Montag 26. August 2024

Europawallfahrt nach Mariazell: Festmesse mit Bischof em. Schwarz und Weihbischof Hauke

Am 4. Mai 2019 leiteten der Linzer Bischof em. Ludwig Schwarz und der Erfurter Weihbischof Reinhard Hauke einen Wallfahrtsgottesdienst in Mariazell. Die Wallfahrt war bewusst im Vorfeld der neunten Wahl zum Europäischen Parlament (23. bis 26. Mai) anberaumt.

Der emeritierte Linzer Bischof Ludwig Schwarz leitete am Samstag, 4. Mai 2019 gemeinsam mit dem Erfurter Weihbischof Reinhard Hauke einen Wallfahrtsgottesdienst in der Basilika in Mariazell, bei dem er das Eintreten für die Schwachen, Leidenden und auch Sterbenden als wesentliches christliches Merkmal hervorhob. Die Fürsprache der Gottesmutter Maria, die in Mariazell zugleich als "Magna Mater Austriae" (Große Mutter Österreichs), "Magna Domina Hungarorum" (Große Herrin der Ungarn) und "Magna Mater gentium slavorum" (Große Mutter der slawischen Völker) verehrt wird, solle eine Stärkung im Glauben und der Hoffnung in Jesus Christus bewirken, so der Bischof. 

 

Die Europawallfahrt, zu der am Wochenende rund 600 Gläubige aus Österreich, Deutschland, Tschechien und Slowenien gekommen waren, war begleitet von mehreren Bischöfen. Trotz aller Trennungen durch Sprach- und Nationalgrenzen wüssten sich Christen als von Gott zu einem Volk geeint und als "Schwestern und Brüder", sagte Dieter Olbrich, der Präses der sudetendeutschen Katholiken, beim Auftakt zu einer Andacht zu den Patronen Europas im Rahmen der Wallfahrt. Die von der sudetendeutschen Ackermann-Gemeinde sowie der Christlichen Akademie Prag ausgerichtete Gebetsveranstaltung war bewusst im Vorfeld der neunten Wahl zum europäischen Parlament (23. bis 26. Mai) anberaumt. 

Sechs Heilige, welche von den Päpsten Paul IV. und Johannes Paul II. zwischen 1964 bis 1999 zu Patronen Europas erhoben worden waren, wurden bei der Andacht besonders hervorgehoben. Dazu gehörten der "Mönchsvater" Benedikt von Nursia, der als Europas Patron für "Gebet und Arbeit" vorgestellt wurde, die "Slavenapostel" Cyrill und Method, die für Europas "Einheit in Vielfalt" ständen, Birgitta von Schweden als Fürsprecherin für "Erneuerung und die Familie", Katharina von Siena als Heilige für "Mut und Engagement" sowie Theresia Benedicta vom Kreuz (Edith Stein), die "für Versöhnung und Toleranz" angerufen werde.

 

Europawallfahrt nach Mariazell: Festmesse mit Bischof em. Schwarz und Weihbischof Hauke

Die Europawallfahrt nach Mariazell war bewusst im Vorfeld der neunten Wahl zum europäischen Parlament (23. bis 26. Mai) anberaumt. Foto CC0_1.0 pixabay.com / PaladinSeriesAuthor


Der Hauptveranstalter der Wallfahrt war die Ackermann-Gemeinde, eine in München angesiedelte deutsch-tschechisch-slowakische Gemeinschaft der katholischen Kirche. Seit ihrer Entstehung 1946 aus einem Kreis sudetendeutscher Katholikensetzt sich die Gemeinde für eine gute deutsch-tschechische Nachbarschaft in der Mitte Europas, für Friedens- und Völkerversöhnung mit den Völkern Ostmitteleuropas sowie für die Vertriebenen- und Aussiedlerseelsorge ein.

 

Thomas Halik: Missbrauch christlicher Symbole größte Bedrohung der europäischen Einheit

 

Jener Nationalismus und Populismus, der christliche Symbole missbraucht, stellt laut den Worten des Präsidenten der Tschechischen Christlichen Akademie Thomas Halik die derzeit "größte Bedrohung der europäischen Einheit und des gesamten Prozesses der europäischen Integration" dar. Wenn Rechtspolitiker besonders in postkommunistischen Ländern wie Polen oder Ungarn zur Rückkehr zu "christlichen Werten" aufriefen um zugleich Angst vor Migranten und Muslimen zu verbreiten, so seien dies "nur leere Worte, welche die Machtansprüche der Populisten verhüllen sollen, sowie ihre Bemühungen, die parlamentarische Demokratie durch autokratische Systemen zu ersetzen", sagte der Templeton-Preisträger bei seiner Festansprache zur "Europawallfahrt" am Samstag in Mariazell.

"An vielen Orten Europas werden wir wieder zu Zeugen der Verwechslung Gottes mit der Nation, der Verwechslung des christlichen Glaubens mit der gefährlichen Idolatrie der Xenophobie und des Populismus", warnte der Soziologe, Philosoph und Priester. In Warschau etwa würden Anhänger der Partei "Recht und Gerechtigkeit" zu Spruchbändern wie "Wir wollen Gott" antisemitische Parolen skandieren, wobei sie sich jedoch laut dem Philosophen "sicher nicht auf den Gott, den Jesus von Nazareth seinen Vater nannte", berufen könnten. Viktor Orban versuche auf ähnliche Weise in Ungarn einen autoritären Staat unter dem Decknamen der "illiberalen Demokratie" zu errichten. Vladimir Putin wiederum habe bei seinem Krieg gegen den Westen, bei dem er das Vertrauen des ehemaligen sowjetischen Blocks in die EU schwächen wolle, als wichtige Verbündete Anhänger der schismatischen ultrakonservativen Lefebvre-Bewegung, die ihn in Sozialen Netzwerken als "neuen heiligen Konstantin" im "heiligen Krieg gegen den verdorbenen Westen" stilisierten.

Wenngleich sich die populistischen Politiker bemühten, die Kirchenrepräsentanten durch Versprechen von Privilegien auf ihre Seite zu ziehen, sollte sich die Kirche davon hüten, eine derartige "eingetragene Partnerschaft" mit den Machthabern einzugehen, mahnte Halik: Die Folge könne für sie nur ein "fataler Verlust der Glaubwürdigkeit" sein, "beginnend mit dem Vertrauensverlust bei der Jugend und der Intelligenz und bei der großstädtischen Bevölkerung". In Polen, in Ungarn oder auch in der Slowakei sei diese Entwicklung heute schon feststellbar, mit dem möglichen Ergebnis einer "überraschend schnellen Säkularisierung auch von traditionell katholischen Ländern".

Mut zum Neinsagen

Um die Zeichen der Zeit zu lesen und Verantwortung für die Zukunft des Christentums in Europa zu wahrzunehmen, müssten Christen heute "den Mut haben, ein klares Nein zu sagen zum Missbrauch des Christentums in der Rhetorik von Populisten", forderte Halik. Die in der Politik tätigen Christen sollten jene "gesunde Laizität" - die der Soziologe als "gemeinsame Kompatibilität des Christentums und des säkularen Humanismus" definierte - suchen, zu der bereits Papst Benedikt XVI. aufgerufen habe. Ebenso habe auch Papst Franziskus klargestellt, dass ein Christ kein Nationalist sein könne. Halik: "Der Nationalismus ist ein nationaler Egoismus, er ist der Verlust der Solidarität der Gesamtheit, die Europa ist." Gesunder Patriotismus von Christen äußere sich hingegen in der Solidarität mit anderen Nationen Europas, "weil nur ein vereinigtes Europa angesichts der Herausforderung durch undemokratische Mächte wie Russland oder China bestehen kann".

Als "sehr ernst" bezeichnete Halik die Situation der Kirche in Europa. Das traditionelle Christentum von gestern sei wie ein "großes Schiff", das zu Grunde sinke - "und wir sollten die Zeit nicht damit verlieren, um die Liegestühle auf der Titanic hin und her zu schieben", so der Prager Priester. Die Kirche täusche sich wenn sie glaube, die "Stürme" rund um den sexuellen Missbrauch und den erfahrenen Vertrauensverlust unverändert überstehen zu können. "Der Tod ist wichtig und unvermeidlich. Die Auferstehung ist nicht eine schlichte Rückkehr in eine Vergangenheit, zu einem vorherigen Zustand", betonte der Philosoph und Soziologe. Was heute für die Erneuerung des Christentums in Europa getan werden könne, sei vor allem, "Plattformen für einen Dialog, für Studien und Reflexionen zu schaffen, wo wir die Zeichen der Zeit untersuchen können und lernen werden, die richtigen Antworten zu suchen".
 

kathpress

 

Lesen Sie auch: "Ein Christ kann nie ein Nationalist sein" (Linzer KirchenZeitung online)

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