Priester, Ordensmann und Komponist Balduin Sulzer verstorben
Sulzer wurde am 15. März 1932 in Großraming, Bezirk Steyr-Land geboren. Nach dem Besuch des Gymnasiums in Linz trat er 1949 in der Orden der Zisterzienser in Wilhering ein, studierte in Linz und Rom Philosophie und Theologie sowie in Wien die Unterrichtsfächer Musik und Geschichte. Am 29. Juni 1955 wurde er im Mariendom in Linz zum Priester geweiht. Seine musikalische Ausbildung erfolgte zuerst am Brucknerkonservatorium (heute: Anton Bruckner Privat-Universität) in Linz, später an der Hochschule für Kirchenmusik in Rom und an der Wiener Musikhochschule.
Nach mehrjähriger Tätigkeit als Musikpädagoge an diversen Gymnasien, als Korrepetitor am Bruckner-Konservatorium und als Domkapellmeister (von 1981 bis 1986) arbeitete Sulzer vor allem als Lehrer am Linzer Musikgymnasium in der Stifterstraße (von 1974 bis 1997). Dort gründete er das Linzer Jeunesse-Orchester und den Mozart-Chor, den er zum international gefragten Oratorienchor entwickelte. Ein Abgänger des ersten Jahrgangs des Linzer Musikgymnasiums war unter anderem der heute renommierte Dirigent Franz Welser-Möst. Außerdem war Sulzer über viele Jahre Stiftskapellmeister in „seinem“ Stift Wilhering.
Oberstudienrat Konsistorialrat Mag. P. Balduin Sulzer OCist ist am 10. April 2019 in Linz verstorben. Das Requiem findet am 23. April im Stift Wilhering statt. Foto (c) Diözese Linz / Fürlinger
Rund 420 musikalische Werke
Balduin Sulzer hinterlässt ein umfangreiches Werk. Sein Werkverzeichnis umfasst rund 420 Titel, darunter drei Opern, neun Symphonien, eine Passion, zwölf Instrumental-Konzerte, Klavier- und Kammermusik, Lieder und Chormusik. Aufführungen gab es unter anderem mit dem London Philharmonic-Orchestra, dem Sendai Philharmonic Orchestra, den Philharmonischen Orchestern von Kiel und Erfurt, dem Kammerorchester Stockholm, dem Brünner Kammerorchester, dem Bruckner Orchester Linz und dem Wiener Kammerorchester.
Zahlreiche Auszeichnungen und Ehrungen
Für seine Lehrtätigkeit und sein kompositorisches Schaffen erhielt Sulzer zahlreiche Auszeichnungen und Ehrungen. Darunter waren beispielsweise der Kulturpreis des Landes Oberösterreich 1977, der Anton-Bruckner-Preis des Landes Oberösterreich 1996, das Goldene Ehrenzeichen des Landes Oberösterreich 2002 sowie das Goldene Ehrenzeichen der Republik Österreich im Jahr 2012. Besonders freute sich Sulzer zuletzt im Jahr seines 85. Geburtstages 2017 über den Ehrenring des Linzer Brucknerhauses, welches dem überregional bekannten Komponisten in jenem Jahr mit einem Konzertreigen von acht Konzerten gratulierte.
Bischof Dr. Manfred Scheuer: „Balduin Sulzer zählte zu den bedeutendsten zeitgenössischen Komponisten Oberösterreichs.“
In einer Stellungnahme zählte Bischof Dr. Manfred Scheuer Prof. Balduin Sulzer „zu den bedeutenden zeitgenössischen Komponisten Österreichs“.
Scheuer: „Als Musikpädagoge wirkte er von 1974 bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1997 im Diözesanen Gymnasium in der Stifterstraße. Er war Gründer und musikalischer Leiter des Linzer Musikgymnasiums und prägte mit seiner unnachahmlichen leidenschaftlichen und humorvollen Art eine ganze Generation von hervorragenden Musikern.
Schon als Schüler war er Ministrant im Mariendom und sang in der Domschola unter Domkapellmeister Josef Kronsteiner, dem er später in dessen Amt nachfolgen sollte. Sulzer war von 1981 bis 1986 Domkapellmeister am Mariendom, wo er der Dommusik seinen unverkennbaren Stempel aufdrückte, indem er neben der Pflege der klassischen Kirchenmusik zeitgenössische Kompositionen, darunter zahlreiche eigene Werke in die musikalische Gestaltung der Liturgie einbrachte.
Zeitlebens war ihm die Musica sacra ein wichtiges Anliegen und er hat die Kirchenmusik der Diözese Linz entscheidend mitgeprägt. R.I.P.“
Landeshauptmann Mag. Thomas Stelzer würdigte den Verstorbenen:
„Professor Sulzer war eine prägende, in jeder Hinsicht inspirierende Persönlichkeit des zeitgenössischen Musiklebens Oberösterreichs. Er war einer, der in der Musikgeschichte unseres Landes unübersehbar und unüberhörbar Spuren hinterlassen hat. Sein Werk ist umfassend und unvergleichlich: was Qualität, Umfang, Vielfalt und Originalität betrifft.“
Sulzer: „Bin stolz, dass ich nicht umsonst gearbeitet habe und dass einiges gelungen ist.“
In einem nun veröffentlichten Interview Ende Jänner 2019 meinte Sulzer in seiner ihm eigenen Bescheidenheit: „Ich bin schon stolz, dass ich fast 60 Jahre in der Schule verbracht habe und dort einige Spuren vorhanden sind. Dass ich nicht umsonst gearbeitete habe und dass einiges gelungen ist. Ich behaupte nicht, dass alles gelungen ist, aber einiges, und damit bin ich zufrieden.“
Auf die Frage nach der Zukunft antwortete Sulzer: „Jetzt bin ich ein alter Mann, der das meiste hinter sich hat und eigentlich mehr oder minder auf den Übergang ins nächste Leben wartet. Da lege ich einen Wert darauf, dass ich sagen kann ,das nächste Leben‘. Das Sterben ist ein Vorgang, mit dem man nicht nur rechnen muss, sondern den man auch einplanen kann.“ Damit meinte der Priester und Komponist, dass sein schöpferisches Werk geordnet sei. Fachleute von der Universität Mozarteum Salzburg würden seinen Nachlass wissenschaftlich betreuen.
Bis zuletzt war Sulzer als Komponist und Zeitungs-Kolumnist tätig. Für Dezember 2020 war etwa ein symphonisches Stück für eine Produktion in Japan geplant.
Parte von P. Balduin Sulzer OCist
"Man sollte nichts gar zu Ernst nehmen" - wohl eines der letzten Interviews mit Balduin Sulzer von Ende Jänner 2019
Artikel zum 85. Geburtstag von Balduin Sulzer im März 2017
Homepage des Künstlers Balduin Sulzer