Lego und Kirche: Die Fantasie spielen lassen
„Meine Leidenschaft für’s Lego bauen hat als Kind begonnen. So richtig Feuer gefangen habe ich aber 2011 bei einem gemeinsamen Wochenende mit Freunden, an dem wir alte Legosets zusammengebaut haben. Seitdem habe ich nicht mehr aufgehört zu bauen“, sagt Michael Haderer. Er arbeitet am Schulamt der Diözese Linz als Privatschulreferent und hegt schon lange Sympathien für das beliebte Spielzeug.
Ihn fasziniert, dass man die Steine unendlich kombinieren kann. So lassen sich kreative Ideen wunderbar umsetzen. Und das Geschaffene bleibt etwas „Vorläufiges“, man kann es immer wieder verändern und modellieren. „Eigentlich gibt es keinen Moment an dem man wirklich fertig ist. Das ist dynamisch und macht ganz viel Freude“, erzählt Haderer begeistert.
Gebaut hat er schon vieles. Eine Kirche wurde von dem passionierten Lego-Bauer schon in der dritten Variante entworfen: „Hier lasse ich meine eigene Fantasie spielen“, so Haderer. An der fast 1 Meter hohen ersten Variante hat er fast zwei Jahre lang gebaut; jetzt ist es eine Kirche im Modulhaus-Stil aus Bauteilen der ursprünglichen Varianten.
Michael Haderer lässt beim Lego bauen gerne seiner Fantasie freien Lauf. So entstand auch diese Kirche. Foto © Martin Sighart.
Pfarrkirche Puchenau im Maßstab 1:160 nachgebaut
Viele Lego-Bauer finden Gefallen daran, echte Bauwerke, auch Kirchengebäude, mit den bunten Bauklötzen nachzubauen. Bei der maßstabsgetreuen Umsetzung der Puchenauer „St. Andreas-Kirche“ bekam Michael Haderer Unterstützung von einem guten Freund, Martin Sighart. Dieser erstellte mit dem Computerprogramm „Lego Digital Designer“ einen Bauplan für das Kirchenmodell, das sich dann im Maßstab 1:160 umsetzen ließ.
Sighart: „Zuerst galt es herauszufinden, in welcher Größe sich der achteckige Grundriss der Pfarrkirche überhaupt mit Lego bauen ließ. Das bestimmte den Maßstab. Die restlichen Bauelemente ließen sich dann recht zügig im weitgehend realitätsnahen Größenverhältnis dazufügen.“
Das Okotogon der Hauptkirche (Puchenauer St. Andreas-Kirche) misst 16x16 Lego Noppen. Das entspricht einem Maßstab von 1:160. Das Modell besteht aus exakt 1100 Legosteinen. Foto © Michael Haderer.
Lego-Ausstellungen im Stift St. Florian
Der Ennser Alois Wirth ist ebenfalls ein leidenschaftlicher Lego-Bauer. Angefangen zu bauen hat er, als seine Töchter noch klein waren. „Sie haben nachgelassen und ich bin dabeigeblieben“, erzählt Wirth über sein Hobby. „Mich faszinieren die Lego-Raster, die hohe Modularität. Ein Stein existiert in vielen Farben und ist in unendlich vielen Modellen verwendbar.“
Aus Anlass des 300-jährigen Weihejubiläums der Stiftsbasilika St. Florian 2015 fragte der damalige Stiftspfarrer, Harald Ehrl, den ihm bekannten Alois Wirth, ob dieser nicht die Stiftsbasilika aus Lego nachbauen könne. Wirth hatte zum Zeitpunkt der Anfrage bereits den Stadtplatz von Enns nachgebaut und Ehrl war sehr begeistert davon gewesen. So wurde das Projekt von 2014 bis zum Oktober 2015 umgesetzt. Es war ein Gemeinschaftsprojekt. Unterstützt wurde Wirth durch die Jungschar- und Ministrantenkinder von St. Florian und Angestellte des Stiftes.
Das Modell der Basilika in St. Florian und Planer Alois Wirth (rechts). Fotos © privat
Als Dank für den Nachbau der Basilika ermöglichte das Stift ihm und dem Verein "Lego Gemeinschaft Österreich" eine Ausstellung. Die erste fand 2017 statt. Da die Ausstellung ein so großer Erfolg war, wurde sie 2018 und 2019 wiederholt, in immer größeren Räumlichkeiten und mit mehr Programm. 2020 musste sie corona-bedingt entfallen. 2021 ist aber von 31. Juli bis 1. August wieder eine Ausstellung geplant.
Fotos von den Ausstellungen können Sie unter folgenden Links ansehen:
2017: "Große Lego-Ausstellung im Stift St. Florian" und "Besucheransturm auf Lego-Ausstellung im Stift St. Florian"
2018: "4000 Besucher bei Lego-Ausstellung im Stift St. Florian"
2019: "Donald Trump erobert Stift St. Florian"
Im kirchlichen Kontext zu erwähnen sind auch die Nachbildung eines Franziskus-Mosaiks, das Wirth mit Jungscharkindern aus Enns-St.Marien umsetzte und das in den dortigen Pfarr-Räumlichkeiten einen festen Platz hat. Es wurde mit Lego-Plättchen mit einer Seitenlänge von 1cm gebaut. Auch eine Miniaturausgabe der Stadtpfarrkirche Enns-St. Marien hat er „erschaffen“.
Fotos © privat
Lego-Bauen als Beruf
Was für viele ein Traum ist, ist für den Amerikaner Rocco Buttliere Wirklichkeit: Er hat das Lego-Bauen zum Beruf gemacht. Als selbständiger akademischer Architekt plant, entwirft und baut er – mit Legosteinen. Er setzt Aufträge um und wenn er zwischendurch Zeit hat, widmet er sich Projekten, die ihm ein Herzensanliegen sind. So hat Buttliere etwa schon Notre-Dame in Paris oder die Hagia Sophia nachgebaut. Ein ganz besonderes Projekt, das ihn schon bei der Recherche in Rom „umgehauen“ hat, wie er sagt, war die Vatikanstadt. Aus 67.000 Teilen und in über 800 Arbeitsstunden hat der Architekt diese im Maßstab 1:650 nachgebaut. Ein Interview dazu mit Rocco Buttliere können sie auf katholisch.de nachlesen.
Vatikanstadt mit Basilika und Platz (Petersdom und Petersplatz). Foto © Rocco Buttliere