Montag 4. November 2024

Kulturhauptstadt 2024: Kirchliches Ausstellungsprojekt „Über die Schwelle“ in Hallstatt feierlich eröffnet

Mit Werken der Künstlerin Haruko Maeda wurde am 18. Februar 2024 die Ausstellung „Über die Schwelle“ in Hallstatt eröffnet – mit einem Gottesdienst mit Bischof Manfred Scheuer und einer Einführung von Kuratorin Martina Gelsinger.

Haruko Maeda widmet sich in ihren Arbeiten dem Thema Tod und Vergänglichkeit. Die Werke der in Linz lebenden japanischen Künstlerin in Pfarrkirche, Gebeinhaus und Gruft in Hallstatt bilden den Auftakt zur Ausstellungsreihe „Über die Schwelle“, die bis in den Herbst hinein zu sehen sein wird. Zwölf Künstler:innen setzen sich dabei aus heutiger Perspektive mit Tod und Vergänglichkeit, mit dem Davor und dem Danach auseinander. 

 

Künstlerin Haruko Maeda mit einem ihrer Exponate

Künstlerin Haruko Maeda © Hörmandinger


Ein Gottesdienst mit Bischof Manfred Scheuer am 18. Februar 2024 eröffnete den ersten Teil des Projekts, der nun bis Karfreitag, 29. März 2024 in der Pfarrkirche Hallstatt zu sehen ist. Die Musik für diesen besonderen Anlass gestalteten Peter WesenAuer und Susanne Hehenberger. 

 

 

Bischof Scheuer: „Weil wir das Leben bejahen, lassen wir uns die Hoffnung auf ein ewiges Leben nicht nehmen“


Bischof Manfred Scheuer unterschied in Anlehnung an Vladimir Jankélévitch drei Perspektiven auf den Tod, die von der ersten, zweiten und dritten Person entfaltet werden. Der Tod in der dritten Person sei der anonyme, abstrakte Tod, dargestellt in Zahlen und Statistiken, der nicht besonders nahe gehe. Der Tod in der zweiten Person betreffe das Ableben von nahestehenden Menschen, mit denen man einen Teil des Lebensweges gegangen sei. Dieser Tod erschüttere auch die eigene Existenz. Der eigene Tod schließlich „betrifft die erste Person; er betrifft unmittelbar, er verängstigt, denn wer stirbt, stirbt allein, macht den einsamen Schritt allein, den niemand für uns machen kann und den jeder für sich allein vollziehen muss‘“, so der Bischof. „Das Sterben und der Tod bündeln die Armut des Lebens. Da wird dem Menschen buchstäblich alles aus der Hand genommen.“ 

 

Bischof Manfred Scheuer bei seiner Predigt

Bischof Manfred Scheuer bei seiner Predigt © Hörmandinger


Der Tod sei jedoch nicht nur ein Ereignis am Ende des Lebens, der Mensch werde sich nicht erst in Todesgefahr oder in Grenzsituationen der eigenen Sterblichkeit bewusst, erinnerte Scheuer. Der Bischof nannte Erfahrungen, in denen sich die Minderung des Lebens zeige und sich das Sterben ankündige: „Nicht-Angenommensein, Versagen im Beruf, Grenzen in der Leistungsfähigkeit, Misserfolg, Leiden, Krankheit, Enttäuschungen durch lieb gewordene Menschen, Zu-kurz-Kommen, notwendige Entscheidungen, die andere Möglichkeiten ausschließen, Mit-Sein mit schwierigen und belasteten Menschen, finanzielle Desaster, Zerbrechen von Ehen und Freundschaften, Überforderung, Tod von Freunden“. In solchen Erfahrungen kündige sich die eigene Sterblichkeit an – eine Tatsache, die unbegreiflich, ja absurd sei. „Gleichzeitig fungiert der Tod, der wie ein Damoklesschwert über uns schwebt, als Korrektiv; angesichts des Todes sollte das Leben möglichst intensiv gelebt werden“, unterstrich Scheuer.

 

Haruko Maeda, Pfarrkirche Hallstatt, „My foot and my grandma in a ceramic ware“

Haruko Maeda, Pfarrkirche Hallstatt, „My foot and my grandma in a ceramic ware“, © Ulrich Kehrer, 2024 


Darüber hinaus ging der Bischof auf die Bedeutung des Gedenkens an die Toten ein: „Das Gedenken an die Toten ist verbunden mit der Verweigerung, uns damit abzufinden, dass die Toten in alle Ewigkeit tot bleiben, die Besiegten besiegt und die Durchgekommenen und Erfolgreichen in alle Ewigkeit oben bleiben. Einen Menschen lieben, das heißt, zu ihm sagen: Du wirst nicht sterben“, so der Bischof in Anlehnung an Gabriel Marcel. „Gerade weil wir das Leben lieben, lassen wir uns die Hoffnung nicht nehmen, dass all das Gute, all das Leben und Lieben nicht in eine letzte Vergeblichkeit versinken. Wir lieben also das Leben auch nach dem Tod, denn Liebe zum Leben ist unteilbar. Weil wir das Leben vor dem Tod lieben, hoffen wir auf ein Leben nach dem Tod. Weil wir das Leben bejahen, lassen wir uns die Hoffnung auf ein ewiges Leben nicht nehmen“, führte Scheuer aus. Ausdruck der Freundschaft mit den Toten und der Hoffnung mit ihnen und für sie sei das Gebet. „Das Fürbittgebet ist Ausdruck der Solidarität, der Hoffnung, der Verbundenheit der Menschen in Heil und Unheil, im Leben und im Tod. Wer für andere betet, schaut auf sie mit anderen Augen. Er begegnet ihnen anders“, sagte Scheuer. 

 

Predigt von Bischof Manfred Scheuer zum Nachlesen

 

Beim Gottesdienst wurden auch zwei langjährige Mitarbeiter:innen der Pfarre Hallstatt von Bischof Manfred Scheuer persönlich geehrt: Irene und Karl Gruber kümmern sich seit Jahren um die barocke Kalvarienbergkirche am Ortsende von Hallstatt, die unter Denkmalschutz steht und zum UNESCO Welterbe gehört. „In Würdigung der großen Verdienste, die Sie sich durch Ihre langjährige ehrenamtliche Tätigkeit in der Pfarre Hallstatt erworben haben, spreche ich namens der Katholischen Kirche in Oberösterreich mit besonderer Freude Dank und Anerkennung für den großzügigen Einsatz Ihres Talents und ihr vielfältiges Engagement aus”, so der Bischof in seinen Dankesworten.

 

 

Kuratorin Gelsinger: „Dem Schmerz des Verlustes eine Form und die Möglichkeit eines Neubeginns geben“


Im Anschluss an den Gottesdienst führte Martina Gelsinger, Kunsthistorikerin und Referentin für Kunst und Kultur der Diözese Linz, in die Werke Haruko Maedas ein. Sie hat gemeinsam mit Anja Ellenberger die Ausstellung kuratiert. „Traditionelle japanische Umgangsweisen mit Verlust und Trauer treffen in diesem Projekt auf eine besondere Form klassisch europäischer Bildsprachen, die auf die Künstlerin eine große Faszination ausüben. Knochen, Keramik, Korallen oder Textilien werden ebenso in künstlerische Objekte verwandelt wie präparierte Tierkörper. Sie spielen auf vielschichtige Weise auf die in der katholischen Kirche über Jahrhunderte tradierten Rituale und Bedeutungsaufladungen, wie jene der Verehrung von Reliquien, an“, erklärte Gelsinger. Dem stelle Haruko Maeda einen sehr persönlichen Blick der Trauerverarbeitung gegenüber. „Der Tod der Großmutter, die dadurch ausgelösten Gefühle und Empfindungen, aber auch der jeweils sehr persönliche Umgang mit dem Verlust nahestehender Menschen, werden neben den benannten Objekten auch in Gemälden sichtbar“, so Gelsinger. Der Reiz der Bilder und Objekte entstehe laut Gelsinger „in der Dissonanz von Schönheit und Schmerz, der Gegenüberstellung der voneinander so verschiedenen tradierten Vorstellungen vom Umgang mit dem Tod in europäischen und japanischen Trauerkulturen. Was beide verbindet, ist letztendlich die Frage danach, wie sich dem Schmerz des Verlustes eine Form und die Möglichkeit eines Neubeginns geben lässt. Die Arbeiten von Haruko Maeda tun dies in beeindruckend bestechender Weise“, würdigte Gelsinger Haruko Maedas Werke.

 

Kuratorin Martina Gelsinger

Kuratorin Martina Gelsinger © Hörmandinger


Viele Interessierte nutzten die Gelegenheit einer Führung mit der Künstlerin durch das Kirchenareal zu den Exponaten, darunter auch der Hallstätter Bürgermeister Axel Scheutz, der Obertrauner Bürgermeister Egon Höll sowie Dechant Christian Öhler.

 

(v.l.) Pfarrer R. Czurylo, Bischof M. Scheuer, Künstlerin Haruko Maeda, T. Kaineder (Verantwortliche f. kirchliche Projekte Kulturhauptstadt 2024), Bgm. A. Scheutz, Dechant C. Öhler

(v.l.) Pfarrer Richard Czurylo, Bischof Manfred Scheuer, Künstlerin Haruko Maeda, Teresa Kaineder (Verantwortliche für kirchliche Projekte und Initiativen im Rahmen der Kulturhauptstadt Europas Bad Ischl Salzkammergut 2024), Bürgermeister Alexander Scheutz, Dechant Christian Öhler © Hörmandinger


Josef Zauner, Projektleiter der Pfarre Hallstatt, brachte seine Freude über das gelungene Projekt zum Ausdruck: „Die Verbindung von Glaube, Gemeinschaft und Kultur, insbesondere im Kontext des Lebens und des Todes, trägt zur Tiefe und Vielfalt der menschlichen Erfahrung bei. Die Entscheidung der Pfarre Hallstatt, dieses Thema im Rahmen der Kulturhauptstadt Europas Bad Ischl Salzkammergut 2024 aufzugreifen, bietet eine einzigartige Gelegenheit, den Dialog zwischen verschiedenen künstlerischen Ausdrucksformen, traditionellen Totenkulten und unterschiedlichen gesellschaftlichen Zugängen zu fördern“, sagte Zauner.

 

Haruko Maedas Werke sind bis Karfreitag, 29. März 2024 in der Pfarrkirche Hallstatt, in der Gruftkapelle und im Beinhaus zu erleben. „Über die Schwelle“ ist eine Initiative der Katholischen Kirche in Oberösterreich / Pfarre Hallstatt und Fachbereich Kunst und Kultur der Diözese Linz zur Kulturhauptstadt 2024. 

 

Haruko Maeda, Gruftkapelle Hallstatt, „Heartbeat of the death 10 mixed media“

Haruko Maeda, Gruftkapelle Hallstatt, „Heartbeat of the death 10 mixed media“ © Ulrich Kehrer, 2024

 

Ausblick: Eröffnung zweiter Teil am 2. Juni 2024


Beginnend mit der Fastenzeit 2024 werden über das ganze Jahr verteilt zwölf Künstler:innen mit ortspezifischen Interventionen und künstlerischen Arbeiten neue Perspektiven rund um Vergänglichkeit, Tod, Werden und Vergehen sichtbar machen. Der zweite Teil wird am 2. Juni 2024 mit Werken von Aldo Giannotti, Markus Hofer, Jochen Höller, Klara Kohler, Rosmarie Lukasser, Roman Pfeffer, Franz Riedl, Six/Petritsch, Wendelin Pressl, Betty Wimmer präsentiert.

 

 

Künstlerin Haruko Maeda

 

Haruko Maeda wurde 1983 in Tokio geboren, lebt in Wien und lehrt an der Kunstuniversität Linz. 2005–2012 Studium der Malerei bei Ursula Hübner an der Kunstuniversität Linz. 
Solo Ausstellungen (ausgewählt): „As we know it“ with Michael Heindl, Elektrohalle Rhomberg Salzburg (2023),; „Der Wein ist schon reif in der Schale“ Museum Krems (2022); „Haruko Maeda and Maria Anna“ Koenig 2, Vienna (2018); „The red wine is already ripe in the berry “ Christian Larsen Gallery, Stockholm (2017) 
Gruppenausstellung (ausgewählt): „THE TEARDROP EXPLODES“ Kunsthaus Villa Jauss, Deutschland (2023); „The Fest“ MAK, Wien (2022-23); Avesta Art „Illusion Allusion“ in Avesta, Sweden (2018)

 

Haruko Maeda, Pfarrkirche Hallstatt, „The Drop“

Haruko Maeda, Pfarrkirche Hallstatt, „The Drop“ © Ulrich Kehrer, 2024

 

Salzkammergut 2024: 30 kirchliche Projekte und Initiativen

 

Insgesamt finden im Rahmen von Salzkammergut 2024 30 kirchliche Projekte und Initiativen statt, die in Pfarren verortet sind und teils über Länder- und Diözesangrenzen hinweggehen, also das oberösterreichische und steirische Salzkammergut umfassen. Zudem gibt es überpfarrliche regionale Projekte sowie Kooperationen zwischen Pfarren und anderen Projektträger:innenn wie Caritas oder Katholische Jugend. Die Kulturhauptstadt-Region umfasst 23 politische Gemeinden und 32 katholische Pfarrgemeinden, Rund 20 Pfarren bringen sich aktiv ein. 


Zu den kirchlichen Projekten und Initiativen zählen neben dem Kunstprojekt in der Pfarre Hallstatt:

  • Pilger- und Wanderangebote: Großer Welt-Raum-Weg, Wasserpilgern
  • Konzerte und Lesungen (Pfarrbibliothek, Literaturschiff)
  • Kulturbuddys, ein Freiwilligenprogramm zum Abbau von Hürden beim Kulturkonsum (RegionalCaritas)
  • Wanderndes Jugendangebot: Open Up. Dieser Moment gehört dir. (Katholische Jugend Region Salzkammergut)

Teresa Kaineder ist die Verantwortliche für kirchliche Projekte und Initiativen im Rahmen der Kulturhauptstadt Europas Bad Ischl Salzkammergut 2024. Teresa Kaineder ist gebürtige Linzerin und in Kirchschlag aufgewachsen. Sie hat in Salzburg Katholische Religionspädagogik und Textiles Gestalten studiert. Danach sammelte sie Erfahrungen in der kirchlichen Jugendarbeit. So baute sie etwa die „Jugendkirche Grüner Anker“ in Linz-Urfahr mit auf und war in diesem Zusammenhang bereits für Kulturarbeit verantwortlich: Gesamtleitung von Jugendtheaterproduktionen, Konzertveranstaltungen, Entwicklung und Durchführung von religionspädagogischen Erlebnisausstellungen sowie Kooperationen mit Kulturvereinen.

 

 

Kirchliche Projekte und Initiativen Salzkammergut 2024 

 

 

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