Professor Herbert Friedl verstorben
Das Requiem für Prof. Friedl wird am Mittwoch, 1. August um 14.30 Uhr in der Stadtpfarrkirche St. Anna in Pregarten gefeiert.
Herbert Friedl war ein oberösterreichischer Maler, Grafiker, Raum- und Objektgestalter. Er wurde 1942 in Unterweitersdorf (Mühlviertel) geboren und stammt aus einer Arbeiterfamilie bäuerlicher Herkunft. Nach Abschluss einer Tischlerlehre absolvierte er die Höhere Technische Bundeslehranstalt Linz / Abteilung Grafik-Design. Er war Gasthörer an der Hochschule für künstlerische und industrielle Gestaltung in Linz und nahm an internationalen Künstlersymposien und Sommerakademien teil.
Seit 1978 war Friedl freischaffend tätig (Grafik, Malerei, Objekt- und Raumgestaltung). Der Künstler lebte und arbeitete in Pregarten und Linz. Einen Schwerpunkt in seinem Schaffen nimmt die Druckgrafik ein. Friedls Engagement für die Würde des Menschen hat ihn auf die bedrückende Nähe des ehemaligen KZ-Lagers Mauthausen und die dortigen grausamen Geschehnisse bildnerisch reagieren lassen. In mehreren grafischen Zyklen hat er versucht, auf existentielle Fragen des menschlichen Daseins zu antworten.
Herbert Friedl vor seinem Werk „Das Element Feuer“ aus dem Zyklus „Vier Elemente“ (Farbholzschnitt, dreifärbig, 116,5 x 80,5 cm, 2009) © Diözese Linz/Appenzeller
Bedeutender Sakralkünstler
Herbert Friedl hat zahlreiche Sakralräume, Meditationsräume, Gedenkstätten, Kreuze und Kreuzwege gestaltet. So zeichnet er in Oberösterreich u. a. für die Jägerstätter-Stele im Linzer Mariendom, für die Kirchen- und Altarraumgestaltung in Ebensee, in Bach, in der Minoritenkirche Linz und in der solarCity Linz, für den Kreuzweg in der Pfarrkirche Altenberg sowie für die Gestaltung von Altarraum und Kreuzweg in Pregarten verantwortlich.
Viele Ausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen im In- und Ausland haben bereits Friedls Handschrift getragen. Er erhielt zahlreiche Preise und Auszeichnungen bei Künstlerwettbewerben. Seine Werke befinden sich in wichtigen öffentlichen und privaten Sammlungen. 2005 wurde Friedl zum Professor h. c. ernannt. Sein Leitmotiv für die künstlerische Arbeit ist seit Jahren: „Das Einfache verwahrt das Rätsel des Bleibenden und des Großen“ (Martin Heidegger).
Friedl war auch der erste Künstler in Oberösterreich, der sich mit dem Thema der nationalsozialistischen Vergangenheit konkret auseinandergesetzt hat: Er hat dem Schrecken der NS-Herrschaft bildnerischen Ausdruck verliehen, wo die Worte fehlten. Ein aktuelles Werk Friedls: ein Mahnmal für die Opfer der „Mühlviertler Menschenjagd“ am Kalvarienberg in Wartberg ob der Aist, das im November 2015 enthüllt und gesegnet wurde.
Herbert Friedl (l.) und Bischof Manfred Scheuer vor dem „Triptychon zum Sonnengesang von Franz von Assisi“ („Mondlicht“, „Sonnenfinsternis“, „Sternenbild“. Farbholzschnitte vom verlorenen Stock, vierfarbig. 60,5 x 60,5 cm, 2002) © Diözese Linz/Appenzeller
Langjährige Verbundenheit mit Bischof Manfred Scheuer
Bischof Dr. Manfred Scheuer über seinen Freund und Wegbegleiter Herbert Friedl und dessen Kunst:
Kennen gelernt habe ich Herbert Friedl bei der Neugestaltung eines Meditationsraumes im Linzer Priesterseminar. Er hat damals einen Raum geschaffen, der Kosmos und Kreuz verbindet, zur Mitte hin sammelt und nach außen hin offen und transparent ist, einen Raum, der kostbar ist und einfach zugleich. Er verwahrt das Geheimnis, das nicht zu vereinnahmen und zu begreifen ist. Bei der Segnung des von Herbert Friedl gestalteten Jakob Gapp Denkmals auf dem Greisinghof habe ich über die Zerbrechlichkeit und Größe des Zeugnisses der Wahrheit angesichts unter der Wucht und Gewalt der nationalsozialistischen Ideologie gesprochen.
Seine Werke begleiten mich im Alltag. Herbert Friedl ist in meinem Arbeitszimmer und in meinem Besprechungszimmer präsent. Im Festsaal des Bischofshofes sind seit Frühjahr 2017 repräsentative Leihgaben von ihm zu sehen. Herbert Friedl hat für mich den Bischofsstab entworfen, den ich anlässlich meiner Amtseinführung in Linz am 17. Jänner 2016 vom Domkapitel geschenkt bekam. Es ist ein „Strahlenstab“, bei dem der Bergkristall in der Mitte von vielen zarten Verbindungen und Streben gehalten wird. Herbert Friedl dazu: „Das Zarte ist zuweilen stärker als das Starke. Die Krümme des Stabes ist Halt für eine zarte Vernetzung. Wir sind miteinander vernetzt und zugleich gehalten. Der Stein in der Mitte ist Symbol für Christus Jesus, der uns alle verbindet. Die Verbundenheit mit ihm verleiht Strahlkraft.“
Herbert Friedl führt in seiner künstlerischen Sprache mit Klarheit und Sorgfalt zu Grundfragen des Menschseins und des Glaubens. Sein Blick auf die existenziellen Fragen nimmt in seinen Bildern Gestalt an. Mit Radikalität und Kompromisslosigkeit, aber auch mit Behutsamkeit hat er sich als Künstler mit den Gräueln des NS-Regimes auseinandergesetzt. Herbert Friedl vereinnahmt nicht. Er führt behutsam und eindringlich zugleich an die Geschehnisse und ihre Träger heran. Er ist sich der Gefahr der Instrumentalisierung bzw. Ästhetisierung der Darstellung des Schreckens bewusst. Er hört das „Halt“ vor der Verdinglichung und Banalisierung des Grauens. Er weiß aber auch um die Gefahr der Regression in das Vergessen, um die Gefahr der Vergleichgültigung durch die Flucht in die reine Abstraktion. Durch die Darstellung heben sich die Bilder auf die konkreten Personen hin auf, auf ihre Freiheit, ihr Leiden, ihre Trauer, ihre Klage, ihre Scham, ihre Reue. Friedls Bilder wehren der Aneignung fremden Leidens; sie widersetzen sich einer Wahrnehmung, die unterwirft oder selektiert. Es sind Bilder, die den Trost als Licht andeuten, ohne das Gewicht des Leides aufzuheben, ohne die Würde der Opfer zu verraten.
Seinen Werken lastet manchmal eine Schwere und auch Härte an. Ich durfte mit ihm aber auch die Leichtigkeit des Seins erfahren. Er konnte glücklich sein über sportliche Leistungen beim Radfahren oder Bergsteigen. Gerne denke ich an seine Besuche in Innsbruck. Essen und Trinken, Küche, Wein und Kultur konnte er zelebrieren. Und er hat ein Buch über Katzen illustriert. Ich habe ihn erfahren als einsamen Menschen, der Abgründe und Tiefen ausgelotet hat. Zugleich war er dankbar und sehr treu in seinen Freundschaften. Ich selbst bin sehr dankbar für Herbert Friedl als Begleiter und Freund, dankbar für seine Räume und Werke. Möge er jetzt erfahren, womit er gerungen hat: Transformation und Verwandlung, Trost und Licht.
Besondere Beziehung zum Priesterseminar
Auch über die Gestaltung eines Meditationsraumes hinaus gab es eine besondere Beziehung von Prof. Herbert Friedl zum Linzer Priesterseminar. Bischofsvikar und Regens des Linzer Priesterseminars, Dr. Johann Hintermaier zum Ableben von Herbert Friedl:
„Herbert Friedl hat mir einmal viele seiner Entwürfe und Skizzen seiner Werke gezeigt. Aus diesen Fragmenten wurden Kunstwerke, wurde ein Ganzes. Er war einer, der viel überlegt, nachgedacht und vor allem beobachtet hat. Die Kleinigkeiten konnten ihn sehr ansprechen und aus diesen hat er ansprechende Werke geschaffen. Als Mensch und Künstler habe ich Herbert Friedl gut kennen gelernt. Er war ein vornehmer und feiner Gesprächspartner, der jeden ernst genommen hat. In vielen Gesprächen haben wir uns ausgetauscht und bereichert. Viel hat er auch für das Priesterseminar gearbeitet oder uns beraten, wenn es um Fragen der Gestaltung und der Kunst ging. Möge der barmherzige Gott ihm all das vergelten, was er gutes gewirkt hat und vollenden, wonach er gesucht und sich gesehnt hat.“