem Ort – umso mehr, wenn es sich um einen so besonderen Ort wie ein Kloster handelt. Vor zwei Jahren durfte ich bereits Erfahrungen als Klosterschreiberin in der Benediktinerabtei Pannonhalma in Ungarn machen, wo es ein sehr reges Ordensleben gibt. In Gmunden wird das nun anders sein, und mein Arbeitsprozess wird dementsprechend wohl von Kontemplation und Nachspüren ausgehen. Verlassene Orte leben durch Hinterlassenschaften – ob materieller oder immaterieller Natur. Darauf bin ich gespannt.“

 

„Wir sind überzeugt davon, dass die Ordensspiritualität der Karmelitinnen auch weiterhin zeitgemäße, kreative Impulse für die Entwicklung einer neuen Selbst- und Weltbeziehung anbieten kann“, freut sich Karin Mayer auf den Beginn des Projektes. Der aktive Dialog mit Kunst, Kultur und Gesellschaft wird gesucht, um im gemeinsamen Austausch- und Übersetzungsprozess dem materiellen und immateriellen Erbe der Karmelitinnen neues Leben einzuhauchen“, sagt Martina Resch, die als Leiterin der ARGE Kulturvermittlung Teil des Projektteams ist.

 

Der Garten des Karmelitinnenklosters in Gmunden wird für Besucher:innen geöffnet.

Der Garten des Karmelitinnenklosters in Gmunden wird für Besucher:innen geöffnet. Zum Beispiel beim Erzählcafé am 6. April 2024 von 14.00 bis 16.00 Uhr. © ÖOK/km

 

Erzählen und erinnern


Das ehemalige Kloster mitsamt dem prächtigen Klostergarten der Karmelitinnen in Gmunden war für die Öffentlichkeit bislang nicht zugänglich. Gleichsam prägt die 200-jährige Geschichte des kontemplativen Ordens die Stadt Gmunden. Das Projekt Klosterschreiberin möchte diese Geschichten, Erfahrungen und Eindrücke rund um die Schwestern und das Kloster sammeln, um sie im kollektiven Bewusstsein der Bevölkerung wach und dadurch lebendig zu halten. Erzählen und Erinnern sind wesentliche Momente, die auch Abschiednehmen von diesem Ort und von den Schwestern ermöglichen und zugleich einen positiven, hoffnungsvollen und schöpferischen Blick auf eine noch ausstehende Zukunft für diesen Orte anleiten möchten.

 

 

Genießen und entdecken


Das ehemalige Karmelitinnen Kloster in Gmunden befindet sich in einer Transformationsphase, die bis Ende des Jahres aktiv gestaltet werden wird. Achtsamkeit, Zeit, Schöpfungsverantwortung und Offenheit für Begegnung und Dialog stehen im Zentrum dieser zu gestaltenden Lebensphase der Klosteranlage. Angezielt wird, dem Erinnern und folglich auch dem Abschiednehmen Raum zu gegeben. Zugleich werden erste Schritte gesetzt, um Neues anstoßen. Die Innovation des Projektes Klosterschreiberin besteht darin, dem Ort und den Menschen Zeit zu geben, sich anzunähern und schrittweise neue Perspektiven für diesen Ort zu entwickeln. Doch zunächst steht das Genießen-dürfen und das Entdecken-können all dessen im Fokus, das sich in der Jetztzeit des Zwischenraumes ereignen wird.

 

Klostergarten

„Besonders der Klostergarten wird zum gemeinsamen Ort, der Begegnung und Austausch zwischen Spiritualität, Kunst und Gesellschaft anstößt“, sagt Karin Mayer, die mit ihrem Team das Projekt „Klosterschreiberin“ initiiert hat. © ÖOK/rm

 

Zur Autorin


Cornelia Hülmbauer wurde 1982 in Niederösterreich geboren. Sie studierte Anglistik und Kunstgeschichte in Wien und Malta und absolvierte das Studium der Sprachkunst an der Universität für angewandte Kunst Wien. In ihrer Promotion widmete sie sich der europäischen Mehrsprachigkeit. Hülmbauer veröffentlichte zahlreiche Beiträge von Lyrik und Kurzprosa in Zeitschriften und Anthologien. 2018 erschien ihr Lyrikdebüt "MAU OEH D" bei Sukultur, Berlin, 2023 ihr erster Roman „oft manchmal nie“ bei Residenz. Auszüge daraus wurden mit dem Marianne-von-Willemer-Preis 2021 und dem Emil-Breisach-Preis 2021, sowie mit dem Kulturpreis Niederösterreich 2023 ausgezeichnet.

 

Cornelia Hülmbauer

„Klosterschreiberin“ Cornelia Hülmbauer wird sich von diesem besonderen Ort, den Dingen, den Geschichten und von der Stille inspirieren lassen und ihre Eindrücke zu Wort bringen. © AleksandraPawloff

 

Europäische Kulturhauptstadt Salzkammergut 2024


Im Rahmen der Europäischen Kulturhauptstadt Salzkammergut 2024 wird der Garten des Klosters für künstlerische Interventionen genutzt. Dieser wird gemeinsam mit der Diözese Linz und der Kunstuniversität Linz als Outdoor-Galerie bespielt.

 

Kirchliche Projekte und Initiativen im Rahmen der Kulturhauptstadt 2024

 

 

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