Papst trauert um ertrunkene Migranten vor griechischer Küste
So steht es in einem am 15. Juni 2023 veröffentlichten Beileidsschreiben von Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin im Namen des Papstes. Adressiert ist es an den Vatikanbotschafter in Griechenland, Erzbischof Jan Romeo Pawlowski. Der Papst wünsche den Überlebenden, freiwilligen Helfern und Rettungskräften "Kraft, Ausdauer und Hoffnung".
Am Mittwoch, 14. Juni 2023 war ein Fischkutter vor der griechischen Küste gekentert. An Bord befanden sich nach Schätzungen von Überlebenden und Küstenwache etwa 750 Menschen, darunter viele Kinder. Bislang wurden 78 Ertrunkene geborgen und 104 Menschen gerettet. Die Behörden gehen deshalb von mehr als 500 Todesopfern aus.
Das Boot laut griechischer Küstenwache von Libyen aus gestartet sein und Italien zum Ziel gehabt haben. Sowohl griechische Küstenwache als auch vorbeifahrende Frachter hätten den Passagieren per Funk wiederholt Hilfe angeboten, diese sei aber abgelehnt worden, hieß es. Das Schiff sei stattdessen weiter Richtung Italien gefahren und dann in der Nacht auf Mittwoch plötzlich gekentert und gesunken.
Caritas: Europa versagt
Mit scharfer Kritik an der europäischen Flüchtlingspolitik reagierte der Caritasdirektor der Erzdiözese Wien, Klaus Schwertner, auf das Bootsunglück. "Europa versagt seit Jahren, wenn es darum geht, Menschen auf der Flucht zu schützen. Seit 2014 sind bereits mehr als 20.000 Geflüchtete auf der Flucht im Mittelmeer ertrunken", sagte Schwertner gegenüber Kathpress. Es sei leider zu befürchten, dass auch der jüngste Vorstoß der EU-Innenminister die Situation nicht verbessern werde, so Schwertner. "Wichtige menschenrechtliche Garantien und humanitäre Erwägungen werden völlig außer Acht gelassen." Europa müsse sich zu humanitären Aufnahmeprogrammen und zu Resettlement bekennen, so die Forderung der Caritas.
Auch der evangelisch-lutherische Bischof Michael Chalupka äußerte sich entsetzt und rief zum Gebet für die Opfer des Bootsunglücks auf. Einmal mehr forderte Chalupka sichere Fluchtwege. Es handle sich bei dem Unglück um "keine unausweichliche Naturkatastrophe, sondern Folge europäischer Politik", kritisierte er. Diese verweigere den Menschen "Rechte, Solidarität und die Aufnahme", sagte der lutherische Bischof. An die österreichische Regierung und an die Regierungen in Europa appelliere er, für Menschen, die Asyl benötigen, dringend "humanitäre Korridore, sichere und legale Fluchtwege einzurichten".