Bischof Scheuer zu Allerheiligen: "Nicht an den Katastrophen kleben"
"Wir könnten auf die Krisen fixiert sein, an den Katastrophen kleben. Dann aber hätten wir keine Energie mehr für eine Veränderung. Dann würde uns die Kraft fehlen zum Handeln", sagte der Bischof am 1. November 2023 in seiner Predigt im Linzer Mariendom. So schaffe "die bloße Empörung" noch kein Vertrauen, ein eingeengter Blickwinkel führe zu einem Tunnelblick, zeigte sich Scheuer überzeugt.
Der Bischof berichtete von einem Syrienbesuch im September 2023 mit der Initiative Christlicher Orient (ICO). In Syrien habe er Menschen kennengelernt, die von einer mehrfachen Entwurzelung gezeichnet gewesen seien. Die Kinder seien heimatlos, psychologisch und auch spirituell. "In der Lagersituation gibt es keinen Raum für sich selbst, gibt es keine Kinderrechte." So wüchsen die Kinder mit Angst auf, "im Bombenlärm, in der Krise, im Krieg und auf der Flucht", so Scheuer.
Und doch sei er etwa mit Pädagoginnen zusammengetroffen, die es den Kindern ermöglichen wollten, etwas Schönes zu erleben. Das könne man vordergründig als "bloße Abwechslung verstehen", so Scheuer. "Das Wahrnehmen von Schönheit lässt aber ein versöhntes Sein ahnen. Freude, Schönheit und Hoffnung sind Lebensmittel. Zu Allerheiligen feiern wir das Leben inmitten der Krisen, auch inmitten des Todes. Und wir hören die Zusage Gottes: in allem, trotz allem. Es wird wieder gut."