8. Februar ist Weltgebetstag gegen Menschenhandel
Laut Schätzungen sind weltweit rund 35 Millionen Menschen Opfer von Menschenhandel als moderner Form der Sklaverei. Unter Menschenhandel versteht man die unterschiedlichsten Formen krimineller Aktivitäten, insbesondere zum Zweck sexueller Ausbeutung und zur Ausbeutung der Arbeitskraft. Aber auch Zwangsverheiratung, erzwungene Betteltätigkeit, Organhandel oder illegale Adoption gehören zu den Erscheinungsformen des Menschenhandels. Die Opfer werden als ZwangsarbeiterInnen oder für den Organhandel ausgebeutet und als Prostituierte missbraucht – etwa 80 Prozent der Betroffenen sind Mädchen und Frauen. In Europa sind ca. 880.000 Menschen vom Menschenhandel betroffen. Laut Internationaler Organisation für Migration (IOM) werden allein in Europa 500.000 Frauen und Mädchen gezwungen, sich zu prostituieren.
Dieses organisierte Verbrechen bringt mittlerweile so große Milliardengeschäfte ein wie der Waffen- und Drogenhandel: Etwa 32 Milliarden US-Dollar Gewinn machen Schlepper und Menschenhändler jährlich mit der „Ware Mensch“.
Information, Sensibilisierung und Gebet
Der „Internationale Tag des Gebets und der Reflexion gegen den Menschenhandel“ soll jährlich am 8. Februar in den Diözesen der Weltkirche begangen werden. Dazu sollen Gebetswachen, Besinnungstexte und Informationsveranstaltungen über das Unrecht des Menschenhandels informieren und sensibilisieren. Initiatoren sind die Zusammenschlüsse der Ordensoberen von Männer- und Frauenorden; unterstützt werden sie vom Päpstlichen Rat für Gerechtigkeit und Frieden, von der Vatikanischen Ordenskongregation und dem Päpstlichen Migrantenrat.
Die moderne Sklaverei sei ein global wachsendes Verbrechen, gegen das die Kirche weltweit mobilisieren müsse, so der Präsident des Päpstlichen Rates für Gerechtigkeit und Frieden, Kardinal Peter Kodwo Appiah Turkson, im Jahr 2015 bei der Vorstellung der neuen Initiative. Nötig sei eine Bewegung „vom Bewusstsein zum Gebet, vom Gebet zur Solidarität und von der Solidarität zur konzertierten Aktion“.
Die moderne Sklaverei – ein globales Verbrechen. © calhh / www.pixabay.com CC0 .10
Straßenaktion, Gottesdienst und Benefizkonzert am 8. Februar in Linz
Mit einer Straßenaktion in der Linzer Landstraße am 8. Februar 2019 möchte Missio Oberösterreich in Zusammenarbeit mit Schwester Maria Schlackl SDS, Gründerin der Initiative „Aktiv gegen Menschenhandel – aktiv für Menschenwürde in Oberösterreich“ und SchülerInnen ein breiteres Publikum auf das große Unrecht im Zusammenhang mit Menschenhandel aufmerksam machen.
Ebenfalls am 8. Februar 2019 um 17.30 Uhr wird bei einem Gottesdienst in der Karmelitenkirche der Opfer von Menschenhandel gedacht, dabei wird die „Bakhita-Messe“ vom Chor Sing&Pray zusammen mit Mag. Heinz Purrer gesungen. Im Anschluss daran (um 18.30 Uhr) lädt Missio Oberösterreich noch zu einem Benefizkonzert in die Krypta der Karmelitenkirche (Landstraße 33) ein. Pfarrer Heinz Purrer schöpft dabei aus dem Reichtum seiner selbstkomponierten Lieder. Der Reinerlös kommt dem Projekt „HAART – Kenia“ zugute. Diese Einrichtung betreut Opfer von Menschenhandel.
Engagement von Ordensfrauen gegen Menschenhandel
In Oberösterreich gibt es die Initiative „Aktiv gegen Menschenhandel – aktiv für Menschenwürde“, die von der Salvatorianerin Schwester Maria Schlackl SDS koordiniert wird. Die Initiative möchte das Bewusstsein schaffen bzw. wachhalten, dass diese moderne Form der Sklaverei in enormem Ausmaß existiert und Ausbeutung von Menschen – kaum bemerkt von der Öffentlichkeit – ein Milliardengeschäft darstellt.
In Österreich engagiert sich seit 2010 eine Gruppe von Ordensfrauen unterschiedlicher Ordensgemeinschaften im Verein SOLWODI (Solidarity with women in distress) für Frauen, die Opfer von Menschenhandel, sexueller Gewalt und Ausbeutung geworden sind. Dieser Verein wurde 1985 von Schwester Dr.in Lea Ackermann in Kenia gegründet und setzt sich mittlerweile auch in Deutschland, Ungarn und Rumänien für eine Verbesserung der Stellung von Frauen ein, die in ihren Heimatländern oder in Europa in eine große Notlage bis in die Prostitution geraten sind. Der Einsatz gilt besonders Frauen bzw. Migrantinnen, die Opfer von Menschenhandel, sexueller Gewalt und Ausbeutung geworden sind. Durch kurzfristige Kriseninterventionen, mittel- oder langfristige Beratungsprozesse erhalten die Frauen Hilfe zur psychischen Stabilisierung, Stärkung des Selbstwertgefühls sowie Unterstützung bei der Entwicklung neuer Lebensperspektiven und selbstbestimmten Entscheidungen.
Ordensfrauen engagieren sich gegen Menschenhandel. © Counselling / www.pixabay.com CC0 1.0
Gedenken an ehemalige Sklavin Josefine Bakhita
Das Datum wurde wegen des am 8. Februar weltkirchlich begangenen Gedenktages der hl. Josefine Bakhita (1869–1947) gewählt. Die Sudanesin wurde als Mädchen von Räubern verschleppt und insgesamt fünfmal auf Sklavenmärkten verkauft, zuletzt an den italienischen Konsul, der sie in seine Heimat mitnahm, wo sie befreit wurde. Nach ihrem Eintritt in die Kirche schloss sie sich dem Orden der Canossa-Schwestern an, wirkte in deren Kloster in Vicenza bis zu ihrem Tod und war hoch angesehen. Papst Johannes Paul II. sprach sie 1992 selig und im Jahr 2000 heilig.
Papst Franziskus hat den "Weltgebetstag gegen Menschenhandel" 2015 am 8. Februar eingeführt, um auf die Ohnmacht jener Menschen aufmerksam zu machen, die unter dieser "beschämenden Plage" leiden, so der Papst.
In seiner Videobotschaft vom Februar 2019 thematisiert der Papst das Thema "Menschenhandel". In dem knapp einminütigen Video sind überfüllte Flüchtlingsboote und Kindersklaven zu sehen. Dazu verliest der Papst sein Gebetsanliegen:
"Selbst wenn wir versuchen, sie zu ignorieren: die Sklaverei gehört nicht der Vergangenheit an.
Angesichts dieser tragischen Realität können wir uns nicht unschuldig die Hände waschen, wenn wir nicht Komplizen dieser Verbrechen gegen die Menschlichkeit sein wollen.
Wir dürfen nicht ignorieren, dass es auch heute Sklaverei in der Welt gibt; so viel oder vielleicht sogar mehr als früher. Beten wir darum, dass alle, die dem Menschenhandel und der Zwangsprostitution zum Opfer gefallen sind, mit offenen Armen in unserer Gesellschaft aufgenommen werden."