Dr. Bernd Euler-Rolle erhielt päpstliche Auszeichnung
Der gebürtige Wiener Bernd Euler-Rolle absolvierte das Studium der Kunstgeschichte an der Universität Wien (1975–1983) und war bereits während seiner Studienzeit im Bundesdenkmalamt tätig. Ab 1979 arbeitete er in der kunsttopographischen Inventarisation in Niederösterreich und Salzburg. Von 1984 bis 2009 war Euler-Rolle in der Bau- und Kunstdenkmalpflege am Landeskonservatorat für Oberösterreich tätig, von 1991 bis 2009 als Stellvertreter des Landeskonservators für Oberösterreich. Seit 2009 ist Euler-Rolle Leiter der Abteilung für Konservierung und Restaurierung des Bundesdenkmalamtes, seit 2012 hat er als Fachdirektor die wissenschaftlich-fachliche Leitung inne.
Bei der Verleihung des Papst-Silvester-Ordens an den Oberösterreicher Dr. Bernd Euler-Rolle am 24. Oktober 2019 im Linzer Bischofshof waren als Gäste VertreterInnen der Diözese Linz, des Bundesdenkmalamtes, der Direktion Kultur des Landes Oberösterreich und Angehörige des Geehrten anwesend. Die Laudationes hielten MMMag. Hubert Nitsch, Leiter des Kunstreferats und Diözesankonservatorats, und Dombaumeister Architekt DI Wolfgang Schaffer.
© Diözese Linz / Kraml
„Denkmalpflege stellt auch die Frage: Wie können wir heute lebendig Kirche sein?“
Bischof Manfred Scheuer würdigte in seiner Ansprache das Wirken des Geehrten im Bereich der Denkmalpflege: „Es ist Aufgabe der Denkmalpflege, Architektur, Kunst, Liturgie, Musik, Gemeinde und Gegenwartsverständnis so zusammenzubringen, dass die Menschen im Zusammenleben wachsen. Architektur hat eine immens soziale, gesellschaftliche und kirchliche Bedeutung. Wenn wir Sie mit dem Papst-Silvester-Orden auszeichnen, so ist das Anerkennung und Wertschätzung für diese Tätigkeit in unterschiedlichen Bereichen, die zu einem segensreichen Miteinander gefunden haben.“ Bischof Scheuer betonte in Anlehnung an Dietrich Bonhoeffer, die Güter der Gerechtigkeit, der Wahrheit, der Freiheit und der Schönheit bräuchten ein Gedächtnis; daher seien Denkmalpfleger sozusagen „Gedächtnistrainer“. In der Denkmalpflege gehe es auch um das Miteinander von Tradition und Innovation, um Gedächtnis und gute Zeitgenossenschaft. Bischof Scheuer: „Ein Kirchenraum bewahrt letztlich das Gedächtnis, ist ein Ort der Gegenwart, erschließt aber auch Zukunft und ist offen auf Transzendenz hin. Wenn eine dieser Dimensionen wegfällt, ist das ein Defizit. Denkmalpflege bedeutet nicht nur Sorge um die Vergangenheit, sondern stellt auch die Frage: Wie können wir heute lebendig Kirche sein?“ Bischof Scheuer dankte dem Geehrten für dessen Wirken im Bereich der Denkmalpflege in Oberösterreich und gratulierte zur päpstlichen Auszeichnung. Nach Verlesen des päpstlichen Dekrets steckte der Diözesanbischof Scheuer Dr. Bernd Euler-Rolle den Papst-Silvester-Orden an.
Im bischöflichen Schreiben zum Orden formuliert Bischof Manfred Scheuer: „Sie sind in Ihrer Position maßgeblich für die kirchlichen Kulturgüter und Denkmäler in Österreich verantwortlich. In Ihrer Auffassung von Denkmalpflege vertreten Sie ein Wertesystem, welches die Kirche in ihrer historischen Dimension erfasst. Bei vielen Projekten sind Sie für die kirchliche Denkmalpflege ein profunder Gesprächspartner und es werden auch immer wieder Lösungen erarbeitet, die in der Gegenwart Bestand haben. Diese Lösungen werden inzwischen auch international beachtet. Mit Ihrem Fachwissen sind Sie ein Brückenbauer zwischen staatlichen und kirchlichen Stellen.“ Der Diözesanbischof würdigte auch die Tatsache, dass die gute Kommunikation zwischen dem Geehrten und der Abteilung kirchliches Bauen der Diözese Linz „sehr beachtliche Ergebnisse in der Denkmalpflege“ ermöglicht habe. Unter den Renovierungen während Euler-Rolles Tätigkeit in Oberösterreich seien besonders die umfangreichen Arbeiten an den beiden ehemaligen Stiftskirchen in Garsten und Mondsee hervorzuheben, betonte Scheuer.
Bischof Manfred Scheuer. © Diözese Linz / Kraml
Sorgfalt gegenüber dem Alten und dem Neuen als gemeinsames Anliegen
Bernd Euler-Rolle brachte seine Freude und seinen Dank für die päpstliche Auszeichnung zum Ausdruck, betonte aber gleichzeitig, er nehme sie für die Denkmalpflege in Oberösterreich und Österreich entgegen. Es gehe dabei um die Frage der Gemeinsamkeit von Anliegen, „die vielleicht einmal zunächst unterschiedlich erscheinen mögen, die aber eine große gemeinsame Klammer haben: die Werteorientierung und die Wert-Schätzung“, so Euler-Rolle. Er betonte die Bedeutung der Authentizität von Zeichen, die im kirchlichen Rahmen eine große Rolle spielen: „Die Zeichen müssen authentisch sein, wenn sie den Menschen etwas bedeuten sollen. Bedeutung ist ein zentraler Begriff in der Denkmalpflege, wenn es darum geht, etwas zu beurteilen. Bedeutungen, die einen Raum aufladen, werden von Überliefertem und Neuem ausgelöst – beide Sphären sind sozusagen auf Augenhöhe und verdienen es, dass man sich um sie sorgt, sich um sie bemüht.“ Sorgfalt gegenüber dem Alten und dem Neuen verbinde die Anliegen der Kirche und der Denkmalpflege auf das Engste, betonte der Geehrte.
Der Geehrte Bernd Euler-Rolle. © Diözese Linz / Kraml
Entscheidungen müssten immer im Einzelfall getroffen werden und würden nur gelingen, wenn man verschiedene Positionen zusammenführe. Euler-Rolle dankte in diesem Zusammenhang für die sehr gute Gesprächskultur und Kommunikation mit der Diözese Linz. Gemeinsam werde an der Werteorientierung festgehalten. Dass ein guter Weg gefunden werde, sei keine Einzelleistung, sondern nur im Miteinander möglich, so der Geehrte bescheiden. An diesem Miteinander hätten viele ihren Anteil: die Ansprechpartner in der Diözese Linz in unterschiedlichen Funktionen und Ämtern, die unterstützende KollegInnenschaft im Bundesdenkmalamt, aber auch die Familie, die den nötigen Rückhalt gebe, betonte Euler-Rolle.
© Diözese Linz / Kraml