Kirchenstatistik 2021: Steigerungen bei Sakramenten, stabile Strukturen
Ein seriöser Blick darauf, wie sich die Pandemie auf das kirchliche Leben langfristig ausgewirkt hat und wie sich dies etwa auch in der Zahl der Sakramentenspendung niederschlägt, wird aber frühestens mit den Daten des Jahres 2022 möglich sein. Leicht gesunken ist 2021 die Zahl der in Österreich wirkenden Priester, Ordensmänner und Ordensfrauen. Dies alles geht aus der offiziellen Kirchenstatistik für das Jahr 2021 hervor, die von der Österreichischen Bischofskonferenz am Mittwoch, 11. Jänner 2023 veröffentlicht wurde.
Steigerungen bei Taufen und Trauungen
Die Zahl der Taufen lag 2021 bei 45.541. Das ist eine massive Steigerung gegenüber 2020 (32.521). Viele Taufen, die 2020 pandemiebedingt nicht möglich waren, wurden wohl 2021 nachgeholt. Das lässt sich auch an der Zahl der Taufen der Kinder von ein bis sechs Jahren ablesen. Betrug diese Zahl 2020 4.798, so waren es 2021 11.171. Auch die Zahl der Taufen von Kindern von 7 bis 14 Jahren ist deutlich gestiegen: von 742 (2020) auf 1.172 (2021). Dafür ist die Zahl der Erwachsenentaufen (ab 14 Jahren) gesunken: von 417 (2020) auf 287 (2021).
In den Jahren vor Corona war die Gesamtzahl der Taufen - auch in Anbetracht der demografischen Entwicklung - relativ stabil: 2019: 44.977, 2018: 47.312, 2017: 48.990, 2016: 49.018, 2015: 48.587.
Einen coronabedingten "Nachzieheffekt" dürfte es auch bei den kirchlichen Trauungen geben. Die Statistik für 2021 verzeichnete 6.674 Trauungen, 2020 waren es nur 3.595. Der Wert von 2021 liegt aber immer noch deutlich unter den Niveaus der Jahre vor Corona. (2019: 9.842, 2018: 11.155, 2017: 10.808, 2016: 11.313, 2015: 11.494.) Es bleibt offen, inwieweit auch noch 2022 Trauungen nachgeholt wurden, die coronabedingt ins Wasser gefallen waren.
Steigerungen bei Erstkommunionen und Firmungen
Einen starken Anstieg gab es 2021 auch bei den Erstkommunionen mit 51.221. Viele Erstkommunionen, die 2020 ausfallen mussten, wurden im Folgejahr nachgeholt. 2020 betrug die Zahl nur 37.253. Die Vor-Corona-Zahlen: 2019: 48.405, 2018 48.072. Die Zahlen sind über einen längeren Zeitraum betrachtet grundsätzlich leicht rückläufig, was vor allem aber demografische Gründe hat. (2017: 48.734, 2016: 49.423, 2015: 50.183) "Coronabereinigte" Zahlen sind erst für 2022 zu erwarten.
Was für die Erstkommunionen gilt, gilt auch für die Firmungen. 2020 gab es nur 26.625 Firmungen, 2021 waren es 45.537. Viele Firmungen wurden nachgeholt. Auf welchem Niveau sich die Firmungen in der Nach-Corona-Zeit bewegen werden, wird erst mit den Daten des Jahres 2022 deutlich werden. 2019 gab es 42.861 Firmungen, 2018: 45.946. 2017:44.839, 2016: 47.675, 2015: 47.146.
Stabile Zahlen bei Begräbnissen
Die Zahl der kirchlichen Begräbnisse betrug 2021 54.358. Das ist etwas weniger als 2020 (54.621). 2019 waren es 51.334. Die Zahl der kirchlichen Begräbnisse ist über die Jahre betrachtet recht stabil: 2018: 52.484, 2017: 53.846, 2016: 52.358, 2015: 54.929.
Priester, Diakone, Ordensleute
Die Zahl der in Österreich wirkenden Priester beträgt laut der aktuellen Kirchenstatistik 3.425. Damit ist die Zahl der Priester gegenüber 2020 (3.548) leicht zurückgegangen. Insgesamt zeigt sich in den vergangenen Jahren bei den Priestern aber eine relativ stabile Situation. (2019: 3.689, 2018: 3.783, 2017: 3.857, 2016: 3.920, 2015: 3.944)
Die aktuelle Gesamtzahl für 2021 setzt sich aus 1.740 Diözesanpriestern, 441 ausländischen Priestern und 1.244 Ordenspriestern zusammen. Die Zahl der Diözesanpriester ist damit etwas zurückgegangen (2020: 1.786), die Zahl der ausländischen Priester ist leicht gestiegen (2020: 437), die Zahl der Ordenspriester hingegen zurückgegangen (2020:1.326).
Zu den angeführten Zahlen kommen noch weitere 148 Diözesanpriester aus Österreich, die in anderen Ländern der Welt ihren priesterlichen Dienst versehen. Diese Zahl ist gegenüber 2020 (146) sogar leicht gestiegen.
Leicht zurückgegangen ist die Zahl der Ständigen Diakone. Die Statistik für 2021 weist 742 aus. 2020 waren es 752. (2019: 744, 2018:750, 2017: 712, 2016: 719, 2015: 688)
Die Zahl der Ordensbrüder ist mit 366 im Vergleich zu 2020 (383) ebenfalls leicht zurückgegangen. (2019: 386, 2018: 403, 2017: 462, 2016: 455, 2015: 470) Aus den vorliegenden Daten für 2021 ergibt sich daher, dass die Zahl der Ordensmänner in Österreich (Ordensbrüder und Ordenspriester) beständig leicht abnimmt (2021: 1.610, 2020: 1.708, 2019: 1.753, 2018: 1.814, 2017: 1.920, 2016: 1.970).
Für die Ordensfrauen in Österreich weist die amtliche Statistik 2021 3.008 Schwestern aus. Die Zahl der Ordensfrauen in Österreich nimmt seit Jahren leicht aber stetig ab (2020: 3.088, 2019: 3.359, 2018: 3.453, 2017: 3.600, 2016: 3.715, 2015: 3.882, 2014: 4.073, 2013: 4.241, 2012: 4.359).
Freilich sind gerade die statistischen Daten zu den Ordensangehörigen mit Vorbehalt zu betrachten, da sich Ordensprovinzen oft über mehrere Länder erstrecken, und die Zuordnung einzelner Ordensmitglieder zu bestimmten Ländern nicht einfach ist.
Hauptamtliche Laien im pastoralen Dienst
1.473 Frauen und Männer - hauptamtliche Laien - waren 2021 im pastoralen Dienst der Kirche tätig. Im Vergleich zum Jahr 2020 war eine leichte Steigerung zu verzeichnen, wie auch schon von 2019 auf 2020. (2020: 1.455, 2019: 1.436)
Zu den hauptamtlich Mitarbeitenden in der Seelsorge fallen etwa Pastoralassistentinnen und -assistenten, Gemeindeleiter:innen oder auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in speziellen Berufsfeldern wie der Krankenhausseelsorge. Insgesamt gibt es eine deutliche Mehrheit der Frauen in den betreffenden Berufsfeldern. 903 Frauen stehen nur 570 Männer gegenüber. Die Zahl der Frauen hat leicht zugelegt (2020: 883), die der Männer ist fast gleich geblieben (2020: 572).
Im Detail ergibt sich für 2021 folgendes Bild: Diözese Eisenstadt: 22 Frauen und 13 Männer; Feldkirch: 42 Frauen und 20 Männer; Graz-Seckau: 112 Frauen und 68 Männer; Diözese Gurk: 61 Frauen und 31 Männer; Diözese Innsbruck: 100 Frauen und 59 Männer; Diözese Linz: 253 Frauen und 130 Männer; Erzdiözese Salzburg: 109 Frauen und 85 Männer; Diözese St. Pölten: 71 Frauen und 55 Männer; Erzdiözese Wien: 133 Frauen und 109 Männer.
Ehrenamtliches Engagement
In der Statistik ausgewiesen ist auch das ehrenamtliche Engagement in der Vorbereitung auf die Sakramente. Auffallend dabei: Während die Erstkommunionen und Firmungen 2021deutlich im Vergleich zum Vorjahr stiegen, war bei den Begleiterinnen und Begleitern kein ähnlich deutlicher Effekt zu verzeichnen. In der Erstkommunionvorbereitung gab es 2021 mit 10.694 Begleiterinnen und Begleitern sogar einen Rückgang. (2020: 11.160, 2019: 14.630, 2018: 14.415, 2017: 14.427, 2016: 14.665, 2015: 14.754)
7.265 Personen (und damit etwas mehr als im Vorjahr) standen 2021 als Firmhelferinnen und Firmhelfer zur Verfügung. (2020: 6.407; 2019: 7.987, 2018: 8.730, 2017: 8.762, 2016: 8.683, 2015: 8.982)
Stabile Seelsorgestrukturen
Von Stabilität geprägt ist das österreichweit nach wie vor sehr dichte Netz von Pfarrgemeinden: Die Statistik für 2021 weist insgesamt 4.285 Pfarren und sonstige kirchliche Seelsorgestellen aus (2020: 4.292, 2019: 4.291, 2018: 4.298, 2017: 4.299, 2016: 4.314, 2015: 4.317), davon 3.038 Pfarren und 1.247 sonstige Seelsorgestellen.
Wenig aussagekräftig sind die Zahlen zum Gottesdienstbesuch: Für 2021 wurden zwischen 252.000 und 281.000 Messbesucher:innen ausgewiesen. Ein Vergleich mit 2020 macht keinen Sinn, da es für das erste Pandemiejahr 2020 keine entsprechenden Daten gibt. Von den sogenannten "Zählsonntagen" konnte nur jener im Februar 2020 erfasst werden (rund 395.000 Messbesucher:innen). Lockdowns und ganz generell die Pandemie-Maßnahmen taten ein Übriges, dass 2020 und 2021 nicht mit den Jahren davor vergleichbar sind. 2019 wurden zwischen 497.000 und 533.000 Messbesucher gezählt, 2018 waren es zwischen 502.000 und 554.000. (2017: 545.000 bis 571.000, 2016: 545.000 bis 595.000, 2015: 568.000 bis 606.000) auf welchem Niveau sich der Messbesuch einpendeln wird, steht frühestens mit den Zahlen von 2022 fest.
Die amtliche Kirchenstatistik 2021 ist veröffentlicht unter: www.katholisch.at/statistik
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