Tag des geweihten Lebens: Begegnung von oö. Ordensleuten in Linz
Nach den Begrüßungsworten von Abt Reinhold Dessl OCist – er erinnerte, dass Papst Johannes Paul II. 1997 den Tag des geweihten Lebens eingeführt hat – folgte die Vesper mit Orgelbegleitung, vorbereitet von den Kreuzschwestern.
Umkehr zur Quelle des Lebens
In der Predigt ging der Bischofsvikar für Orden Adi Trawöger der Frage nach, wie man zur Quelle zurückfinden könne. "Wir Menschen verbinden mit Quelle meist den Ursprung des Lebens. Doch je länger wir leben, desto mehr entfernen wir uns oft von dieser Quelle. Wir verlieren uns im 'breiten Strom der Masse', geraten in die Öde von Langeweile und Resignation, wo man mit sich selbst nicht mehr viel anzufangen weiß und mit dem Sinn des Lebens die Freude am Dasein verliert. Denn je mehr sich der Strom von seiner Quelle entfernt, um so trüber und undurchsichtiger werden seine Wasser." Aus seiner Sicht gebe es mehrere Wege zurück zur Quelle, so Trawöger: "Eine Möglichkeit, die uns mit Sicherheit ans Ziel bringt, ist der Weg flussaufwärts. Das heißt: Um an die Quelle zu kommen, darf man nicht mit dem Strom schwimmen; man muss vielmehr umkehren. Umkehr im Sinne Jesu bedeutet: gegen den Strom des Lebensmindernden und Lebensverneinenden angehen." Die Quelle des Lebens sei in der verborgenen Tiefe des Herzens zu finden, betonte Trawöger. Unter diesem Gesichtspunkt bedeute „Umkehr“ die Wende von außen nach innen, die Rückkehr des Menschen zu seinem göttlichen Ursprung. Auf dem Weg zur Tiefe komme der Mensch nicht nur zu seinem göttlichen Ursprung, sondern auch zu sich selbst und erfahre zugleich den Mitmenschen als Nächsten.
Trawöger weiter: Die Erfahrung, dass Gott der in uns liegende Quellgrund ist, vermag uns schließlich mit der Realität des Todes auszusöhnen, wo wir vollkommen Eingehen in den Ursprung unseres Lebens. Dazu hält uns bereits der Prozess des Älterwerdens an. Mit dem Nachlassen unserer Sinnesorgane löst sich unser Kontakt mit der Außenwelt, auf dass wir mehr und mehr in unsere Innenwelt einkehren, bis wir im Tod ganz hingefunden haben zu ihrem tiefsten Grund. Dann sind wir ganz in Gottes Barmherzigkeit, ganz bei uns selbst und ganz beim Nächsten."
Bei der anschließenden Agape gab es die Möglichkeit zur Begegnung, die nach einer coronabedingten Pause in den letzten Jahren besonders gern genutzt wurde. Bischof Scheuer, der die Vesper mitgefeiert hatte, wurde zu seinem Namenstag gratuliert.
© Sr. Anna Pointinger / Marienschwestern
Tag des geweihten Lebens
Die Wertschätzung für Orden und andere Gemeinschaften des geistlichen Lebens steht im Mittelpunkt des "Tages des geweihten Lebens", den die katholische Kirche seit 1997 weltweit am Fest "Mariä Lichtmess" (2. Februar) feiert. Ordenschristinnen und -christen, die ihr Leben Gott weihen, sind "präsent, relevant und wirksam", heißt es dazu vonseiten der österreichischen Ordenskonferenz. Den Gemeinden - und insbesondere den Jugendlichen - soll rund um dieses Datum "die Attraktivität der Entscheidung zu einem Leben in der Nachfolge Christi vor Augen gestellt werden". Dazu gibt es in Österreich heuer wieder spezielle Gottesdienste und Zusammenkünfte in den Diözesen und Ordensgemeinschaften.
4.500 Ordensleute wirken in Österreich
Laut den letztverfügbaren Zahlen der Österreichischen Ordenskonferenz (Stand: 2021) leben in Österreich derzeit rund 4.500 Ordensleute. In Österreich gibt es demnach 106 Frauenorden mit insgesamt 2.944 Schwestern sowie 86 Männerorden mit 1.563 Patres und Brüdern. Sie leben in österreichweit 454 Niederlassungen ihrer Gemeinschaften. Die Zahl der Ordensangehörigen ist seit vielen Jahren leicht rückläufig, was vor allem in der Altersstruktur begründet ist. 61 Prozent der Ordensschwestern sind über 75 Jahre alt, bei den Männern liegt der Anteil in dieser Altersgruppe bei 30 Prozent.
Zwar sind die traditionellen Wirkfelder bei den Frauenorden vor allem Schulen und Krankenhäuser, doch wurden diese Werke in vielen Gemeinschaften inzwischen an andere Trägerschaften übergeben, die teils um eine Weiterführung des jeweiligen Profils bemüht sind. Der Einsatz der Schwestern verschiebt sich derzeit vor allem in Richtung Sozialarbeit, Geistliche Begleitung, Bildungsarbeit oder Therapie.
Ordensmänner sind weiterhin vor allem in der Pfarrseelsorge tätig, sind doch über 600 von ihnen als Pfarrer im Einsatz. In der Erzdiözese Wien werden beispielsweise ca. 50 Prozent der Pfarren von Ordensleuten betreut, in anderen Diözesen ist dieser Prozentsatz geringer, aber immer noch recht bedeutend.
Insgesamt gibt es österreichweit 235 Ordensschulen, die von mehr als 52.000 Schülerinnen und Schülern besucht werden. Das sind rund drei Viertel aller katholischen Privatschulen im Land. In direkter Ordensträgerschaft befindet sich aber nur mehr ein kleiner Teil der Schulen, der Großteil befindet sich in der Trägerschaft von Schulvereinen. Zudem gibt es 23 Ordenskrankenhäuser und 27 Bildungshäuser von Orden.