Kunstinstallation „balance“ in der Linzer Ursulinenkirche
Die Kunstinstallation von Maria Meusburger Schäfer wurde am 29. Juni 2018 eröffnet und ist noch bis 29. Juli 2018 in der Linzer Ursulinenkirche zu sehen und auszuprobieren.
b a l a n c e erweitert die rituellen Körperhaltungen katholisch religiöser Praxis, Sitzen, Stehen und Knien um die Dimension einer dynamischen, um Balance bemühte Ausgleichsbewegung.
„Gymnastikbälle werden im Sport für Stabilisations– und Fitnessübungen eingesetzt. Die Kunstinstallation b a l a n c e bringt diese bunten Bälle in den sakralen Bereich der Kirche. Hier, im barocken Umraum, laden sie zu Körpererfahrungen durch Bewegungsübungen ein und erweitern so konventionelle Verhaltensvorschriften auf spielerische Art. Geht es nicht auch in der Kirche um Stärkung, um das Finden einer (richtigen) Haltung und die Suche nach Balance zwischen Körper, Geist und nicht zuletzt der Seele?“, so die Künstlerin Maria Meusburger-Schäfer zu ihrer Installation.
Ein ungewohnter Anblick im Kirchenraum: Bunte Bälle in der Linzer Ursulinenkirche. © Angelika Stummer
In seinen einführenden Worten zur Ausstellung schreibt der Theologe Andreas Telser von der Katholischen Privat-Universität (KU) Linz:
„Was aber hat es mit der Balance auf sich? Zweifellos suchen wir sie. Sie hat sich gut ‚versteckt‘. Wäre sie leicht zu finden, gäbe es weder Ratgeber-Literatur noch diese Installation! Die Körperübung auf den Gymnastikbällen stimmt nachdenklich: vielleicht kann die Balance nicht gefunden, sondern nur gesucht werden, im Spiel, im ‚Verloren-sein‘ an das Spiel. So greifen profanes und heiligen Spiel in dieser Installation sichtbar ineinander.
Der installierte Einwurf macht uns auch vordenken. Am Ball sitzend, blicken wir auf andere: „Achtung, Sie könn(t)en fallen! Geben Sie acht! Geben wir acht und bringen wir Achtung denen entgegen, die mit uns im Leben Balance suchen. Maria Meusburger-Schäfers Gymnastikbälle rollen uns in den Alltag nach: Das Spiel ist ernst; schon vor dieser Kirchentüre werden Menschen nach unserer Hand greifen wollen, weil auch sie Balance suchen. Sind wir dafür schon ausreichend geübt?
Der installierte Einwurf verfehlt seine Wirkung nicht vor der barocken Welt, die ihn umgibt. Gymnastikbälle drängen sich in einen Raum – eine Welt –, die noch strahlt. Ihr Strahlen lässt der unzähligen Menschen gedenken, die dieses Gotteshaus einst erbaut haben, es mit flehentlichem Gebet, Gottesdienst und Gesang erfüllt haben, und es lässt an die denken, die es bis heute beleben. An diesem Ort wurde und wird Haltung eingeübt: eine Haltung, die hält, festhält, durchhält, beizeiten Halt macht, aushält, und im Gleichgewicht, ja, in Balance hält.“
Bälle, die staunen und lächeln lassen
Am Wochenende nach der Eröffnung (30. Juni/1. Juli) haben während der Öffnungszeiten mehr als 200 Personen die Kunstintervention in der Ursulinenkirche Linz besucht. Viele davon TouristInnen, Fahrradreisende, BesucherInnen vom Höhenrausch und regelmäßige Gäste der Ursulinenkirche. Die meisten von ihnen waren erstaunt, in der Kirche Gymnastikbälle vorzufinden, hatten aber beim Anblick der bunten Bälle sofort ein Lächeln auf den Lippen. Mit Freude haben sie auf den Bällen platzgenommen und so den Kirchenraum aus einer anderen Perspektive erlebt.
© Billensteiner / © Stummer
„Besonders spannend sind die Gespräche die sich mit den Besucherinnen und Besuchern vor Ort ergeben“, sagt die Leiterin der Ursulinenkirche, Angelika Stummer, die die Ausstellung vor Ort begleitet. „Zum Thema Balance hat fast jeder eigene Erfahrungen, für die meisten ist es ein ständiges Ringen. Viele erzählen, dass ihnen die sogenannte Work-Life-Balance nur schwer gelingt, und andere berichten von beglückenden Momenten, wenn vieles im Einklang ist. Ein Besucher fand besonders die Balance zwischen den barocken Formen der Architektur im Kirchenraum und den bunten Bällen, die auf den ersten Blick einen Gegensatz bilden, erstaunlich und 'einfach nur schön'.“
Auf jedem der Bälle befindet sich auch ein Begriff, der zu freien Assoziationen einlädt. Die Besucher und Besucherinnen suchen gerne nach den Begriffen auf den Bällen und wählen sehr oft einen bestimmten Begriff aus, um darauf zu sitzen oder zu balancieren. Unter den Begriffen finden sich Worte wie: Sehnsucht, Klarheit, Freude, suchen, schauen, glauben, tragen und viele mehr. Der Ball mit dem Begriff „gelingen“ wurde schon von einem Besucher reserviert, er wird ihn nach der Ausstellung abholen.
© Stummer
Kunstinstallation „balance“
Landstraße 31, 4020 Linz
Bis 29. Juli 2018
Dienstag bis Freitag: 14 bis 16 Uhr | Samstag von 14 bis 18 Uhr | Sonntag von 14 bis 19 Uhr frei zugänglich
Angelika Stummer | Ursulinenkirche Linz