Syrien: Bischof Scheuer traf frühere IS-Geisel Erzbischof Mourad
Der Bischof zeigte sich bei der Begegnung zutiefst überzeugt, dass es zum Dialog zwischen Christen und Muslimen keine Alternative gibt, wie das Linzer Hilfswerk mitteilte. Daran habe auch sein traumatisches Erlebnis als Geisel des IS nichts geändert.
Mourad wurde 2015 von Terroristen des "Islamischen Staates" aus seinem Kloster Mar Elian in Syrien entführten und für mehrere Monate festgehalten. Der IS drohte ihm mehrmals mit der Hinrichtung, sollte er nicht zum Islam konvertieren. Mourad blieb standhaft. Nach rund viereinhalb Monaten gelang ihm mithilfe von Muslimen die Flucht. Einige der Fluchthelfer wurden deswegen später vom IS ermordet. Mourad hat seine Erfahrungen in der Gefangenschaft in dem Buch "Ein Mönch in Geiselhaft" festgehalten.
Jacques Mourad stammt aus Aleppo und gehört der syrischen Ordensgemeinschaft Deir Mar Musa el-Habashi (Kloster des Heiligen Moses des Abessiniers) an, deren Mitbegründer er ist und die sich ganz dem Dialog zwischen Christen und Muslimen verschrieben hat. Mourad kehrte einige Jahre nach seiner Gefangenschaft in sein Kloster Mar Elian in Syrien zurück. Das vom IS schwer beschädigte Kloster wurde wieder aufgebaut. Anfang März 2023 wurde Mourad schließlich zum Erzbischof von Homs geweiht.
Die Revitalisierung des Klosters Mar Elian bezeichnete der Erzbischof als Zeichen der Hoffnung. Auch viele örtliche Muslime hätten an den Feierlichkeiten teilgenommen.
Sehr besorgt zeigte sich der Erzbischof über die anhaltende Auswanderung christlicher Familien. Das sei angesichts des Elends im Land verständlich, schwäche aber die christliche Präsenz in Syrien. Mourad kritisierte in diesem Zusammenhang auch die internationalen Sanktionen gegen Syrien, die nur die einfache Bevölkerung treffen würden.
Die syrisch-katholische Diözese Homs hat so wie auch alle anderen Kirchen im Land in den vergangenen Jahren einen heftigen Aderlass erlitten. Noch zählt die Diözese in Summe rund 2.000 Familien, berichtete Bischof Mourad.
Die ICO-Delegation und Bischof Manfred Scheuer (3. v. r.) bei Erzbischof Jacques Mourad (3. v. l.) in Homs.
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Gebet um Frieden, Hilfe für Kinder
In Homs betete die Delegation zudem auch im Jesuitenkloster am Grab von Pater Frans Van der Lugt um Frieden. Der Ordensmann hatte als letzter Europäer in der umkämpften Stadt ausgehalten und war 2014 von Islamisten ermordet worden.
In Maskana, einem Vorort von Homs, besuchte die ICO-Delegation mit Bischof Scheuer eine Kinderklinik, die von der syrisch-katholischen Kirche betrieben und von der ICO finanziell unterstützt wird. Rund 300 Babys und Kinder werden hier jeden Monat kostenlos medizinisch untersucht. In Maskana erhalten zudem jeden Monat 60 bedürftige Familien mit behinderten Angehörigen kostenlos Windeln in lokalen Apotheken, die ebenfalls von der ICO finanziert werden. Ein weiterer Programmpunkt war die Teilnahme am Abschlussfest eines Sommerlagers für die Kinder des Ortes, das von der örtlichen syrisch-katholischen Pfarre gemeinsam mit der ICO durchgeführt wurde.
Ein weiterer Programmpunkt gegen Ende der Reise war das "Tal der Christen", wo die ICO in einem Altenheim der griechisch-orthodoxen Kirche in der Ortschaft Al-Mouzineh u. a. die Verpflegung von Alten, Kranken und beeinträchtigten Menschen übernimmt. Weiters hat das Linzer Hilfswerk zuletzt auch Winterkleidung für 200 christliche und muslimische Kinder im Ort sowie Sommerlager finanziert. Im Wallfahrtsort Mashta Al Hilu feierte die Delegation in der Marienkirche einen Gottesdienst, bei dem wieder das Gebet um den Frieden im Mittelpunkt stand.
Bischof Scheuer war von 3. bis 10. September 2023 mit einer ICO-Delegation in Syrien. Die ICO hat allein 2022 rund 335.000 Euro für 19 Hilfsprojekte in Syrien aufgewendet.
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