Ökumenischer Gottesdienst in Leonding
Evangelisch reformierte Pfarrgemeinde H. B. als Gastgeberin
Den vom Forum der christlichen Kirchen in Oberösterreich getragenen Gottesdienst feierten Repräsentant:innen von neun christlichen Kirchen mit: Vertreten waren von der gastgebenden Evangelisch reformierten Pfarrgemeinde H. B. Kurator Johann Lamb und Pfarrer Richard Schreiber, von der Serbisch-orthodoxen Kirche Diakon Nemanja Micic, von der Altkatholischen Kirche Pfarrer Samuel Ebner und Vikarin Elisabeth Steinegger, von der Baptistengemeinde Christina Frisch, von der Evangelischen Kirche A. B. Superintendent Gerold Lehner und Pfarrerin Veronika Obermeir-Siegrist, von der Evangelisch-methodistischen Kirche Pastor Martin Obermeir-Siegrist, von der Rumänisch-orthodoxen Kirche Pfarrer Sorin Bugner, von der Neuapostolischen Kirche Bezirksältester Hans-Jürgen Brunner sowie von der Römisch-katholischen Kirche Ökumene-Referentin Gudrun Becker, Dompfarrer Maximilian Strasser und Bischof Manfred Scheuer.
Vertreter:innen der christlichen Kirchen in Oberösterreich feierten anlässlich der weltweiten Gebetswoche für die Einheit der Christ:innen einen gemeinsamen Gottesdienst in der Evangelisch reformierten Pfarrgemeinde H. B. in Leonding.
Einheit und Frieden als wesentlicher Auftrag
Die Liturg:innen zogen gemeinsam ein. Als Zeichen der Vielfalt der christlichen Kirchen brachte jede:r eine andere Blume mit, die in einer Vase auf dem Altar ein buntes Bild ergaben. Pfarrer Richard Schreiber von der gastgebenden Evangelisch reformierten Pfarrgemeinde H. B. stellte als Zeichen der Gastfreundschaft einen Teller mit Broten und Kuchen dazu.
Ein Blumenstrauß als Zeichen der der Vielfalt der christlichen Kirchen.
Zu Beginn des Gottesdienstes begrüßte Kurator Johann Lamb von der Evangelisch reformierten Pfarrgemeinde H. B. alle Mitfeiernden. Lamb erinnerte an die Geschichte und die Gründung der Kirche der Donauschwaben Anfang der 1950er Jahre, die gegen Ende des Zweiten Weltkrieges ihre Heimat verlassen mussten. „Wir sind eine von neun reformierten Kirchen in Österreich. Die Abkürzung „H. B.“ bedeutet Helvetisches Bekenntnis, benannt nach den Reformatoren Ulrich Zwingli und Johann Calvin“, erklärte Lamb. „Wir stehen fest in unserer reformierten Tradition und unsere Hauptaufgabe ist die Verkündigung des Wortes Gottes. Wir sind eine offene und gegenwartsbezogene Gemeinde für alle. Jeder und jede ist willkommen, kann sich einbringen und erfährt Wertschätzung“, so Lamb. Ein Zeichen der Demokratie sei das Mitsprache- und Entscheidungsrecht sowie die völlige Gleichberechtigung der Frauen in kirchlichen Ämtern. Zum gemeinsamen Abendmahl sei jede:r herzlich eingeladen. „Im Sinne unserer Reformatoren wollen wir miteinander einer gerechteren Welt nähertreten, für Friede und Bewahrung der Schöpfung. Toleranz für die Ökumene sind uns wichtig“, betonte Lamb in seinen Begrüßungsworten. Ein Chor der Evangelisch reformierten Pfarrgemeinde H. B. mit jungen und erwachsenen Sänger:innen begleitete den ökumenischen Gottesdienst musikalisch.
Kurator Johann Lamb von der Evangelisch reformierten Pfarrgemeinde H. B. begrüßte alle Mitfeiernden.
„Jede Form der Gastfreundschaft ist heilig“
In seiner Predigt nahm Pastor Martin Obermeir-Siegrist von der Evangelisch-methodistischen Kirche auf die Lesung aus dem Buch Genesis / dem 1. Buch Mose Bezug. Darin heißt Abraham Fremde willkommen, bietet ihnen eine Fußwaschung und einen Platz im Schatten an und stellt auch eine Stärkung in Aussicht. Abrahams Frau Sarah bäckt Brot, dem Knecht gibt Abraham ein zartes gutes Kalb zur Zubereitung. Abraham selbst bedient die Gäste und bringt ihnen Butter, Milch und das zubereitete Kalb. Warum sorgt sich Abraham so um seine Gäste? Obermeir-Siegrist erklärt: „Abraham erkennt in seinen Gästen Gott selbst. Und so ist ihm kein Aufwand zu groß.“ Besuch zu bekommen, Besuch zu haben, könne sehr schön sein. Einen Raum zu öffnen, das eigene Zuhause herzeigen zu können, zu teilen und zu bewirten. Es sei aber wichtig, dass Gastfreundschaft nicht überstrapaziert werde, denn Gastfreundschaft bedeute Arbeit und Zeit, so Obermeir-Siegrist.
In manchen Situationen seien Menschen darauf angewiesen, dass sie jemand aufnehme und versorge. Doch auch die Gastfreundschaft, die über die unmittelbare Not hinausgehe und sich an eine tiefere Not der menschlichen Existenz wende, sei für Menschen wesentlich: „‘Du bist willkommen!‘“ und „‘Schön, dass du da bist!‘“ sind Sätze, von denen wir leben, die wir uns aber selbst nicht sagen können“, erklärte Obermeir-Siegrist. „Unser Leben kommt erst in der Begegnung, erst in der Gemeinschaft zur wahren Fülle. Und so ist jede Form der Gastfreundschaft heilig. Als heilig bezeichnen wir, was zu Gott gehört oder was von Gott in besonderem Sinne zu unserem Heil und Wohlergehen bestimmt ist. Gerade die ‚überflüssige‘ Form der Gastfreundschaft hat eine Schönheit, von der ich nur schwärmen kann“, so Obermeir-Siegrist.
Pastor Martin Obermeir-Siegrist von der Evangelisch-methodistischen Kirche bei der Predigt.
Die Geschichte von Gottes Besuch bei Abraham sei eine Ermutigung, sich neu auf die Gastfreundschaft und ihre Heiligkeit und heilbringende Bedeutung zu besinnen. Angesichts der Klimakatastrophe, der Krisen und Kriege brauche es dringend neuen Mut, Gastfreundschaft ernst zu nehmen, so Obermeir-Siegrist. „Die Gastfreundschaft, die Gott uns Menschen in seiner natürlichen Schöpfung gewährt. Und die Gastfreundschaft, die wir Menschen einander erweisen können. Nur indem wir einander immer wieder gegenseitig Gastfreundschaft gewähren, werden wir einander gut genug gewahr, um ein gemeinsames Überleben der Menschheit auf der Erde überhaupt in realistische Reichweite zu rücken“, betonte Obermeir-Siegrist. Und weiter: „Um eine Sache ernst zu nehmen, brauchen wir auch den Humor, der in der Abrahams-Geschichte aufblitzt. Damit die Gastfreundschaft keine krampfhafte wird, sondern voller Freiheit und Freude bleibt.“ Obermeir-Siegrist schloss seine Predigt mit der Ermutigung, beherzt Gastfreundschaft zu üben: „Lasst uns Gott selbst in allen möglichen Mitmenschen begegnen – auch in denen, die unseren Glauben nicht teilen. Und lasst uns Gott danken, der sich am Ende der Tage freuen wird, wenn er uns an seinen Tisch bittet und wir schließlich ganz bei Gott zu Hause sind.“
Die vollständige Predigt können Sie auf der Website der Evangelisch-methodistischen Kirche nachlesen.
Weltgebetswoche für die Einheit der Christen
Von 18. bis 25. Jänner 2024 findet die internationale „Gebetswoche für die Einheit der Christen“ statt. Während der Gebetswoche kommen jährlich weltweit Christ:innen aus unterschiedlichen Konfessionen zusammen, um gemeinsam für die Einheit der Christenheit zu beten. Sie wurde 1909 in den USA ins Leben gerufen und 1916 von Papst Benedikt XV. mit einem Apostolischen Schreiben auf die ganze katholische Kirche ausgeweitet. Seit 1968 werden die Themen und Texte für die Gebetswoche vom Päpstlichen Rat für die Einheit der Christen und dem weltweiten Ökumenischen Rat der Kirchen (Weltkirchenrat, WKR) veröffentlicht. Die Grundtexte für die Weltgebetswoche stammen jedes Jahr aus einem anderen Land, heuer stammen sie von einer Arbeitsgruppe aus Burkina Faso.
In der Diözese Linz wird seit vielen Jahren im Rahmen der Weltgebetswoche ein Gottesdienst mit unterschiedlichen christlichen Konfessionen gefeiert, der jedes Jahr in einer anderen Kirche stattfindet. Die Gastgeber:innen gestalten einzelne Elemente entsprechend ihrer Tradition und laden zur anschließenden Agape ein. Die beteiligten Kirchen bemühen sich, trotz aller Unterschiede und Stolpersteine das Gemeinsame und Verbindende in den Vordergrund zu stellen.
Informationen zur Weltgebetswoche für die Einheit der Christen finden Sie auf www.oekumene-ack.de
Christ:innen und Muslim:innen gemeinsam gegen den Hunger in Burkina Faso
Der Ökumenische Rat der Kirchen in Österreich schlägt jedes Jahr Projekte vor, denen die „ökumenische Kollekte“ in der Gebetswoche für die Einheit der Christen zugutekommt. Heuer wird u. a. für das gemeinsame Engagement von Christ:innen und Muslim:innen gegen den Hunger in Burkina Faso gesammelt.
In der Sahelzone von Burkina Faso sorgen Christ:innen und Muslim:innen gemeinsam für gesunde Ernährung. Nachhaltige Landwirtschaft, Aufforstung und verschiedene Techniken der Wassergewinnung gehören zum Entwicklungskonzept. Im trockenen Norden Burkina Fasos leben die allermeisten Menschen von der Landwirtschaft, harter Handarbeit mit oft dürren Ernten. Ackerbauern und Hirten konkurrieren um fruchtbare Flächen. Der Klimawandel, mit häufigeren Dürren und plötzlichem Starkregen, verschlechtert die Bedingungen zunehmend. Die Region ist wirtschaftlich kaum entwickelt. Deshalb verlassen viele junge Menschen auf der Suche nach einer Alternative ihre Heimat.
Die Geschwisterliche Vereinigung der Gläubigen (UFC) verfolgt jedoch erfolgreich einen anderen Ansatz. Christ:innen und Muslim:innen haben sich zusammengeschlossen, um gemeinsam ihre Lebensbedingungen zu verbessern und das Vordringen der Wüste zu verhindern. Die UFC fördert auf vielfältige Weise eine Landwirtschaft, die sich für das trockene Klima eignet. Im Rahmen des Hilfsprojektes werden Brunnen und Regenauffangbecken (Boulis) gebaut. Ihr Wasser reicht aus, um fünf Monate lang die umliegenden Obst- und Gemüsefelder zu bewässern.
Die Arbeit der UFC, der "Geschwisterlichen Vereinigung der Gläubigen von Dori" ist erfolgreich. Über 50 Prozent der Bevölkerung beteiligt sich an dem interreligiösen Projekt, das Christ:innen und Muslim:innen gemeinsam durchführen. Damit fördern sie ein friedliches Miteinander der Religionsgemeinschaften. Leider versuchen seit einigen Jahren bewaffnete Gruppen Gewalt zwischen den traditionell friedlich zusammenlebenden Religionen und Völkern zu schüren. Bis Juni 2020 waren im Norden des Landes mehr als 900.000 Menschen gezwungen, ihre Heimat zu verlassen. Auch die UFC Dori musste ihre Projektarbeit aufgrund der Bedrohung umstellen, arbeitet jedoch in allen Bereichen weiter.
Spendenkonto Österreich:
Ökumenischer Rat der Kirchen in Österreich
IBAN: AT87 3200 0000 0747 9157
BIC: RLNWATWW
Raiffeisenlandesbank NÖ/Wien Stichwort: „Gebetswoche, Projekt 2“