Pro Oriente trifft serbisch-orthodoxe Kirchengemeinde Braunau
Landeshauptmann a. D. Dr. Josef Pühringer, der ehrenamtlich die Pro Oriente Sektion Linz leitet, hat die Begegnung initiiert. Sie war die erste Veranstaltung in der Reihe „Besuchsökumene“. Durch Öffnung der Ostgrenzen und den Flüchtlingsstrom in den vergangenen Jahren ist die Zahl der orthodoxen Christen in Österreich sprunghaft angestiegen. „Wir dürfen diese Menschen in unserem Land nicht übersehen. Sie wollen hier Wurzeln schlagen und wir werden im Geist von Kardinal König, der Pro Oriente gegründet hat, Brücken zu ihnen bauen“, so Pühringer: „Pro Oriente will beitragen, dass Orthodoxe und Katholiken nicht nur friedlich nebeneinander, sondern miteinander Kirche sein können.“
Der Pfarrer der serbisch-orthodoxen Kirchengemeinde Braunau Dalibor Brnzej und Gemeinderat Zoran Šijaković, der in der Gemeindeleitung aktiv ist, sowie eine Reihe von serbischen Christen haben die Pro Oriente-Delegation aus Linz empfangen. Zur Begegnung waren auch der serbisch-orthodoxe Bischof für Österreich, der Schweiz und Italien mit Sitz in Wien, Bischof Andrej, gekommen, weiters die serbische Honorarkonsulin Svetlana Stankovic und Braunaus Bürgermeister Johannes Waidbacher.
V. l.: Landeshauptmann a. D. Josef Pühringer, ehrenamtlicher Vorsitzender der Sektion Linz von Pro Oriente, Gemeinderat Zoran Šijaković, der serbisch-orthodoxe Bischof Andrej und Dalibor Brnzej, Pfarrer der serbisch-orthodoxen Kirchengemeinde Braunau. © Alois Stockhammer
Die Kirchengemeinde ist für rund 1.500 Serben da, die in Braunau leben, und etwa weitere 5.000 aus der gesamten Region, stellten Pfarrer Dalibor und Šijaković den Rahmen der jungen Gemeinde vor. Die erste Liturgie war der Ostergottesdienst 2015. Nun finden jeden Sonn- und Feiertag Gottdienste statt. Die Gemeinde versteht sich auch mit dem Sport- und Kulturverein als Ort für die Pflege der Tradition. Kinder in serbischen Trachten, die traditionelle Musikstücke vortrugen, zeugten davon. Insgesamt sind siebzig Kinder im Kulturverein aktiv.
Ort der Begegnung war die katholische Pfarre St. Franziskus in Braunau. Das zeigt, wie selbstverständlich ökumenische Gastfreundschaft in Braunau gelebt wird, zeigt gleichzeitig aber auch das größte Problem, das die serbisch-orthodoxe Gemeinde Braunaus zurzeit hat. Sie haben weder eine eigene Kirche noch ein Gemeindezentrum. Die Gottesdienste feiern sie aktuell in der katholischen Filialkirche St. Valentin in Haselbach. Die serbische Gemeinde ist an der ehemaligen Kapuzinerkirche und dazugehörenden Klostergebäuden interessiert, die Kontakte zu der verantwortlichen Entwicklungsgesellschaft gestalten sich aber als schwierig, so die Auskunft serbischen Gemeinde.
Von der katholischen Kirche Braunaus waren Msgr. Stefan Hofer, Pfarrassistentin Dagmar Ruhm und die Krankenhausseelsorgerin Sr. Katharina Franz bei der ökumenischen Begegnung anwesend.
Katholisch-orthodoxe ökumenische Begegnung in Braunau mit Vertretern von Pro Oriente. © Alois Stockhammer
Pro Oriente
Die Stiftung Pro Oriente wurde von Kardinal Franz König während des Zweiten Vatikanischen Konzils 1964 in Wien gegründet. Die Einrichtung arbeitet seither auf wissenschaftlicher Ebene und durch persönliche Begegnungen daran, die Kluft zwischen der römisch-katholischen Kirche und den orthodoxen bzw. orientalisch-orthodoxen Kirchen zu verkleinern. Seit dem Erstarken des Islamismus im Nahen Osten versteht sich Pro Oriente auch als Sprachrohr für die bedrohten und verfolgten orientalischen Kirchen. Über ihren Sektionen in den Bundesländern bemüht sich Pro Oriente bei den Gläubigen der katholischen Kirche das Bewusstein für den geistlichen, liturgischen und kulturellen Reichtum der orthodoxen Kirchen zu wecken.
Josef Wallner | KirchenZeitung