Kunstwerke als Dokumente einer kraftvollen Zeit des kirchlichen Aufbruchs und Neubeginns
Jakob Kopp prägte als Künstler wesentlich die erste Phase der kirchlichen Ausstattungskunst seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil. Vor allem unter der Ära von Diözesankonservator Dr. Erich Widder (bis 1989) und Dombaumeister Arch. DI Gottfried Nobl wurde ihm – neben dem Bildhauer Peter Dimmel – die Anfertigung der nun notwendig gewordenen neuen Ausstattungselemente übertragen. Der Künstler verstand es, den Geist des Aufbruchs des Konzils in sein Werk umzusetzen und gab dem Altar, um den die Gemeinde sich nun versammelte, als neuem Zentrum im Kirchenraum eine kraftvolle Handschrift.
Als Bildhauer verlieh er mit seiner Materialsprache, den einfachen Formen und klaren Linien, den Worten des Konzils und der Liturgiereform Gewicht und erwarb sich damit große Verdienste bei der Verwirklichung seelsorglicher Anliegen.
Neben den zentralen Gestaltungsaufgaben im Kirchenraum, den neuen liturgischen Orten, prägte sein Schaffen in Form von Bronzetoren, Taufdeckeln, Kreuzen, Kreuzwegen und Mariendarstellungen eine Vielzahl von Kirchen in der Diözese Linz.
Jakob Kopp wurde 1930 in Linz geboren und studierte an der dortigen Kunstschule Malerei und Bildhauerei bei Prof. Karl Hauk und bei Prof. Walter Ritter. Von 1952 bis 1965 lebte er in der Schweiz, der Heimat seines Vaters, wo er auch dem damaligen Linzer Diözesankonservator Dr. Erich Widder begegnete. In der gegenseitigen Wertschätzung wurde der Grundstein für eine lange Zeit der Zusammenarbeit gelegt. Neben kirchlichen Aufträgen schuf Jakob Kopp auch Werke für Profanbauten, u. a. ein Relief in der Kürnberghalle in Leonding. Als Keramiker stellte er Gebrauchsobjekte her. Als Karikaturist war er scharfer Beobachter seines Umfeldes und der Gesellschaft seiner Zeit.
Pfarrkirche Linz-Hl. Geist _ Foto: Dietmar Tollerian
Werke von Jakob Kopp in Kirchen der Diözese Linz
Jakob Kopp schuf seine Werke in einer Zeit, in der insbesondere bei der Um- bzw. Neugestaltung von Kirchen ein bewusster Bruch mit der Überlieferung und Geschichte des Raumes (Stichwort „Purifizierung“) vollzogen wird.
Seine Skulpturen wirken durch die Oberflächenwirkung des Materials und erlangen dadurch auch Präsenz im Raum. Die Altäre, vor allem jene in Bad Kreuzen, Linz-Heiliger Geist und Weyregg, bilden die optischen Mittelpunkte der Altarräume. Der Blockaltar beispielsweise in Bad Kreuzen (1968) zeichnet sich in der Formgebung durch die Mächtigkeit des Konglomeratsteins, der wiederum durch eine Vertiefung im oberen und unteren Teil in seiner Blockartigkeit etwas aufgelöst wird, aus. Der Tabernakel ist aus Messing und Schmiedeeisen und mit Bergkristallen besetzt. Mit dem Mittel der Aussparung arbeitet Kopp auch in Linz-Kleinmünchen (hier schuf er im Jahr 1967 ein Ensemble aus Altar, Ambo, Taufstein, Madonnenfigur) bei dem Altarstein aus Jura-Marmor. Der mächtige, querrechteckige Stein weist in der Mitte eine Aussparung auf. Auf diese Weise wird die Schwere des plastischen Körpers aufgehoben und es wird ein Durchblick möglich. In Weyregg verwendet Kopp hellen Marmor, der sich durch seine glatte Oberfläche auszeichnet. In den bestehenden Kirchenraum setzt er 1972 ein Ensemble aus Altar, Ambo, Taufstein sowie einen Wandtabernakel. 1975 schuf er das Kreuz am St. Barbara Friedhof, das nun zu seiner letzten Ruhestätte wurde.
Die Urne von Jakob Kopp wird unter dem von ihm geschaffenen schwarzen Kreuz am St. Barbara Friedhof bestattet _ Foto: Kunstreferat
Für die Pfarrkirche in St. Oswald bei Freistadt gestaltete Kopp Bronzetore, für den Dom in St. Pölten ebenfalls ein Bronzeportal. Für die 1971 fertiggestellte Pfarrkirche Linz-Heiliger Geist schuf er Altar, den Vorstehersitz sowie den Tabernakel und ein Weihwasserbecken aus dunklem Waldviertler Syenit, ebenso eine zeitgenössische Monstranz. Die 1973 geweihte neue Pfarrkirche St. Stefan in Marchtrenk erhielt ebenfalls die Ausstattung von Jakob Kopp. Seiner speziellen Form der Marienverehrung verlieh er in zahlreichen Madonnendarstellungen seinen Ausdruck (u. a. in der Pfarrkirche Tragwein). Eine seiner letzten Gestaltungen in Kirchen findet sich in der Pfarrkirche Arbing (1986).
Martina Gelsinger/Hubert Nitsch
für das Diözesankonservatorat und Kunstreferat der Diözese Linz
Stiller Künstler mit markanten Spuren
Jakob Kopp (1930 – 2019)
Jakob Kopp _ Foto privat
Nutztiere gab es auf dem stattlichen Vierkanter im Leondinger Zaubertal schon lange nicht mehr, aber jede Menge Vögel, Katzen und Hunde fühlten sich dort sehr Zuhause. Zumindest, solange der Künstler Jakob Kopp dort wohnte, denn „Schaki“, wie er unter Freunden hieß, hatte ein Herz für diese Tiere. „Er fütterte sie, schaute ihnen zu und hatte seine Freude an ihnen“, sagt Prälat Joe Mayr, zu dem Kopp großes Vertrauen verspürte, und der Pfarrprovisor in der Pfarre von St. Margarethen ist, in der Kopps Vierkanter stand. Sehr gläubig erlebten viele Menschen Kopps innere Haltung, wenn auch von einer „kindlich-naiven Art getragen, die ihn ganz besonders liebenswert machte“, wie es Hans Gruber beschreibt, der als weiterer geistlicher Begleiter gilt.
Jakob Kopp konnte aber auch kritisch sein. In bissigen Karikaturen nahm er Persönlichkeiten von Politik und Kirche gern aufs Korn und drückte auf diese Weise seine Meinung aus. Gelernt hat er diese Kunstform möglicherweise von seinem Vater Karl, einem gebürtigen Schweizer aus dem Kanton Luzern, den es nach Linz verschlagen hatte und der selbst immer wieder Karikaturen anfertigte. Dessen Frau, Jakob Kopps Mutter, war als Aquarellistin bekannt. Jakob besuchte die Linzer Kunstgewerbeschule und absolvierte zwei Studiengänge an der Kunstschule: Malerei bei Karl Hauk, Bildhauerei bei Walter Ritter. Als „überdurchschnittliche Begabung“ wurden seine Leistungen im Zeugnis beurteilt, und: „Er beherrscht den Aufbau des Kopfes und der Aktfigur und erzielte ausgezeichnete Erfolge in freier Komposition“.
Dermaßen geadelt begann Kopp seine künstlerische Berufsarbeit. Das Angebot seines Lehrers Ritter, seine Nachfolge anzutreten, schlug er aus, er fühlte sich nicht zum Lehrer berufen. Statt dessen versuchte er sein Glück in der Schweiz, wo er von 1952 – 1965 in Zürich lebte und zahlreiche Aufträge ausführte. Ab seiner Rückkehr nach Oberösterreich widmete er sich vorwiegend der sakralen Kunst. Einen schweren Schlag versetzte ihm 1967 der Unfalltod eines seiner drei Brüder, der als Taucher im Donaukraftwerk Mitterkirchen auf tragische Weise ums Leben kam. Auf seinem Bauernhof im Zaubertal stürzte sich Kopp, der als Junggeselle lebte, in die Arbeit und schuf markante und viel beachtete Werke: unter anderem gestaltete er die steinerne Brunnenanlage vor dem Krankenhaus Kirchdorf, das 13 Meter lange Relief in der Leondinger Kürnberghalle, das Bronzeportal des Doms von St. Pölten oder das große schwarze Kreuz am Linzer St. Barbara Friedhof. Werke von Jakob Kopp befinden sich überdies im Besitz zahlreicher ehemaliger Petriner Maturanten. Wer immer sich von Spiritual Gunter Janda trauen ließ, erhielt als Hochzeitsgeschenk ein Kreuz von Jakob Kopp.
Die Öffentlichkeit ehrte das künstlerische Wirken auf mehrfache Weise: Kopp erhielt schon 1988 das Ehrenzeichen seiner Heimatstadt Leonding, nach ihm wurde in der Nähe seines Hofes eine Straße benannt, der Bundespräsident ernannte ihn zum Professor, der Landeshauptmann verlieh ihm die Kulturmedaille. Mit Ausdauer pflegte der „stille, bescheidene und warmherzige Mensch“, wie ihn seine Nichte Eveline Oster schildert, die Mutter bis zu ihrem Tod im 102. Lebensjahr. Er selbst kam vor drei Jahren ins Seniorenheim Leonding, wo er laut Prälat Mayr aufgrund seines schweren Leidens einen „gnädigen Tod“ erlebte.
Das Begräbnis fand vergangenen Samstag (4. 5. 2019) statt. Die Urne von Jakob Kopp wird unter dem von ihm geschaffenen schwarzen Kreuz am St. Barbara Friedhof bestattet.
Bert Brandstetter