20 Jahre Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre und Zukunft der Ökumene
Bei einem theologischen Seminar und einer Abendveranstaltung mit Podiumsdiskussion wurde zum einen wurde die Rechtfertigungslehre diskutiert, d. h. die Frage nach dem Heil des Menschen angesichts seines Unvermögens und Schuldigseins und der Rolle der guten Werke, zum anderen wurde die gegenwärtige Situation und die Zukunft der Ökumene in den Blick genommen.
Die katholische Theologin Univ.-Prof.in Dr.in Dorothea Sattler leitet das Ökumenische Institut der Universität Münster und ist u. a. Delegierte der Deutschen Bischofskonferenz in der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) auf Bundesebene. In ihrem Vortrag spannte sie den Bogen vom Reichstag in Augsburg und der Confessio Augustana 1530 über die moderne ökumenische Bewegung bis hin zur Entstehung der Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre. Sattler wies auf die großartige Methode des differenzierten Konsenses hin, die in der Gemeinsamen Erklärung angewendet ist: Nachdem ein gemeinsamer Standpunkt/Konsens formuliert ist, werden verschiedene Lesarten und Schwerpunktsetzung der beiden Konfessionen genannt, die unterschiedlich sind dem gemeinsamen Standpunkt aber nicht widersprechen.
Die evangelische Theologin Dr.in Jutta Henner, Direktorin der Österreichischen Bibelgesellschaft und Lehrende an der Universität Wien und an der KPH Wien/Krems, führte die biblische Begründungen des Dokuments aus und bezeichnet es als role model der Ökumene. Sie zeigte u. a. auch andere Meilensteine in der Ökumene nach 1999 auf, wie die Charta Oecumenica (2001) oder das Ökumenische Sozialwort (2003). Sie warnte davor in einer „Ökumene des Handelns“, das Trennende einfach zu ignorieren und das bemühte theologische Ringen um einen Konsens gering zu schätzen. Sie plädierte daher für ein „reflektiertes Handeln“.
Beide Referentinnen betonten die Wichtigkeit einer lebensbezogenen und praxisrelevanten Vermittlung der Themen und Anliegen der Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre und anderen Anliegen der Ökumene.
V. l.: Univ.-Prof.in Dr.in Dorothea Sattler, Bischof Dr. Manfred Scheuer, Superintendent Dr. Gerold Lehner, Dr.in Jutta Henner und Moderator Mag. Matthäus Fellinger (Chefredakteur KirchenZeitung). © Helmut Außerwöger
In der abendlichen Diskussion zur Zukunft der Ökumene stellte Superintendent Dr. Gerold Lehner die Frage nach Wirkung und Auswirkung theologischer Dokumente und benannte Hindernisse und Hoffnungen für die Zukunft der Ökumene. Bischof Dr. Manfred Scheuer machte deutlich, dass keine Religion und keine Konfession eine Insel sei, er betonte die Verbundenheit der Kirchen und die Bedeutung des Anderen für die eigene Identität.
Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre
Text "Gemeinsam am Tisch des Herrn"
© Helmut Außerwöger
Gudrun Becker | Referat für Öjkumene und Judentum