Mittwoch 14. August 2024

Krankenhauspastoral: Medizin für die Seele in unsicheren Zeiten

Am 11. Februar ist Welttag der Kranken. Eine Krankheit stellt das Leben Betroffener meist völlig auf den Kopf. In dieser Zeit der Krise sind die Krankenhausseelsorger:innen in den oö. Spitälern einfühlsame Begleiter:innen.

Dipl.-PAss.in, Dipl.-Päd.in Doris Wierzbicki MASSc leitet seit 1. Jänner 2023 die katholische Krankenhauspastoral in Oberösterreich. Gemeinsam mit einem Team ist sie neben der Personalverantwortung für die inhaltliche und strategische Ausrichtung zuständig. In den oö. 22 Krankenhäusern arbeiten derzeit 65 hauptamtliche Krankenhausseelsorger:innen; zusätzlich unterstützen 69 Frauen und Männer ehrenamtlich.


Wierzbicki kennt deren Alltag, war sie doch selbst davor als hauptamtliche Seelsorgerin in der Klinik Diakonissen Linz tätig. Die Aufgabe von Krankenhausseelsorger:innen erklärt sie folgendermaßen: „Wir nehmen uns eines Themas an, das im Klinikalltag oft zu kurz kommt: der Fürsorge für die Seele. Das Leben wahrzunehmen, wie es ist, mit Brüchen, Fragen, Hoffnungen – darum bemühen sich Krankenhausseelsorger:innen in unzähligen Gesprächen vorwiegend mit Patient:innen und auch mit deren Angehörigen. Dabei ist die ökumenische Zusammenarbeit unverzichtbar; die erfreulicherweise in den Krankenhäusern sehr geschätzt wird.“

 

Doris Wierzbicki


Nicht minder wichtig ist für Wierzbicki der Blick auf die Mitarbeiter:innen in Medizin, Pflege und Gesundheitsberufen, die trotz des Rückgangs von schweren Corona-Erkrankungen nach wie vor unter enormem Druck stehen und unter großen Belastungen leiden. Ihr Gesprächsbedarf ist gestiegen, wie Wierzbicki weiß: „Hier vielfältige Räume zu schaffen – für Begegnung aber auch mit spirituellen Angeboten, die die Seele nähren – sind unverzichtbar. Meine Kolleg:innen berichten immer wieder, wie dankbar jemand vom Pflegepersonal ist, wenn in kurzen Begegnungen zwischen Tür und Angel die persönlichen Sorgen wahrgenommen werden.“ Belastend sei auch der plötzliche Tod von Mitarbeiter:innen auf einer Station. „In diesen Situationen, so hat mir ein Kollege gesagt, geht er immer auf das betroffene Team zu und entwickelt mit den Teammitgliedern ein Ritual oder eine Abschiedsfeier“, so Wierzbicki.

 

 

Gute interdisziplinäre Zusammenarbeit wichtig


Krankheit ist für die betroffenen Menschen ein gravierender Einschnitt, der eine Krise auslösen kann. Die meisten Menschen sind durch diese ungewollte Veränderung enorm gefordert, hadern mit ihrem Schicksal bzw. mit Gott („Warum ich?“) und sind durch ungelöste Konflikte in ihrem Leben zusätzlich belastet. „All das kann Energien binden, die die Patient:innen dringend für den Genesungsprozess brauchen. Ein sensibles Eingehen auf Fragen, das bewusste Wahrnehmen eines kranken Menschen, das Da-Sein und Mit-Aushalten ist wohltuend und kann viel bewirken“, weiß Wierzbicki.


Viele Patient:innen haben in dieser Situation den Wunsch nach seelsorglicher Begleitung und spiritueller Zuwendung. Doris Wierzbicki hält immer wieder Fortbildungstage für Mitarbeiter:innen im Gesundheitswesen zur Wahrnehmung von spirituellen Bedürfnissen. „Meine Erfahrung ist: Viele Kolleg:innen im medizinischen, pflegerischen, therapeutischen Bereich und darüber hinaus bemühen sich sehr, Patient:innen in schwierigen Situationen beizustehen bzw. sie an die Seelsorge zu übermitteln. Teilnehmer:innen dieser Fortbildungstage bedanken sich oft für das Handwerkszeug, das ihnen dabei zur Verfügung gestellt wird. Dadurch wird die interdisziplinäre Zusammenarbeit noch mehr unterstützt“, berichtet die Leiterin der Krankenhauspastoral. 

 


Welttag der Kranken


Am 11. Februar begeht die Katholische Kirche den Welttag der Kranken. Papst Johannes Paul II. hat diesen 1993 eingeführt – anlässlich des Gedenkens an alle von Krankheit betroffenen Menschen. Der diesjährige 30. Welttag der Kranken steht unter dem Motto „‘Sorge für ihn‘ – Mitgefühl als synodale Übung der Heilung“. Jährlich veröffentlicht der Papst im Vorfeld eine Botschaft dazu. 


In seiner heurigen Botschaft ruft Papst Franziskus zu einer weltweiten Kultur der Fürsorge und zum Einsatz für eine Gesundheitsversorgung für alle auf. Not und Einsamkeit der Leidenden und der Kranken seien ein Aufruf an die Gemeinschaft, betont er. Ausdrücklich drängt er dabei vor dem Hintergrund der Erfahrungen aus der Corona-Pandemie nicht nur auf die Solidarität Einzelner, sondern auch auf systemische Anstrengungen. Covid-19 habe „die strukturellen Grenzen der bestehenden Sozialsysteme aufgezeigt“. Das müsse dazu führen, dass nun „in jedem Land aktiv nach Strategien und Mitteln gesucht wird, um jedem Menschen den Zugang zur Behandlung und das Grundrecht auf Gesundheitsversorgung zu garantieren“, so der Papst.


„Krankheit ist Teil unserer menschlichen Erfahrung. Aber sie kann unmenschlich werden, wenn sie in Isolation und Verlassenheit gelebt wird, wenn sie nicht von Fürsorge und Mitgefühl begleitet wird“, formuliert der Papst. Situationen der Gebrechlichkeit und Krankheit würden Gemeinschaft und Gesellschaft die Gelegenheit bieten, Nähe, Mitgefühl und Zärtlichkeit zu praktizieren, erinnert der Papst. Dies sei der „Stil Gottes“, den es gemeinsam einzuüben gelte.


Die Botschaft von Papst Franziskus zum 31. Welttag der Kranken im Wortlaut:

 


Links:


Welttag der Kranken

 

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