Ökumene-Empfang von Diözesanbischof Manfred Scheuer und PRO ORIENTE Linz
Am 13. Juni 2023 lud Bischof Manfred Scheuer gemeinsam mit Landeshauptmann a. D. Josef Pühringer die christlichen Kirchen Oberösterreichs zum Austausch in den Garten des Bischofshofes. Bei sommerlichem Abendwetter sprachen die Kirchenvertreter:innen über die gesellschaftlichen Herausforderungen und blickten auf ein weiteres Jahr der ökumenischen Bemühungen zurück. Josef Pühringer als Vorsitzender der PRO ORIENTE Sektion Linz dankte nach der gemeinsamen Feier eines Abendlobes in der Kapelle des Bischofshofes allen für ihr Engagement im Bereich der Ökumene und hob die ausgezeichneten Beziehungen der christlichen Kirchen in Oberösterreich hervor. Zugleich bat Pühringer, sich weiterhin in der Ökumene zu engagieren, auch wenn man sich manchmal ein höheres Tempo in der Lösung kirchenrechtlicher Fragen wünschen würde.
LH a. D. Josef Pühringer, Vorsitzender von PRO ORIENTE Linz
© Diözese Linz - Kienberger
Auch Diözesanbischof Manfred Scheuer bedankte sich bei den Anwesenden für ihr christliches Zeugnis in Zeiten, in welchen die Herausforderungen zu wachsen scheinen. Die Kirchen müssten sich mit drängenden Fragen des Klimaschutzes, der Nachwirkungen der Covid-Pandemie und des Rückgangs des Personals beschäftigen, auf die es keine raschen Antworten und einfachen Patentrezepte gebe. Dennoch müsse auch auf das Zeugnis der Kirchen gegenüber der Gesellschaft hingewiesen werden. Dabei bezog sich der Diözesanbischof auf die Einweihung einer Gedenkkapelle durch den serbisch-orthodoxen Patriarchen Porfirije auf dem Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers Mauthausen am vergangenen Wochenende. Viele Christ:innen hätten während der beiden Weltkriege ein Zeugnis ihres Glaubens gegeben. Namentlich hob Scheuer den lutherischen Theologen Dietrich Bonhoeffer und den katholischen Jesuiten-Pater Alfred Delp hervor, die beide in Konzentrationslagern bzw. Gefängnissen wegen ihres Glaubens ums Leben kamen. Am Ende seiner Begrüßung wandte sich Scheuer nochmals an die Anwesenden und bedankte sich: „Danke für euer Zeugnis für den gekreuzigten und auferstandenen Herrn.“
Bischof Manfred Scheuer
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Im Anschluss gaben die Neuapostolische, die Koptisch-orthodoxe und die Evangelische Kirche sowie die Gesamtstiftung von PRO ORIENTE Einblicke in ihre Arbeit im vergangenen Jahr. Moderiert wurde die Gesprächsrunde von Gudrun Becker, Ökumene-Referentin der Diözese Linz. Hans-Jürgen Brunner als Vertreter der Neuapostolischen Kirche, die erstmals beim Ökumene-Empfang vertreten war, stellte seine Gemeinschaft vor und sprach von der Wichtigkeit der Ökumene für seine Kirche, weil sie nochmals den Blick weite für die eigentliche Kirche Jesu. Der koptisch-orthodoxe Vertreter Antonius Abusif erläuterte auf die Frage, was das Spezifikum der Koptisch-orthodoxen Kirche sei, dass sie einerseits eine Kirche der Märtyrer, der Zeug:innen des Glaubens sei und andererseits eine Kirche der Hymnen, der Lobgesänge auf Gott, deren Melodie bis in die Tradition der Pharaonen zurückreiche. Superintendent Gerold Lehner von der Evangelischen Kirche A. B. ließ das Jahr Revue passieren und zeigte auf, dass sich seine Kirche in einer ähnlichen Situation wie die katholische Schwesterkirche befinde. Es gebe auch in der Evangelischen Kirche in Oberösterreich Personalsorgen und die Strukturdebatte sei angelaufen; nun müsse über neue Modelle der Gemeindeleitung nachgedacht werden. Doch bei allen anstehenden Herausforderungen sieht Lehner Zukunftspotenzial. In Hinblick auf die Ökumene sei nun die Zeit der kleinen Schritte – in der Hoffnung, dass sich dann einmal viel bewegen werde. Der Präsident der Gesamtstiftung von PRO ORIENTE, Botschafter i. R. Alfons M. Kloss, betonte in seinem Statement, dass in Oberösterreich die Kirchen in regem Austausch stünden und das Bundesland als Vorbild betrachtet werden könne. Bei allen Unterschieden solle das Gemeinsame vor das Trennende gestellt werden; die Unterschiede seien vielmehr eine Vielfalt, die „einen zu pflegenden Reichtum darstellt“. Im vergangenen Jahr habe PRO ORIENTE drei große Konferenzen in Rom organisiert, bei welchen die katholische Seite der orthodoxen und orientalisch-orthodoxen Kirche bei der Darstellung ihres jeweiligen Verständnisses von Synodalität zugehört habe. In Hinblick auf die Weltsynode unter Papst Franziskus möchte die katholische Kirche von ihren Schwesterkirchen lernen, so Kloss.
Gesprächsrunde (v. l.): Botschafter i. R. Dr. Alfons M. Kloss (Präsident von PRO ORIENTE); Gudrun Becker (Ökumene-Referentin der Diözese Linz und Moderatorin der Gesprächsrunde); Dr. Gerold Lehner (Superintendent der Evangelischen Kirche A. B. Oberösterreich); Hans-Jürgen Brunner (Be-zirksältester der Neuapostolischen Kirche) und Antonius Abousif (Vertreter der Koptisch-orthodoxen Kirche Linz).
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Als Impulsvortrag für das anschließende Beisammensein analysierte Klara-Antonia Csiszar, Universitätsprofessorin für Pastoraltheologie an der Katholischen Privat-Universität Linz, die Situation der Kirchen in ihrem Herkunftsland Rumänien. Nach vier Jahrzehnten des Kommunismus stünden die Kirchen nun vor der Entscheidung, ob sie in Zukunft verstärkt in praktisch orientierten Feldern zusammenarbeiten (Sozial- und Bildungsbereich, Gefängnisseelsorge etc.) oder ob sie sich weiterhin auf ihre Identitätsfindung durch Abgrenzung fixieren wollen. Csiszar plädierte in Hinblick auf Rumänien für eine stärkere Orthopraxie, eine Zusammenarbeit im Sinne der christlichen Spiritualität, welche in Oberösterreich ihrer Wahrnehmung nach bereits sehr gut funktioniere. Csiszar ermunterte, dass man bei allen Trennungen zwischen den Kirchen das nicht übersehen solle, was man bereits gemeinsam erreicht habe: Und das sind gesellschaftlich engagierte Kirchen, die vereint sind in der Ökumene.
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Florian Wegscheider | PRO ORIENTE Linz