Donnerstag 26. September 2024

Caritas: Wegbegleiter nach dem Gefängnis

Wegbegleiter nach dem Gefängnis

Dank der Unterstützung von freiwilligen Mitarbeiter:innen ist in der WEGE, einer Caritas-Wohngemeinschaft für Haftentlassene in Wels, für die Bewohner rund um die Uhr jemand da. 

Bernhard Müller aus Pucking ist seit sechs Jahren einer der 15 Ehrenamtlichen, die Männer in ein straffreies Leben begleiten: „Ich sehe den Menschen und nicht das Delikt.“

 

„‘Du traust dich was‘, sagen die Menschen oft, wenn ich ihnen von meiner ehrenamtlichen Tätigkeit erzähle. Aber es ist nicht gefährlich oder schwierig, wie sich viele oft vorstellen. Es ist eine sinnvolle Tätigkeit, die Spaß macht“, erzählt Bernhard Müller. Vor sechs Jahren brauchte er in seiner Ausbildung als psychosozialer Berater, Coach und Supervisor eine Praktikumsstelle. Die WEGE war für den Familienvater ideal, weil er die Stunden v.a. in der Nacht beziehungsweise zu Randzeiten machen konnte. Berührungsängste habe er anfangs nicht gehabt, aber Respekt. „Während das Engagement bei Feuerwehr und Roten Kreuz hoch angesehen ist, geht es bei dieser ehrenamtlichen Tätigkeit um Menschen, die nicht viel Sympathie in der Gesellschaft haben. Dieser Einsatz ist aber genauso wertvoll. Ich profitiere persönlich von den Begegnungen, bekomme Einblicke und lerne Menschen kennen, die nicht so viel Glück im Leben gehabt haben“, erklärt der 54-Jährige seine Motivation. Entscheidend bei der Tätigkeit ist ein respektvoller Umgang mit den Menschen, der sie stärkt. „Gleichzeitig soll man sich selbst nicht überschätzen. Es geht ums Da-Sein. Das wird manchmal in Anspruch genommen, manchmal auch nicht. Ich dränge mich nicht auf und kann für ihre Probleme keine Lösungen anbieten, aber ein offenes Ohr.“


Bernhard Müller macht meistens am Mittwoch einen Nachtdienst, der um 19 Uhr mit einer Übergabe des Sozialarbeiters beginnt und am nächsten Morgen um 7 Uhr endet. Bis ca. 23 Uhr hält sich der 54-Jährige in der Küche oder am Gang auf. „Wir sind da, um zu sehen, ob die Hausordnung eingehalten wird.“ WEGE-Leiter Gottfried Boubenicek erklärt: „Vorfälle werden in das Dienstheft eingetragen. Die Lösung des Problems übernimmt der / die Sozialarbeiter:in. Aus 30 Jahren Erfahrung in der WEGE kann ich sagen, dass allein die Präsenz der Freiwilligen eine präventive Wirkung hat. Deshalb haben wir auch dieses Betreuungssystem.“

 

Die Freiwilligen werden von den Caritas-Mitarbeiter:innen auf ihre Aufgabe vorbereitet und geschult. „Die Ehrenamtlichen müssen eine gefestigte Persönlichkeit und Kommunikationsgeschick besitzen. Sie sollen konfliktfähig sein und natürlich das Interesse für Menschen in einer schwierigen Lebenssituation mitbringen. Für die ehrenamtliche Tätigkeit werden nicht nur Männer gesucht. Die Hälfte unserer 15 Freiwilligen sind Frauen“, erklärt Gottfried Boubenicek.


Wer neu in das Freiwilligen-Team kommt, begleitet zuerst drei Mal andere Ehrenamtliche, ehe alleine ein Dienst gemacht wird. Ein Mal im Monat treffen sich alle Freiwilligen zu einer Teamsitzung, wo Erfahrungen ausgetauscht werden und auch Probleme geklärt werden können.


Bernhard Müller ist von Anfang positiv aufgefallen, dass alle Caritas-Mitarbeiter:innen sehr wertschätzend mit den Ehrenamtlichen umgehen: „Man spürt, dass sie froh sind, dass es uns gibt. Wir sind genauso bei Teambuilding-Maßnahmen dabei oder können eine Supervision machen.“

 

Informationen und Kontakt:

 

Nach dem Gefängnis in der Gesellschaft neu anzukommen, am Arbeitsmarkt Fuß zu fassen und „seinen“ Platz zu finden ist für Haftentlassene eine Herausforderung. Viele Betroffene haben außerdem keine tragfähigen sozialen Kontakte, was sie in dieser schwierigen Situation oft wieder zurück in die Kriminalität führt. In der WEGE finden Haftentlassene Halt und Unterstützung.


Schritt für Schritt arbeiten die Sozialarbeiter:innen mit den Menschen Probleme auf, unterstützen dabei, das Leben neu zu ordnen und Perspektiven zu entwickeln. 
Wer sich für eine ehrenamtliche Tätigkeit bei der WEGE interessiert, kann sich unter 07242/745 3010 oder wege.wels@caritas-ooe.at informieren. Die Freiwilligenarbeit kann auch als Praktikum angerechnet werden.

 

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