Bischof Manfred Scheuer lud zum Medienempfang im Bischofsgarten
Von herbstlichen Temperaturen keine Spur: Beim Medienempfang am 15. September 2021 war der Himmel dem Gastgeber Bischof Manfred Scheuer und dessen Gästen wohlgesonnen – das milde Spätsommerwetter lud zum angeregten Plaudern und Verweilen im Garten des Linzer Bischofshofs ein. Die VertreterInnen der oö. Medienlandschaft zeigten sich auch heuer wieder begeistert von der grünenden und blühenden Oase, die der Diözesanbischof immer wieder für Gäste öffnet. Für eine launige Atmosphäre sorgte die musikalische Untermalung durch Christian Fürst am Piano und Barbara Burghart (Saxophon, Gesang & Gitarre), beide Mitglieder der Band „Voices and Music“.
Der Abend mit den MedienvertreterInnen war ein Dankeschön für die mediale Begleitung der Katholischen Kirche in Oberösterreich und bot den JournalistInnen, die zahlreich erschienen waren, die Möglichkeit, in entspannter Atmosphäre mit Bischof Scheuer und VertreterInnen der Diözesanleitung ins Gespräch zu kommen. Gekommen waren Generalvikar Severin Lederhilger, Bischofsvikar Johann Hintermaier, Pastoralamtsdirektorin Gabriele Eder-Cakl, die Direktorin der Pastoralen Berufe Brigitte Gruber-Aichberger, der Leiter der Abteilung Priester und Diakone Martin Füreder, Finanzdirektor Reinhold Prinz, Caritas-OÖ-Direktor Franz Kehrer, Schulamts-Direktor Anton Birngruber, der Regens des Priesterseminars Michael Münzner, die Vorsitzende der Frauenkommission Maria Eicher, die Präsidentin der Katholischen Aktion (KA) Oberösterreich Maria Hasibeder und KA-Generalsekretär Bernhard Rudinger.
© Diözese Linz / Hermann Wakolbinger
„Ohne Grundkonsens lassen sich gegenwärtige Herausforderungen nicht bewältigen“
Am Beginn des Abends richtete Bischof Manfred Scheuer das Wort an die knapp 60 Gäste. Er nahm in seiner Ansprache gesellschaftliche und kirchliche Herausforderungen in den Blick und dankte den MedienvertreterInnen für ihre Unterstützung besonders in der Corona-Zeit.
Am Beginn seiner Worte fragte der Bischof: „Was hält uns noch zusammen?“, um gleich darauf selbst die Antwort zu geben: „Bei gegenwärtigen Herausforderungen wie Klimawandel, Pandemie-Bekämpfung oder Migration kommen wir ohne gemeinsame Anstrengung, ohne Grundkonsens, ohne Kooperation, ohne ein Wir nicht weiter, lassen sich solche Herausforderungen nicht bewältigen.“ Es stelle sich die Frage, ob der Mensch von Grund auf kooperativ und solidarisch sei und Unfairness bzw. Egoismus pathologische Entfremdungen darstellten – oder ob der Menschen im Gegenteil von Natur aus selbstbezogen und egoistisch sei und daher „Liebe und Solidarität auf die Couch der Psychiater zu legen sind“. Scheuer nannte in diesem Zusammenhang zwei Faktoren, die für das Verhalten von Menschen relevant seien: Fairness und Vertrauen. „Es braucht das Vertrauen, dass ein anderer mir Gutes will, sonst zerreißt das Wir-Gefühl“. In den sozialen Medien sei zu beobachten, wie durch Streuen von Gerüchten und Attacken auf die Glaubwürdigkeit politischer Gegner dieses Wir-Gefühl systematisch unterminiert werde.
Als Herausforderung in den gegenwärtigen Krisen nannte Scheuer – unter Bezugnahme auf den deutschen Soziologen Andreas Reckwitz – auch die „Explosion des Besonderen“, in der das Singuläre, Einzigartige und Unvergleichliche zum entscheidenden Motiv der eigenen Lebensführung werde – die eigene Identität dürfe nicht „von der Stange“ sein, sondern solle authentisch das je Eigene und Besondere zum Ausdruck bringen. Diese Logik des Singulären stehe dem entgegen, was etwa für Pfarrgemeinden wichtig sei: Zusammenhalt, Zusammenarbeit, Orientierung am Allgemeinen, die Übernahme von Perspektiven anderer, die Lernfähigkeit von anderen, Kritikfähigkeit, Bereitschaft zur Selbstkritik und auch Kompromissbereitschaft. Scheuer wörtlich: „Oft ist zu hören, dass Kompromisslosigkeit eine besondere Tugend ist. Das ist fatal – gerade in der Politik, im Zusammenleben ist der Kompromiss ein ganz wichtiger Weg.“ Letztlich würden sich die Größen Singularität, Solidarität und Universalität wechselseitig bedingen.
© Diözese Linz / Hermann Wakolbinger
Mit einem Blick zurück auf die von Corona geprägten vergangenen 18 Monate meinte der Bischof, die Lockdowns hätten auch die Kirchen und Religionsgemeinschaften vor schwer vorstellbare Situationen gestellt. „Um als Kirche für die Menschen weiter präsent zu sein und Botschaften zu vermitteln, war ein gutes Zusammenspiel mit den Medien in (Ober-)Österreich nötig. Ich danke an dieser Stelle ausdrücklich für die vielfältige mediale Unterstützung, die wir erfahren haben – von Gottesdienst-Übertragungen über den Abdruck von Predigten und Feiervorschlägen für zu Hause bis hin zum proaktiven Aufgreifen kirchlicher Themen. Die Menschen haben davon durchaus profitiert. Wir haben uns sehr gut begleitet gefühlt“, richtete der Bischof Worte der Dankbarkeit und der Wertschätzung an die Medienschaffenden.
Corona sei nach wie vor eine Herausforderung, wie Scheuer betonte. „Ich nehme die Stimmung wahr, dass einige der Impfung skeptisch gegenüberstehen. Andere wiederum haben immer weniger Verständnis für diese Skepsis. Es wird viel Einfühlungsvermögen und gute Kommunikation brauchen, damit nicht noch tiefere Gräben aufgerissen werden. Das Ziel darf freilich nicht aus den Augen verloren werden: dieser Pandemie ohne Überlastung unseres Gesundheitssystems Herr zu werden.“
Aktuell herrsche in der Katholischen Kirche in Oberösterreich aufgrund des Zukunftsweges und der damit verbundenen Strukturreformen „eine gewisse Aufbruchsstimmung“, wie Scheuer betonte: In den Pionierpfarren stehe der Startschuss für die Pfarrwerdung in den nächsten Wochen bevor. „Es ist ein Großprojekt, das uns in den kommenden Jahren stark herausfordern wird. Nicht alles ist vorhersehbar, nicht alles ist planbar – wichtig ist eine positive Grundstimmung, eine Art ‚Gründermentalität‘“, so Scheuer, der die Medien auch bei diesem Thema um ihre Begleitung bat.
Foto 1: V. l.: Generalvikar Severin Lederhilger, die Direktorin von Pastorale Berufe Brigitte Gruber-Aichberger, die Präsidentin der Katholischen Aktion (KA) Oberösterreich Maria Hasibeder, Bischof Manfred Scheuer, Pastoralamtsdirektorin Gabriele Eder-Cakl, Ökonom Reinhold Prinz und Caritas-OÖ-Direktor Franz Kehrer.
© Diözese Linz / Hermann Wakolbinger