Gedenken zum 50. Jahrestag der Bischofsweihe von Erzbischof Alois Wagner
Anlässlich des 50. Jahrestags seiner Bischofsweihe fand in seiner Heimat Leopoldschlag am 27. Oktober 2019 ein Gedenkgottesdienst mit Bischof em. Maximilian Aichern statt.
Erzbischof Dr. Alois Wagner wurde am 20. März 1924 als erstes von fünf Kindern in Leopoldschlag geboren. Nach dem Besuch des Gymnasiums (zuerst Petrinum Linz, dann nach dessen Zwangsauflösung Ried im Innkreis) wurde er 1944 zur Wehrmacht eingezogen, geriet in englische Kriegsgefangenschaft und kehrte erst 1946 zurück. Nach dem Philosophie- und Theologiestudium in Linz und Rom wurde er am 10. Oktober 1952 in Rom zum Priester geweiht und arbeitete zunächst in italienischen Pfarren mit, ab 1955 war er Seelsorger in oberösterreichischen Pfarren. Im Herbst 1958 wurde Wagner Diözesanseelsorger der Katholischen Jugend Land/Burschen (bis 1962) und Zentralseelsorger der Katholischen Landjugend Österreichs (bis 1968). Auf Wagners Initiative geht die Gründung der „Katholischen Glaubensinformation“ in der Diözese Linz 1959/60 zurück: Systematische Glaubens- und Bibelkurse wurden angeboten. Ab 1963 übernahm Wagner die Koordination der verschiedenen Initiativen in den österreichischen Diözesen. Seit 1966 arbeitete er am Aufbau des Österreichischen Katholischen Bibelwerks mit und war auch viele Jahre hindurch dessen Diözesanvertreter.
Brückenbauer in (Ober-)Österreich und weltweit
Besondere Bedeutung erlangte Alois Wagner im Bereich der kirchlichen Entwicklungszusammenarbeit. 1960 war er Mitbegründer des Österreichischen Entwicklungsdienstes (ÖED), den er gemeinsam mit Eduard Ploier leitete. Er motivierte viele junge Menschen zur Entwicklungshilfe und hielt persönlichen Kontakt in den Einsatzgebieten mit ihnen. Große Projektreisen führten ihn nach Afrika und Lateinamerika, Australien und Neuguinea, nach Indien und auf die Philippinen. Er besuchte MissionarInnen, Bischöfe und Priester und EntwicklungshelferInnen und überzeugte sich vor Ort vom richtigen Einsatz der Personen und Mittel.
1962 wurde er zum Professor für Pastoraltheologie an die damalige Philosophisch-theologische Diözesanlehranstalt in Linz berufen. Diese Lehrtätigkeit übte Wagner bis 1970 aus.
Am 1. September 1969 ernannte ihn Papst Paul VI. zum Titularbischof von Siccenna und zum Weihbischof von Linz – ein Amt, das Wagner bis 1981 innehatte. Die Bischofsweihe spendete ihm der Linzer Bischof Franz Sales Zauner am 26. Oktober 1969 im Linzer Mariendom im Beisein von rund 10.000 Gläubigen.
Als Weihbischof war Wagner zunächst Präsident der Linzer Diözesansynode (1970 – 1972), dann auch geschäftsführender Vorsitzender des Pastoralrats. Diözesanbischof Franz Zauner ernannte Wagner mit 1. August 1973 zum Generalvikar der Diözese Linz. Von 1971 bis 1981 war Bischof Wagner zudem als Pressesprecher und Referent für Entwicklungshilfe der Österreichischen Bischofskonferenz tätig. Begegnungen in den Pfarren waren ihm ein großes Anliegen. Bei seinen fast 300 Visitationen besuchte er auch öffentliche Kindergärten und ging in Schulen in jede Klasse. Ebenso besuchte er Ordenshäuser und Spitäler, Behörden und Betriebe. Wagner war darüber hinaus ein Förderer der Pfarrfirmungen, damit jede Firmung zu einer lebendigen Begegnung mit den Firmlingen werden konnte. Auch die Begegnung mit Priestern, Diakonen, Ordensleuten, Seminaristen und Laientheologen pflegte er intensiv. Wagner war ein großer Förderer der Katholischen Aktion und der übrigen laienapostolischen Bewegungen.
Dr. Alois Wagner. © Archiv KirchenZeitung
Am 12. Oktober 1981 wurde Wagner von Papst Johannes Paul II. zum Vizepräsidenten des Päpstlichen Rates „Cor Unum“, der vatikanischen Koordinationsstelle aller kirchlichen Sozial- und Entwicklungshilfewerke, berufen. Am 16. Jänner 1982, bei der Amtsübernahme des neuen Bischofs Maximilian Aichern, legte Wagner seine Ämter in der Diözese zurück und trat mit 1. Februar 1982 sein neues Amt in Rom an.
Am 1. Oktober 1992 wurde Alois Wagner zum Titularerzbischof pro hac vice und gleichzeitig zum ständigen Vertreter des Heiligen Stuhls bei den internationalen Organisationen der Vereinten Nationen in Rom ernannt, so etwa auch bei der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation (FAO), der UNO-Organisation für Ernährung, Landwirtschaft und Welthungerhilfe. Wagner wurde weit über Österreich hinaus – vor allem in den Ländern der sogenannten „Dritten Welt“ – als Entwicklungshilfe-Bischof bekannt.
Alois Wagner in Afrika. © Archiv KirchenZeitung
Für Rompilger aus Österreich übernahm Wagner Gottesdienste und Führungen und vermittelte Audienzen. Er blieb auch in den Jahren in Rom seiner oberösterreichischen Heimat verbunden: Er half bei Firmungen und Festen in der Diözese, verbrachte seine Urlaubstage in Oberösterreich und war Geistlicher Begleiter des Internationalen Forums Alpbach.
Bis zuletzt ein „Stern“ für andere
Am 8. Juli 1999, Wagner war 75 Jahre alt, nahm Papst Johannes Paul II. seinen altersbedingten Rücktritt an. Anschließend kehrte Wagner als Seelsorger nach Oberösterreich zurück. Einladungen zu Vorträgen, Gottesdiensten und Einkehrtagen nahm er an, solange es ihm gesundheitlich möglich war. Seine letzte Predigt, so berichtete die KirchenZeitung, hielt er am Dreikönigstag 2002. Er betonte darin, es gehe darum, Christus zu suchen und durch eigene Taten ein „Stern“ für andere zu sein. Christus zu leben, seine Botschaft umzusetzen sei die Konsequenz daraus.
Am 25. Februar 2002 verstarb Erzbischof Dr. Alois Wagner nach schwerer Krankheit im 78. Lebensjahr. Er wurde am 7. März 2002 in der Krypta des Mariendoms in Linz beigesetzt. Bischof em. Maximilian Aichern betonte in seiner Predigt beim Begräbnisgottesdienst, dass Alois Wagners Aufwachsen nahe der tschechischen Grenze seine Persönlichkeit, seinen Lebensweg und sein Lebenswerk geprägt habe: „Wo immer er lebte und wirkte, versuchte er, Grenzen zu überwinden, um Menschen einander nahezubringen. Deshalb war er auch offen für Menschen aus anderen Kirchen und Religionen und wurde zum Förderer der Ökumene. Seine charismatische Kontaktfähigkeit, sein Humor und seine Hilfsbereitschaft, sein kulturelles Interesse und seine Sportbegeisterung, seine Musikalität und Sprachbegabung machten es ihm leicht, sich mit Menschen verschiedener Herkunft zu verständigen. Er reichte ihnen auch über religiöse und politische Grenzen hinweg die Hand.“ Die Weltkirche, die Diözese Linz, Freunde und MitarbeiterInnen in aller Welt hätten Erzbischof Wagner viel zu verdanken, so Aichern damals. Wagners Leben sei auch Erbe und Auftrag, wie er über Grenzen hinweg Menschen die Hand zu reichen.
Unvergessen: Dr. Alois Wagner. © Archiv KirchenZeitung
Gedenken in Alois Wagners Heimat Leopoldschlag
Mehrfach wurde 2019, anlässlich des 50. Jahrestags der Bischofsweihe Wagners, in Wagners Heimat Leopoldschlag des berühmten Ehrenbürgers gedacht. Am 23. Mai luden Bischof em. Maximilian Aichern, Konsulent Altbürgermeister Alois Böhm und Richard Beutl zum Vortrag „Erzbischof Alois Wagner – ein Leopoldschläger im Dienst der Weltkirche“ im Marktgemeindesaal Leopoldschlag ein. Am 2. Juni wurde im sogenannten „Strebergarten“, neben der Kirche auf dem Platz neben der ehemaligen Volksschule, die Alois Wagner besucht hatte, eine Büste zu seinem Andenken feierlich enthüllt.
Büste im "Strebergarten" von Leopoldschlag. © Alois Wagner
Ein guter Hirte, der eine reiche Saat hinterlassen hat
Am 27. Oktober 2019 fand ein feierlicher Gedenkgottesdienst in der Pfarrkirche Leopoldschlag statt, den Bischof em. Maximilian Aichern mit der Gemeinde feierte. In seiner Festpredigt würdigte Aichern die vielfältigen Verdienste Wagners: „Eine reiche Saat hat der am 25. Februar 2002 verstorbene Erzbischof Dr. Alois Wagner, der am 26. Oktober 1969 im Linzer Dom zum Bischof geweiht wurde, hinterlassen. In der Diözese Linz gehen viele Seelsorgsinitiativen auf sein Wirken als Jugendseelsorger und Pastoralprofessor, als Generalvikar und Weihbischof zurück. In der Weltkirche hat er als Vizepräsident von ‚Cor unum‘ und als Botschafter bei wichtigen UNO-Organisationen viele Brücken geschlagen, Kontakte ermöglicht und wirksame Impulse und Hilfen gegeben. Er hat im Sinne seines Wahlspruchs ‚Meine Liebe gehört euch allen in Christus Jesus‘ seine großen Begabungen unermüdlich für die Kirche und die Menschen eingesetzt. Sein Name ist mit der erfolgreichen österreichischen Entwicklungshilfe, mit der Schaffung des Gebet- und Gesangbuches ‚Gotteslob‘ für den ganzen deutschen Sprachraum, mit der zeitgemäßen Glaubensinformation, mit vielen Bildungs- und Bibelinitiativen, mit dem Laienapostolat und der Caritasarbeit untrennbar verbunden.“
Wagner sei Priester, Bischof und Seelsorger gewesen – immer bemüht, ein guter Hirte zu sein, der sein Leben und seine Fähigkeiten für die Anvertrauten einsetzt. Pastoraltheologe sei er nicht nur in wissenschaftlicher Hinsicht gewesen, sondern vor allem in der Praxis und für die Menschen. Aichern bezeichnete Wagner als „unermüdlichen Initiator“, auf den vieles im heutigen kirchlichen Leben der Diözese Linz und darüber hinaus zurückgehe. „Bei der Linzer Diözesansynode in den 1970er Jahren war er der Motor und hat vielen Anliegen zum Durchbruch und zur Verwirklichung verholfen“, erinnerte sich Aichern. Wagner sei aber auch ein Mann der Weltkirche gewesen, der schon als Jugendseelsorger und beim Entwicklungshelferdienst „weltweit gedacht“ und viele Kontakte aufgebaut habe, die ihm bei seiner Aufgabe bei „Cor unum“ und dann als Botschafter bei den UNO-Einrichtungen zugutegekommen seien. Alois Wagner sei immer einfach geblieben, habe sich gern zu den Menschen gesetzt und mit allen gesprochen. „Er war beliebt und populär – bei uns, wo immer er hinkam, aber auch in Rom, in vielen Teilen der Welt, bei den Schweizer Gardisten, besonders auch bei den Senioren“, so Aichern. Als gläubiger Mensch habe Wagner in den letzten Jahren und Monaten seine Beschwerden und Leiden „mit Geduld und Gottvertrauen“ getragen. Die Hinwendung zu Gott sei eines der wichtigsten Anliegen Wagners gewesen: „Lasst euch mit Gott versöhnen: Das war ein wichtiger Bestandteil seiner Verkündigung. Er hat aber immer auch darauf hingewiesen, dass zum Glauben Freude gehört. ‚Einen Christen erkennt man an einem freundlichen Gesicht‘, war einer seiner Lieblingsaussprüche. In seinem Gesicht stand sehr oft ein Lächeln“, zeichnete Aichern das Bild eines Seelsorgers mit besonderer Ausstrahlung.
© Alois Wagner