Drittes Wochenende für Moria: Solidaritätsaktion wächst
40 Personen übernachteten in 30 Zelten in einer kalten und windigen Nacht auf dem Linzer Domplatz, rund 100 Personen waren bei einer Mahnwache am Sonntag mit dabei, bei der auch Bischof Manfred Scheuer ein Gebet sprach. Die Solidaritätsaktion, die auch in anderen Städten in Österreich stattfindet, wächst und will bewirken, dass geflüchtete Menschen aus den Elendslagern in Moria/Kara Tepe (Griechenland) und Lipa (Bosnien) evakuiert werden und eine überschaubare Anzahl an Geflüchteten in Österreich aufgenommen wird.
Personen, Intitiativen, Vereine, kirchliche Organisationen fordern: die Lager in Griechenland und Bosnien müssen sofort evakuiert werden. © Rudinger/Danner
Breite Allianz macht Druck auf Politik
Für die Organisation der Aktion waren die Plattform "Seebrücke Linz und Umgebung" und die "Plattform Solidarität Oberösterreich" verantwortlich. Beteiligt haben sich auch Studierende der Katholischen Privat-Universität Linz, die Katholische Aktion Oberösterreich mit Präsidentin Maria Hasibeder, die Katholische ArbeitnehmerInnenbewegung mit Abteilungsleiter Heinz Mittermayr, die Katholische Frauenbewegung mit Vorsitzender Paula Wintereder, VertreterInnen von Linzer Pfarrgemeinden, der Verein "SOS Menschenrechte", die Gemeinschaft "Fairness und Asyl", der Verein "Begegnung Arcobaleno", die Initiative "Über den Tellerrand", die Oberösterreichischen PfadfinderInnen, sowie weitere VertreterInnen der Zivilgesellschaft und unterschiedlicher Parteien.
Bischof Manfred Scheuer versorgte die Zeltenden am Sonntag mit Tee und sprach bei der Mahnwache ein Gebet; Integrationslandesrat Stefan Kaineder mischte sich bei der Mahnwache am Samstag unter die TeilnehmerInnen.
#wirhabenplatz
Andrea Mayrwöger von der Gemeinschaft "Fairness und Asyl" belegte den Slogan #wirhabenplatz mit konkreten Zahlen und Fakten: In den Quariteren der Grundversorgung des Landes Oberösterreich seien 300 Betten sofort bezugsfertig - warm, sicher und menschenwürdig. Zudem könnten in Oberösterreich alleine kurzfristig bis zu 700 Plätze geschaffen werden.
Dass die Situation im Lager Kara Tepe katastrophal ist, weiß Anja Krohmer vom Verein "Begegnung Arcobaleno". Sie steht in Kontakt mit der griechischen NGO "Stand by me Lesvos" und berichtete von 7500 Menschen in Sommerzelten, Kindern mit Suizidgedanken, unzureichender Stromversorgung. "Hilfe vor Ort reicht nicht aus", betonte sie am Wochenende.
Die Linzer Seelsorgerin Monika Weilguni beim Protest am Wochenende. © Danner
Der Linzer Seelsorgerin Monika Weilguni geht vor allem das Schicksal der Kinder nahe. In Griechenland tätige Ehrenamtliche berichten von Neugeborenen, die in Decken und Fetzen gewickelt werden, von Babys, die mit Schaffellen aus Österreich versorgt werden, um im kalten griechischen Winter gewärmt zu werden oder von Kindern, die in pädagogischen Workshops ein Bett töpfern.
Eindrückliche Apelle an die politisch Verantwortlichen
Katastrophale Lebensbedingungen in den überfüllten Flüchtlingslagern in Griechenland und Bosnien bei gleichzeitig leerstehenden Flüchtlingsunterkünften in Österreich: "Diese Situation ist unerträglich und nicht länger hinnehmbar!", beklagt Maria Hasibeder, Präsidentin der Katholischen Aktion Oberösterreich. Sie habe im Rahmen der Solidaritätsaktion "Wochenende für Moria" in einem Zelt am Domplatz übernachtet, weil sie damit der Forderung nach einer Aufnahme von Kindern und Familien in Österreich Ausdruck verleihen wolle, so Hasibeder.
Die Urfahraner Seelsorgerin Ursula Jahn-Howorka verlas einen Apell an die politisch Verantwortlichen, der gemeinsam mit dem Verein "SOS Menschenrechte" und der Jugendkirche "Grüner Anker" formuliert wurde. Das Motto lautete: "Nicht wegschauen, helfen!"
Auch an den nächsten Wochenenden sollen wieder Zelte in Linz aufgebaut werden - solange bis Österreich seine Flüchtlingspolitik ändert, erklärten die VeranstalterInnen.
Lesen Sie auch den Bericht "Wochenende für Moria: Breite Vernetzung bei Solidaritätscamp" über das Wochenende vom 23. auf den 24. Jänner 2021.