PRO ORIENTE Sektion Linz: Vortragsveranstaltung zum Ukraine-Krieg
Der Militärethiker und Ökumene-Experte Stefan Gugerel von der österreichischen Militärdiözese analysierte vor rund hundert interessierten Zuhörerinnen und Zuhörern im Festsaal der Elisabethinen Linz die militärethischen und ökumenischen Fragen im derzeitigen Krieg zwischen der Ukraine und Russland.
Der Ausgangspunkt der Überlegungen von Gugerel waren die militärethischen Grundsätze und völkerrechtlichen Prinzipien, die sowohl vor dem Krieg wie auch im Krieg und nach dem Krieg Geltung besitzen. Dieses Recht müsse stärker sein als jede Waffe, so der Militärethiker. Gugerel wies auch darauf hin, dass im derzeitigen Informationsfluss mitunter Differenzierungen zu kurz kämen. So müsse beispielsweise zwischen Zivilisten und Zivilisten, welche an Kampfhandlungen teilnehmen, unterschieden werden. Ähnliches gelte auch für Cyber-Attacken zwischen den Kriegsparteien und jene, welche durch Zivilangehöriger von Drittstaaten (Hacker-Gruppierungen) betrieben würden. In der heutigen Zeit sei es eine militärische und politische Notwendigkeit, die Dominanz über die Informationskanäle zu erlangen, dabei sei es besonders wichtig, dass die Konsumentin und der Konsument von Informationen auf deren unabhängige Überprüfung achten. Anhand der Geschichte der Ukraine skizzierte Stefan Gugerel im zweiten Teil seines Vortrags die Verflochtenheit zwischen den einzelnen christlichen Kirchen und den staatlichen Autoritäten und konnte dabei Parallelen zwischen den Vorgehensweisen in der Ukraine und Russland aufzeigen. Am Ende seiner Ausführungen plädierte Gugerel für einen rationalen Zugang und bei allen damit verbundenen Schwierigkeiten für die Reduktionen von Emotionen. Die internationalen Konventionen sollen von beiden Seiten beachtet werden und das sich abzeichnende Wettrüsten sei einzustellen. Die finanziellen Mittel sollen für eine präventive Vermeidung von Kriegen und der Stärkung der Vereinten Nationen als internationale Autorität verwendete werden. Dieser Ansatz decke sich auch mit den Forderungen des Zweiten Vatikanischen Konzils, das von einer absoluten Ächtung des Krieges ausging.
Diözesanbischof Manfred Scheuer betonte in seinem einleitenden Statement die Bedeutung der Kirche als Friedensbewegung, die sich immer wieder neu ihrer Verantwortung bewusst sein müsse. Ausgehend von der Friedensenzyklika von Papst Johannes XXIII., die Angesichts eines drohenden Atomkrieges verfasst wurde, hob Scheuer die vier Grundpfeiler des Friedens hervor: Wahrheit, Gerechtigkeit, Freiheit und Liebe. Jeder Einzelne und jede Einzelne haben den Auftrag anhand dieser vier Grundpfeiler am Aufbau des Friedens mitzuwirken, so der Diözesanbischof.
© Josef Wallner / KirchenZeitung
Florian Wegscheider / PRO ORIENTE Sektion Linz