Diözese Linz vergab erstmals Umweltpreis
Der erste Umweltpreis der Diözese Linz wird für vorbildliche Projekte in einem bestimmten Bereich kirchlichen Umweltengagements vergeben und ist mit insgesamt 5.000 Euro dotiert. Gestiftet wird der Preis von der Ökostrom AG. Die Preisvergabe findet alle zwei Jahre statt. 2019 ist der Preis dem Bereich „ökofaires Fest“ gewidmet. „Ein Fest ist ein besonderer Tag, zu dem sich Menschen an einem Ort zu einem besonderen Zeitpunkt treffen und gesellig beisammen sind. Es kann aber auch Ausdruck der Verbundenheit mit der Schöpfung und des Bemühens um eine lebenswerte Zukunft sein“, erklärt Mag.a Lucia Göbesberger, Leiterin der Abteilung Gesellschaft und Theologie und Umweltreferentin der Diözese Linz, warum heuer ökofaire Feste mit dem „Laudato si‘“-Preis ausgezeichnet werden. Ökofair zu feiern bedeutet etwa, auf regionale, biologisch hergestellte, saisonale und fair gehandelte Produkte zu achten, Geschirr aus Porzellan und Besteck aus Metall zu verwenden, bereits beim Einkauf ab Abfallvermeidung zu achten, Tischschmuck aus natürlichen Materialien zu gestalten und umweltfreundliche Reinigungsmittel zu verwenden.
Gruppenfoto mit allen „Laudato si‘“-PreisträgerInnen. © Josef Fellner
Bei einem Festakt im Bildungszentrum Maximilianhaus in Attnang-Puchheim wurde am 4. Oktober 2019, dem Festtag des hl. Franz von Assisi, erstmals der mit 5.000 Euro dotierte „Laudato si‘“-Preis vergeben, der von der Ökostrom AG gestiftet wird. Knapp 90 Gäste waren zur festlichen Preisverleihung gekommen, unter ihnen Pastoralamtsdirektorin Mag.a Gabriele Eder-Cakl, Josef Froschauer (Vorsitzender Fachausschuss Schöpfungsverantwortung des Pastoralrates der Diözese Linz), Umweltlandesrat Rudi Anschober sowie Elisabeth Thurnher und DI Friedrich Diesenreiter (beide Ökostrom AG). Die Jury, bestehend aus Mag.a Lucia Göbesberger (Leiterin der Abteilung Gesellschaft und Theologie und Umweltreferentin der Diözese Linz), Univ.-Prof. Dr. Michael Rosenberger (Vorstand des Instituts für Moraltheologie an der KU Linz und Umweltsprecher der Diözese Linz) sowie Georg Spiekermann (Mitarbeiter von „Klimabündnis Oberösterreich“) vergab die Preise an die GewinnerInnen.
Die Jurymitglieder. © Josef Fellner
Josef Froschauer, Leiter des Fachausschusses Schöpfungsverantwortung des Pastoralrates der Diözese Linz, begrüßte die zahlreich erschienenen Gäste bei der Verleihung des ersten „Laudato si‘“-Preises der Diözese Linz sehr herzlich. Er kündigte an, dass der Preis, der 2017 mit der Ökosozialen Beschaffungsordnung festgeschrieben wurde, nun alle zwei Jahre an vorbildhafte Projekte im Bereich des kirchlichen Umweltschutzes vergeben werde.
Josef Froschauer. © Josef Fellner
Dass gleich bei der ersten Ausschreibung des Preises 33 gute Bewerbungen eingetroffen seien, habe die Jury überwältigt, berichtete Univ.-Prof. Dr. Michael Rosenberger, Jurymitglied und Umweltsprecher der Diözese Linz. „Das zeigt, dass in einer beträchtlichen Zahl von Pfarren das Umweltengagement steigt und dass dieses Engagement auch so große Veranstaltungen wie ein Pfarrfest erreicht. Es zeigt auch, dass in den einreichenden Pfarren weder die Gewinnmaximierung für das Pfarrbudget noch die Arbeitsminimierung für die HelferInnen an erster Stelle steht, sondern die ökosoziale Verantwortung gegenüber ProduzentInnen sowie der Schöpfung“, freute sich Rosenberger. Überzeugt habe auch die hohe Qualität der meisten Einreichungen: „Die sich bewerbenden Feste sind nicht nur ein bisschen ökologisch übertüncht, sondern erkennbar umweltfreundlich konzipiert. Und auch wenn bei manchen Einreichungen noch Luft nach oben bleibt, kann man vermutlich von allen Einreichungen sagen, dass sie weit über dem Durchschnitt ehrenamtlich veranstalteter Feste in unseren Dörfern und Städten ökosozial gestaltet sind“, lobte der Umweltsprecher die Einreichungen.
Vorbildliches Handeln, das ansteckt
In ihrem Grußwort betonte Pastoralamtsdirektorin Mag.a Gabriele Eder-Cakl: „Die Sorge um das gemeinsame Haus, unsere Erde, ist der Auftrag der Christinnen und Christen. So hat es Papst Franziskus in seiner vielbeachteten Enzyklika Laudato si‘ formuliert. Dass Greta Thunberg und die Jugendlichen von #FridaysForFuture vom ‚brennenden Haus Erde‘ reden, zeigt uns, wie nahe unsere Anliegen beieinanderliegen.“ Die Verwurzelung in Gott durch das persönliche Gebet gebe ChristInnen die nötige Standfestigkeit, um sich der Umwelt und den Menschen zuzuwenden, so Eder-Cakl. Die Katholische Kirche in Oberösterreich habe sich zu Umweltleitlinien verpflichtet, „um dieser Erde und den Menschen nächste Schritte zu ermöglichen“, unterstrich die Pastoralamtsdirektorin. So würde etwa die Schöpfung Gottes und die Verantwortung für sie in der Liturgie gefeiert, die Schöpfungsverantwortung in diözesanen Bildungseinrichtungen, im Religionsunterricht und in den kirchlichen Gremien verankert und konkrete Umsetzungen wie etwa im Bereich Ökostrom, klimaschonende Mobilität oder Beschaffung von Büromaterialen gefördert. Eder-Cakl dankte den PreisträgerInnen des „Laudato si‘“-Preises für ihr Engagement: „Sie sind Vorbilder für uns in der Diözese und stecken uns an, ähnlich zu handeln.“
Pastoralamtsdirektorin Gabriele Eder-Cakl. © Josef Fellner
„In der Art, wie wir unsere Feste feiern, entscheiden wir über Umwelt- und Klimaschutz“
Umweltlandesrat Rudi Anschober hob in seiner Rede den Beitrag von ökofairen Events zum Umweltschutz hervor: „Die Diözese Linz widmet ihren diesjährigen Umweltpreis dem Thema ‚Ökofaire Feste‘ und holt damit vorbildlich ökologische und nachhaltige Vorzeigeprojekte vor den Vorhang. Ökofaire Events sind ein wichtiger Schritt in Richtung Umweltschutz – mit den Schwerpunkten Abfallvermeidung, Mobilität, Ernährung –, aber auch beim Abbau von Barrieren. In der Art, wie wir unsere Feste feiern, entscheiden wir über Umwelt- und Klimaschutz, aber auch über Themen wie regionales Wirtschaften und faire Arbeitsbedingungen. Auch Veranstaltungen des Landes Oberösterreich werden grüner: Die Planungen und Umsetzungen von Veranstaltungen, Sitzungen etc. im eigenen Wirkungsbereich müssen sich seit März dieses Jahres am Leitbild des Netzwerks Green Events Austria orientieren. Und aktuell bereite ich eine Novelle zum Oö. Abfallwirtschaftsgesetz vor, die unter anderem bei allen größeren Veranstaltungen in Oberösterreich die Verwendung von Mehrwegbechern vorschreiben wird. Ein großes Danke an alle, die bereits in diesem Sinne handeln, und ein großes Danke der engagierten Diözese.“
Landesrat Rudi Anschober. © Josef Fellner
Ausgezeichnetes Umweltengagement in oö. Pfarren und Kindergärten
Für ihr „ökofaires Feiern“ ausgezeichnet wurden die Pfarre Niederneukirchen (1. Preis), die Pfarre Treffling (2. Preis) und die Pfarren Grünbach, Schwanenstadt & Rüstorf sowie Neumarkt im Mühlkreis (alle 3. Platz). Ein Sonderpreis ging an den Pfarrcaritas-Kindergarten Putzleinsdorf.
Pfarre Niederneukirchen (1. Preis)
Der Pfarre Niederneukirchen wurde für ihr „von den Produkten bis zur Information, von der Mobilität bis zur Spiritualität konsistent durchdachtes und gestaltetes Pfarrfest“ am 30. Juni 2019 der 1. Preis zuerkannt. Aus den vielen einzelnen Komponenten ist ein Fest entstanden, das praktisch in allen Belangen das Maximum sowohl an Regionalität als auch an ökologischer Erzeugung und fairen Preisen erreicht. So kauften die Verantwortlichen nur wenige Produkte in konventionellen Lebensmittelmärkten ein. Wo immer es möglich war, bezogen sie ihre Speisen und Getränke stattdessen von örtlichen Direktvermarktern, die noch dazu fast alle ökologisch wirtschaften. So konnten die Erzeuger faire Preise erzielen und die Transportwege auf ein Minimum reduzieren. Im Vergleich mit allen anderen Einreichungen war in Niederneukirchen der Anteil von Bioprodukten am höchsten: Milch, Brot, Salat, Kraut, Kartoffeln und alkoholfreie Getränke waren bioregional, und das Lammfleisch kam aus sehr tiergerechter Haltung. Ein attraktives vegetarisches Angebot lud zur Reduzierung des Fleischverzehrs ein. Die Direktvermarkter erhielten darüber hinaus die Möglichkeit, ihre Produkte und deren Herstellung im Rahmen des Pfarrfests darzustellen, worauf auch auf der ausliegenden Speisekarte hingewiesen wurde. Für den Hinweg zum Fest wurde ausdrücklich dazu aufgerufen, nichtmotorisiert zu kommen. Für den Rückweg wurde ein Bringdienst per Elektroauto angeboten. Schließlich wurde die Schöpfungsthematik bereits im vorangehenden Familiengottesdienst angesprochen und so eine Verbindung zwischen Liturgie und Pfarrfest hergestellt.
„Laudato si‘“-Preisträgerin Pfarre Niederneukirchen. © Josef Fellner
Pfarre Treffling (2. Preis)
Das Trefflinger Pfarrfest, das traditionell immer am Pfingstmontag gefeiert wird, fand heuer am 10. Juni statt. Es wurde erstmals nach Green Event Kriterien ausgerichtet, was bereits in der Ankündigung erwähnt wurde – die Beratung erfolgte über „Klimabündnis“. Das Fest begann mit dem Gottesdienst um 9.30 Uhr und endete am Nachmittag. Der Einladung folgten 300 Personen. Bewirtet wurden sie mit Biobratwürsteln vom Bauern aus der Umgebung und mit Bio-Sauerkraut. Ketchup und Senf kamen aus Glasbehältern. Weiters gab es einen gefüllten Schweinsrollbraten mit Semmelknödeln und Krautsalat, aus der Region. Die Schlachtung erfolgt dort am Hof. Auch ein Gemüseragout aus biologischem Gemüse wurde angeboten. Neben Leitungswasser wurde Apfelsaft von regionalen Bauern und Fair-Trade-Orangensaft angeboten. Alkoholische Getränke gab es in Mehrweggebinden.
Für ein alternatives Mobilitätsangebot sorgte der Mühlferdl, ein E-Auto, das nicht nur für Probefahrten zur Verfügung stand, sondern auch als Abholdienst.
Neben einem Kinder- und Jugendprogramm gab es auch eine ganz besondere Tombola: Im Vorfeld wurde dazu aufgerufen, Dienstleistungen als Lospreise anzubieten. Die GewinnerInnen konnten dann das für sie interessanteste Angebot aussuchen. Angeboten wurden: Massagen, Gartenarbeit, Kuchen/Torten backen, geführte Wanderungen, brasilianisches Essen, ein Privatkonzert, Tierbeobachtung mit dem Jäger.
Weil dieses Pfarrfest bei den angebotenen Speisen auf Nachhaltigkeit, Regionalität und Tierwohl geachtet hat, auf alternative Formen der Mobilität aufmerksam gemacht wurde und auch die Tombola, das gute Miteinander und Füreinander im Blick hatte, erkannte die Jury der Pfarre Treffling den zweiten Preis zu.
„Laudato si‘“-Preisträgerin Pfarre Treffling. © Josef Fellner
Pfarre Grünbach bei Freistadt (3. Preis)
Das Pfarrhof-Fest am 7. Juli 2019 war als ökofaires Fest unter das Motto „Weiter Denken – wir feiern natürlich und schöpfungsverantwortlich“ gestellt. Bereits auf dem Ankündigungs-Flugblatt wurde mit einem Zitat aus der Enzyklika Laudato si‘ die Bedeutung dieses Mottos bekräftigt.
Besonders gefallen hat der Jury die intensive Motivation zu einer ökologischen Mobilität gefallen. Es ist nicht einfach, Menschen dazu zu bewegen, ihre Bequemlichkeit und ihre Gewohnheiten einmal hintanzustellen und sich bewusst zu machen, dass man auch anders zur Kirche kommen kann als mit dem Auto. In Grünbach wurde dazu aufgerufen, Fahr- und Gehgemeinschaften zu bilden. Von allen umliegenden Ortschaften wurden gemeinsame Gruppen-Wanderungen organisiert – eine wunderbare Idee. (Heißt es nicht „wir gehen zur Kirche“?).
Für jene, die den Heimweg zu Fuß nicht absolvieren konnten oder wollten, wurde ein Heimbringdienst mit dem MühlFerdl – dem lokalen Elektro-Car-Sharing-Auto – angeboten. Eine wirklich attraktive Alternative zum eigenen Auto! Auch auf das Fahrrad und E-Bike wurde verwiesen.
Darüber hinaus wurden Speisen und Getränke sehr lokal beschafft, teilweise aus Direktvermarktung. Auch EZA-Produkte wurden zum Verzehr und zum Kauf angeboten. Das Geschirr wurde wie immer bei Grünbacher Pfarrfesten von der Feuerwehr bereitgestellt – also kein Wegwerfgeschirr und auch keine unnötigen Anschaffungen. Recyclierte Müllsäcke und selbst hergestellte Reinigungsmittel runden das Engagement ab.
Begegnung wurde bei diesem Fest großgeschrieben. Viele örtliche Gruppen brachten sich mit ihren kulturellen und praktischen Beiträgen ein.
„Laudato si‘“-Preisträgerin Pfarre Grünbach. © Josef Fellner
Pfarren Schwanenstadt und Rüstorf (3. Preis)
Die Pfarren Schwanenstadt und Rüstorf wurden für eine gemeinsame Festveranstaltung am 21. Oktober 2018 mit der Stadtgemeinde Schwanenstadt ausgezeichnet: ein biofairer Brunch, im Rahmen dessen die Stadtgemeinde offiziell zur Fair-Trade-Gemeinde mit Fair-Trade-Gütesiegel wurde. Stadtgemeinde und Pfarren haben sich gegenseitig unterstützt und miteinander gefeiert. Ein gemeinsames Anliegen, ein gemeinsamer Aufruf wirkt nach innen und auch nach außen besonders stark.
Brot, Lammfleisch und Gemüse sowie Milchprodukte und Säfte wurden von örtlichen Bauernfamilien, also direkt beim Erzeuger bezogen. Dies wurde auch beim Fest den Gästen bekannt gegeben. Aufstriche und Marmeladen, Mehlspeisen und eine gute Suppe wurden von den Pfarrmitgliedern selbst gemacht. Dabei war es wichtig, zuzubereiten, was gerade der Erntesaison entspricht.
Entscheidend für die Jury war auch die generelle Ausrichtung des Festes und die damit verbundene Deklaration: Es geht um Fairtrade, um das gelebte Bewusstsein, dass Schöpfungsverantwortung nicht nur Klimaschutz und Artenschutz ist. Soziale Verantwortung und die wertschätzende Abkehr von ausbeutenden Strukturen sind den Pfarren und der Stadtgemeinde in Schwanenstadt wichtig. Das haben sie glaubhaft zum Ausdruck gebracht.
Besonders gestaltet wurde das Fest durch einen EZA-Stand, ein Fairtrade-Quiz und eine Blindverkostung zum Erleben der Qualität von Fairtrade-Schokolade.
„Laudato si‘“-Preisträgerinnen: die Pfarren Schwanenstadt und Rüstorf. © Josef Fellner
Pfarre Neumarkt im Mühlkreis (3. Preis)
In der Pfarre Neumarkt im Mühlkreis wurde am 8. Februar 2019 erstmals das MitarbeiterInnen-Danke-Fest gefeiert. Man merkt, dass die gegenseitige Wertschätzung in der Pfarre Neumarkt eine zentrale Bedeutung hat. Wertschätzung und ein enges Miteinander sind ja eine ganz wichtige Voraussetzung für einen nachhaltigen Lebensstil. Nur, wo man sich gegenseitig unterstützt, wo die Ressourcen gemeinsam genutzt und zum Blühen gebracht werden, kann Regionalität und achtsamer Genuss wirklich gelebt werden.
Das Fest wurde so gut wie möglich nach ökologischen Grundsätzen ausgerichtet. Bereits in den Einladungen, aber auch in den Ansprachen wurde darauf hingewiesen. So erfolgte der Aufruf an die Pfarrbevölkerung, dass nicht jede/r einzeln mit dem Auto kommen soll, sondern dass Fahrgemeinschaften gebildet werden sollen. Die Speisen wurden bei lokalen Händlern und direkt beim Erzeuger eingekauft. Es gab neben dem regionalen Schweinsbraten bewusst und gleichwertig auch ein vegetarisches Menü, nämlich eine Gemüse-Lasagne mit Bio-Gemüse, selbstgemachten Apfelsaft und Sirups zum Verdünnen mit Leitungswasser. Die OrganisatorInnen haben sich Gedanken gemacht, wie man Abfall und Energie sparen kann. Es gab eine wiederverwendbare und umweltfreundliche Tischdekoration, Porzellangeschirr wurde verwendet und Wegwerf-Besteck vermieden.
Die Pfarre ist bemüht, auch das Umfeld schöpfungsgerecht zu gestalten. Es gibt eine Photovoltaikanlage, das Pfarrheim soll energiesparend saniert werden, und man setzt sich für Biodiversität ein, indem ein Teil des Pfarrgartens nur selten gemäht wird und Blumen für die Insekten wachsen dürfen.
„Laudato si‘“-Preisträgerin Pfarre Neumarkt im Mühlkreis. © Josef Fellner
Pfarrcaritas-Kindergarten Putzleinsdorf (Sonderpreis für Kinder(garten)feste)
Es gab auch mehrere Einreichungen von Kinder(garten)festen. Da diese allesamt einen Großteil der Speisen und des Geschirrs von den Eltern mitbringen lassen und insofern verringerte Herausforderungen haben, andererseits aber die zur Verfügung stehenden Gestaltungsspielräume sehr konsequent genutzt haben, hat sich die Jury entschlossen einen Laudato-Si‘-Sonderpreis für Kinder(garten)feste zu vergeben, der aus einem Extra-Topf mit 300 Euro dotiert wird.
Das Sommerfest des Pfarrcaritas-Kindergartens Putzleinsdorf wurde am 26. Juli 2019 im Wald gefeiert. Nachdem im Oktober 2018 ein von der Gemeinde, der Landjugend und den Kindergarteneltern gestalteter Waldspielplatz eröffnet worden war, der vom Kindergarten oft genutzt wird, wurde dort auch das Kindergarten-Sommerfest gefeiert. Eingeladen waren neben Kindern und Eltern auch zahlreiche Kooperationspartner. Während die Kinder ein eigenes „Bschoadbinkerl“ mit selbstgemachten Speisen befüllten, waren die Erwachsenen eingeladen, ihr Picknick samt Geschirr selbst mitzubringen, dabei aber auf ökologische und regionale Produkte zu achten. In der Waldbar bot der Kindergarten selbstgemachtes Blüten- und Kräuterwasser sowie Bio-Eistee eines regionalen Erzeugers an. Ebenso wurden Brot, Nudel- und Wurstsalat von regionalen und ökologischen Erzeugern angeboten. In einer „Waldwerkstatt“ konnten die Kinder mit Naturmaterialien (Holz, Gräser, Ton) arbeiten. Als Gewinn bei einigen sportlichen Wettspielen winkten Bio-Müsliriegel und bei einem Schätzspiel ein Korb mit Bio-Lebensmitteln. Die vergleichsweise geringen Abfallmengen, die anfielen, wurden in einer eigens eingerichteten Abfallstation sortiert und entsorgt. Schließlich wurde von der Einladung bis zum Fest selbst stets der ökofaire Charakter betont, was bei den Teilnehmenden sehr gut ankam. Damit ist ein beeindruckendes Gesamtkonzept gelungen, das den „Laudato si‘“-Sonderpreis für Kinder(garten)feste 2019 erhält.
„Laudato si‘“-Preisträger Pfarrcaritas-Kindergarten Putzleinsdorf. © Josef Fellner
Eigenverantwortlich handeln und die VerantwortungsträgerInnen in die Pflicht nehmen
Vor der Preisverleihung hielt die renommierte Klimaforscherin em. Univ.-Prof.in Dr.in Helga Kromp-Kolb einen Festvortrag zum Thema „Klimakrise – Schöpfung in Gefahr“. Sie erinnerte daran, dass bereits die Prognosen des Club of Rome aus dem Jahr 1972 das heutige Szenario bereits vorausgesagt hätten. Würden sie weiterhin recht behalten – wonach es derzeit aussehe –, werde 2030 der Kollaps eintreten. Was danach genau komme, lasse sich nicht genau voraussagen, so Kromp-Kolb. Mit machen Berechnungsmethoden in Bezug auf den Klimawandel seien die Menschen vertrauter, etwa mit dem ökologischen Fußabdruck, das Ergebnis sei aber immer dasselbe: „Wir verbrauchen unser Kapital“, wie Helga Kromp-Kolb es formulierte. Dabei müssten die Menschen so leben, dass sie „von den Zinsen leben können“ – also so, dass sich die Erde wieder regenerieren kann. „Mit dem derzeitigen Lebensstil steuern wir unweigerlich auf den Kollaps zu“, warnte die Klimaforscherin.
Von insgesamt 8 Millionen Arten sei eine Million vom Aussterben bedroht: weil der Lebensraum zerstört werde, wir Menschen sie ausbeuteten oder durch den Klimawandel. In der Technologie seien zwar bemerkenswerte Fortschritte erzielt worden, aber der ermutigende Umstieg auf erneuerbare Energie genüge nicht zur Kompensation, so Kromp-Kolbs ernüchternder Befund. Der Temperaturanstieg liege derzeit bei 1,1 Celsius gegenüber dem vorindustriellen Niveau. Das seit dem Pariser Übereinkommen völkerrechtlich verbindliche Ziel von 2 Grad Celsius führe aus wissenschaftlicher Sicht schon zu bedenklichen Veränderung; 1,5 Grad wären besser, um nicht viele Menschen zu Klimaflüchtlingen zu machen, so die Wissenschaftlerin. Kromp-Kolb rechnet mit 250 Millionen Klimaflüchtlingen bis zur Mitte des Jahrhunderts. Mit den bisherigen von den Staaten zugesagten Maßnahmen sei mit einer Erwärmung von 3 Grad Celsius zu rechnen – was nach Kromp-Kolb bereits katastrophal wäre. Ein Anstieg von über 2 Grad sei ethisch inakzeptabel. Dem werde häufig entgegengehalten wird, dass ein Anstieg unter 2 Grad ökonomisch unmöglich sei. „Konsequent weitergedacht heißt das, dass die Zerstörung unserer Lebensgrundlage aus wirtschaftlichen Gründen unverzichtbar ist. Ein Überleben der Menschen wäre damit nicht wirtschaftlich – können wir das wollen?“, fragte die Klimaforscherin.
Die Lösungen seien hinlänglich bekannt: etwa lokal investieren, haltbare Produkte herstellen, nachhaltige Landwirtschaft. Damit würden nicht nur die ökologischen Probleme gelöst, sondern es gehe auch ein Gewinn an Lebensqualität damit einher und die Kriege um Rohstoffe fänden ein Ende, betonte Kromp-Kolb. Sie rief dazu auf, die eigenen Werte zu überdenken und auf mehr Lebensqualität zu setzen: gute Beziehungen, Selbstbestimmtheit, eine intakte Natur, Bildung und Kultur. „Wir müssen Selbstverantwortung übernehmen und unsere Gewohnheiten verändern, unseren Lebensstandard herunterschrauben und dafür auf Lebensqualität setzen und alle VerantwortungsträgerInnen, wo immer möglich, in die Pflicht nehmen“, so der eindringliche Appell der Klimaforscherin.
© Josef Fellner
Umweltengagement der Diözese Linz
Die Diözese Linz hat sich mit ihrem Umweltleitbild bereits im Jahr 1996 auf den Weg gemacht, um Schöpfungsverantwortung in ihren Handlungsfeldern konkret werden zu lassen. Einen neuen Impuls brachte der Beitritt zum „Klimabündnis Österreich“ im Jahr 2005. Das Rundschreiben Laudato si‘ (2015) von Papst Franziskus war ein weiterer Anstoß, der von der Österreichischen Bischofskonferenz aufgenommen wurde. Alle österreichischen Diözesen sind aufgefordert, Umweltleitlinien zu erarbeiten. Das hat die Diözese Linz getan und sie 2017 gleichzeitig mit der Ökosozialen Beschaffungsordnung in Kraft gesetzt.
Effizienter Einsatz von Energie ist in Fragen der Schöpfungsverantwortung stets Thema. So bezieht die Diözese Linz seit 2013 UZ46-zertifizierten Ökostrom. Bei Renovierungen und Sanierungen auf Energieeinsparung zu achten und so weit wie möglich auf erneuerbare Energie umzusteigen und nach Möglichkeit eine Photovoltaikanlage zu installieren, ist erklärtes Anliegen. Ein erfolgreiches Programm in diesem Zusammenhang ist jenes von „Klimabündnis Österreich“. Bereits 38 Pfarren sind beigetreten und damit „Klimabündnis-Pfarren“. Dieser Beitritt ist verbunden mit einer umfassenden Beratung: von der klassischen Energieberatung bis hin zu ökofairen Festen. Einige Caritas-Einrichtungen und die Katholische Privat-Universität Linz sind noch einen Schritt weiter gegangen: Sie sind EMAS (Eco Management and Audit Scheme)-zertifiziert. Ein anspruchsvolles Programm, dass die Wirkungsbereiche eines Betriebes umfassend in den Blick nimmt und regelmäßig ökologische Verbesserung bei den Umweltauswirkungen fordert.
Ein Thema, das die Diözese Linz auch bereits über viele Jahre beschäftigt, ist die Mobilität. Bereits die erste Umweltbeauftragte Frau Buchberger rief zum Autofasten auf. Zur regelmäßigen Aktion wurde es in Oberösterreich 2006 und findet seither jährlich statt. Umweltfreundliche Mobilität schlägt sich aber auch innerbetrieblich nieder: So gibt es im Pastoralamt und mehreren anderen Einrichtungen, auch der Caritas, Betriebsräder oder ausleihbare Jahreskarten.
Artenschutz, ebenfalls unerlässlich für das ökologische Gleichgewicht, wird konkret in der Zusammenarbeit mit der Koordinationsstelle für Fledermausschutz. Die Diözese ist mit ihren Kirchen und anderen Gebäuden großer Herbergsgeber für die verschiedensten Fledermäuse. Niederschlag findet die Erhaltung der ökologischen Vielfalt bei der Gestaltung diözesaner Flächen, zum Beispiel von Friedhöfen. Die diözesane Friedhofsordnung sieht außerdem vor auf eine ökologische Pflege der Flächen zu setzen.
Die Ökosoziale Beschaffungsordnung, die gleichzeitig mit den Umweltleitlinien 2017 beschlossen wurde, befindet sich in Umsetzung. So prüft die Caritas derzeit, wie die Dienstkleidung ökologischen und sozialen Kriterien entsprechen kann und wie fair gehandelte Produkte in den Küchen eingesetzt werden können. Dabei wird sie von Südwind unterstützt. Ein weiterer Schritt, der sich gerade in Vorbereitung befindet, ist das Kompensationsprojekt für Flüge: Dabei kann man sich für unvermeidliche Flüge den CO2-Ausstoß errechnen lassen, der dann bepreist wird. Als Ausgleich leistet man einen finanziellen Beitrag in dieser Höhe für ein nachhaltiges Projekt.
Bildungsangebote, die sich der ökosozialen Krise und deren Lösungswegen widmen, gibt es in den verschiedensten Formaten der Bildungsanbieter der Diözese. Ganz greifbar wird das zum Beispiel im Projekt #gemeinsamgartln der Katholischen Jungschar. Ein Überblick, wie ökosoziale Verantwortung im Jahreskreis umgesetzt werden kann, bietet die vor kurzem online gegangene Website www.wirfairwandeln.at.
Schöpfungsverantwortung in die gesellschaftspolitische Debatte einzubringe, geschah lange Zeit zum Beispiel durch das Eintreten gegen Atomkraft. Aktuell zeigt sich das gesellschaftspolitische Engagement zum Beispiel in der Unterstützung der „Fridays for Future“. Sichtbar wurde dies zum Beispiel am Karfreitag 2019, wo Bischof Manfred Scheuer und andere ReligionsvertreterInnen das Wort für die Schöpfungsverantwortung ergriffen. Inzwischen hat sich daraus die Bewegung „Religions for Future“ gegründet, die inzwischen auch in anderen deutschsprachigen Ländern aufgegriffen wird.
Schöpfungsverantwortung in der Liturgie zu thematisieren bietet sich ganz besonders in der Schöpfungszeit von 1. September bis 4. Oktober an. Dafür werden jährlich Gottesdienstbausteine erstellt.