Mittwoch 27. November 2024

Bischof Manfred Scheuer: In der Fastenzeit das richtige Maß finden

Die österliche Bußzeit sei eine Zeit, um wieder ein "passendes Maß" zu finden: im Umgang mit sich selbst, den Mitmenschen und auch Gott. Das betonte Bischof Manfred Scheuer in seiner Predigt am Aschermittwoch, 14. Februar 2024.

In seiner Predigt am Aschermittwoch, der heuer auf den Valentinstag (14. Februar 2024) fiel, nahm Bischof Scheuer die Spannung zwischen Fasten und Feiern in den Blick. Dabei wendete sich der Bischof gegen das Vorurteil der Sexualfeindlichkeit in der katholischen Kirche. "Der Sexualpessimismus des Christentums ist fast schon zur Plattitüde geworden", sagte Scheuer in der Aschermittwochs-Predigt im Linzer Mariendom. Wer von kirchlicher Sexualfeindlichkeit spreche, messe aber "vergangene Zeiten an Erwartungen der Gegenwart, die sich in einem naiven Sexualoptimismus kondensieren", so der Bischof, der sich überzeugt zeigte: "Als Christen müssen wir die Leidenschaft nicht ausmerzen, die christliche Sittlichkeit ist nicht eros- und lustfeindlich".

 

Was es hingegen brauche, sei eine "Kultivierung des Eros und der Leidenschaft", so Scheuer, "sonst werden wir von unseren Bedürfnissen dominiert, sonst wird der Eros blind, das Begehren gewalttätig, sonst wird das 'kriegen Wollen' zum Krieg und die Macht zur Unterwerfung unter die eigenen Interessen". In dieser Perspektive sei der Zusammenhang zwischen Krisen und auch Kriegen mit Fixierungen oder Abhängigkeiten zu bedenken. Einzuüben sei die "bleibende und lebendige Spannung zwischen Eros und Gelassenheit". Der Bischof erinnerte, dass heuer der Aschermittwoch mit dem Valentinstag zusammenfalle. Sei der Aschermittwoch ein strenger Fasttag, werde am Valentinstag die romantische Liebe gefeiert.

 

Die Fastenzeit könne mithelfen, "dafür Sorge zu tragen, dass es mir, den Mitmenschen, meiner Umwelt gut geht", zeigte sich Scheuer überzeugt. Es sei eine Zeit, um wieder ein "passendes Maß" zu finden. Das gelte für den Umgang mit sich selbst, den Mitmenschen und auch Gott. "Es gilt, das Gegenüber in seiner Einmaligkeit wahrzunehmen und wertzuschätzen", so der Bischof. In Hinblick auf die Schöpfung bedeute das auch, jener Sichtweise den Vorrang zu geben, die den Menschen in die Naturzusammenhänge eingebunden sieht, und die daraus sich ergebenden Erkenntnisse den eigenen Entscheidungen zugrunde zu legen.

 

Allzu oft werde die Fastenzeit mit Zwang und Askese in Verbindung gebracht, worum es aber nicht gehe, so der Bischof. Eine Hilfe, um "vom Zwang und Krampf der Selbstbehauptung loszulassen" und von Gott den "Grund der eigenen Rechtfertigung" sowie Freiheit und Identität zu empfangen, könne das Gebet sein, zeigte sich Scheuer überzeugt. Das Gebet befreie "vom selbstverliebten Kreisen um das eigene Ich, es bricht auch das resignative Vergraben des eigenen Talents auf". Gebet lebe aus der unverbrüchlichen Hoffnung, dass bei allem Scheitern nicht das letzte Wort gesprochen sei. Solange der Mensch bete, gebe er sich nicht auf. "Der innere Friede als Voraussetzung für die Kraft, Frieden und Versöhnung zu stiften, ist nur durch einen langen Weg im Gebet und in der Kontemplation zu erlangen", so Bischof Scheuer.

 

Predigtgedanken von Bischof Manfred Scheuer zum Nachlesen

 

In der Fastenzeit das richtige Maß finden

Die Fastenzeit lädt dazu ein, wieder das richtige Maß zu finden, so Bischof Manfred Scheuer. 
© Gerd Altmann / www.pixabay.com

 

Kathpress

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