Studierende erforschen kulturelles Erbe der Stadt Linz
Das Ergebnis ist noch bis 24. November 2018 im Rahmen einer Ausstellung im afo architekturforum oberösterreich zu sehen. Der vom Tourismusverband Linz herausgegebene Folder "Kulturerbe" liefert die begleitenden Informationen und eröffnet neue Zugänge zur Linzer Stadt- und Kulturgeschichte.
Das Europäische Kulturerbejahr 2018 war Ideengeber: Das Programm "Sharing Heritage" macht deutlich, dass unter Kulterbe nicht ein klar definierter Kanon von Denkmälern und eine ebenso fixierte Geschichtserzählung zu verstehen ist, sondern dass Vergangenheit immer wieder neu befragt und neu entdeckt werden kann und muss. Dies gilt auch für die Stadt Linz, ihre Geschichte und ihr kulturelles Erbe.
In einer gemeinsamen Lehrveranstaltung der Katholischen Privat-Universität Linz (Univ.-Prof.in Dr.in Anna Minta, Institut für Geschichte und Theorie der Architektur) und der Kunstuniversität Linz (Univ.-Prof.in Dr.in Marion Starzacher und Mag. Johann Zaunrieth, Institut für Kunst und Bildung) sowie in Kooperation mit dem afo architekturforum oberösterreich (Mag. Franz Koppelstätter und Dr. Georg Wilbertz) und dem Tourismusverband Linz erforschten Studierende die Architektur- und Kulturgeschichte der Stadt Linz in ihren historischen Dimensionen, städtebaulichen Entwicklungen, (un)sichtbaren Strukturen und Transformationsprozessen. An Beispielen aus den Bereichen Wohnungsbau, Industrie, Kultur, Verwaltung, Freizeit und Freiflächen wurden urbane Räume in Beziehung zur Umgebung analysiert und das menschliche Handeln im soziokulturellen, wirtschaftlichen und politischen Kontext nachvollzogen.
Sechs Projekte zum Einfluss des kulturellen Erbes auf den Alltag
Aufgeteilt auf sechs städtische Quartiere erwanderten, erforschten und entdeckten die Studierendengruppen städtebauliche Entwicklungen, architektonische und räumliche Qualitäten sowie sozialgeschichtliche, kulturelle, politische und ökonomische Besonderheiten. "Der Prozess von Auswahl und Zusammenstellung der Recherche war für die Gruppen nicht immer einfach", so die Kunstwissenschafts-Studentin Silvia Mair, "die teils hitzigen Diskussionen führten aber zu sehr gut durchdachten und differenzierten Projekten. Wir konnten dabei neue Seiten und Orte in Linz entdecken, die sich oft erst auf den zweiten Blick offenbaren."
Die Herausforderung bestand schließlich darin, aus der Fülle der Beobachtungen und Ergebnisse der Recherchen die zentralen Aspekte herauszukristallisieren und für die Präsentation im Rahmen des neuen Tourismus-Folders "Kulturerbe" für eine breite Öffentlichkeit vorzubereiten. Städtische und private Archive wie das Stadtarchiv, die Sammlungen des Nordico, der voestalpine AG und der WAG Wohnungsbaugesellschaft GmbH unterstützen die Studierenden, indem sie inspirierende Einblicke in ihre Bestände ermöglichten.
Für die Studierenden ergaben sich zum Teil erstmals Erfahrungen mit Quellenarbeit: "Besonders aufschlussreich erlebte ich den Besuch des Stadtarchivs", resümiert Doris Kanzler, Studentin der Kunstwissenschaft. "Dort, wo unsere gesamte Stadtgeschichte, einschließlich der historischen Urkunden, in schriftlicher Form verwahrt wird, ist eine ganz eigentümliche, besondere Stimmung spürbar – vielleicht kann dort eine gewisse Aura der Vergangenheit gefühlt werden?"
Neue Zugänge zur Linzer Stadt- und Kulturgeschichte
Die eben erschienene Publikation, der neue Tourismus-Folder "Kulturerbe", eröffnet neue Zugänge zur Linzer Stadt- und Kulturgeschichte. Diese ist geprägt von zahlreichen Zäsuren und Wandlungsprozessen, wie die Dokumentationen beispielsweise von der Transformation des Hafenviertels in den Mural Harbor, von der Entwicklung der Donauauen in das Industriequartier der voestalpine AG und die Renaturierung um die solarCity und von dem Wandel ideologischer NS-Wohnsiedlungen in beliebte Wohnquartiere deutlich machen. Über eine Zeitspanne von 200 Jahren können mit dem Folder Orte und Geschichte(n) neu entdeckt werden. Ziel ist das "gelebte Erbe": mit dem Wissen über die Vergangenheit an der (Mit‑)Gestaltung der Gegenwart und Zukunft teilhaben.
Die Studierenden der Kunstuniversität haben die Ergebnisse der städtebaulichen Forschungen in jeweils drei Massenmodelle mit den Zeitschnitten 1818, 1918 und 2018 überführt. Sie machen die baulichen Veränderungen in der Stadt in den letzten 200 Jahren anschaulich. Diese Modelle sind bis zum 24. November im afo architekturforum oberösterreich zu sehen. Der neue Folder "Kulturerbe" liefert dazu die begleitenden Informationen, mit der die kulturelle und städtebauliche Vielfalt der Stadt Linz deutlich wird. Dem Motto "Sharing Heritage" folgend will die Ausstellung nicht nur zum Wissen um die Geschichte beitragen, sondern lädt zu kreativen Interventionen in städtebauliche Strukturen und zu Ergänzungen zur Linzer Stadtgeschichte ein.
Bild 1+3: Eröffnung der Ausstellung [Alte] Stadt Neu Denken im afo architekturforum oberösterreich. Studierende der Kunstuniversität (Institut für Kunst und Bildung) und der KU Linz (Institut für Geschichte und Theorie der Architektur) präsentieren ihre Arbeiten.
Bild 2: Von li: Dir. Georg Steiner (Tourismusverband Linz), Univ.-Prof.in Dr.in Marion Starzacher (Kunstuni), Mag. Franz Koppelstätter (afo), Univ.-Prof.in Dr.in Anna Minta (KU Linz), Mag. Johann Zaunrieth (Kunstuni).
Quelle: Katholische Privat-Universität Linz, Mag.a Hermine Eder
Studierende erforschen kulturelles Erbe der Stadt Linz. Fotos (c) KU Linz / Eder