Freitag 18. Oktober 2024

Kirche und Nationalsozialismus in der Diözese Linz

V. l.: Bischof Manfred Scheuer, Johann Großruck und Helmut Wagner

Der Wagner Verlag lud am 10. April 2018 zu einem Vortrag von DDr. Helmut Wagner und zu einer Buchpräsentation von Dr. Johann Großruck ins Linzer Priesterseminar. Domorganist Dr. Wolfgang Kreuzhuber beeindruckte mit einer besonderen Improvisation.

Die bischöfliche Liste der vom NS-Regime verhafteten Priester und Ordensleute in der Diözese Linz (1938-1945)

 

DDr. Helmut Wagner stellte in seinem Vortrag eine bisher in der Forschung unbeachtetete Liste von verhafteten Priestern vor, in der die Bischöfe Joh. M. Gföllner und Joseph Cal. Fließer selbst Buch über die „Prieser in Haft“ 1938-1945 führten. Die Handschrift aus dem Linzer Diözesanarchiv umfasst insgesamt 146 Namen. Die Haftdauer reicht von kurzen Einvernahmen bei der Gestapo bis zur Deportation in ein KZ. Zwar waren die meisten Genannten bereits bisher bekannt. Einige Priester müssen aber nunmehr neu in die Liste aufgenommen werden. Helmut Wagner wies darüber hinaus auf die Tatsache der vom NS-Regime von der Pfarre „vertriebenen“ Pfarrer hin, die nach dem “Anschluss“ auf politischen Druck hin „freiwillig“ auf die Pfarre resignierten. Auch zwei Fälle von angeblichem Suizid von Pfarrern werden von Zeitzeugen dem Druck des NS-Regimes zugeordnet. Triftige Gründe legen also, so Wagner, nahe, dass die Kriterien der vom NS-Regime verfolgten Priester erweitert und damit die Zahl der „Priester in Haft“ auf Grund neuer Forschungen erhöht wird.

 

DDr. Helmut Wagner

DDr. Helmut Wagner. © Thomas Großruck

 

Grieskirchen – Kreisstadt in Oberdonau

 

Dr. Johann Großruck gab in seiner Buchpräsentation einen lokageschichtlichen Einblick in die Stadt- und Pfarrrgeschichte Grieskirchens 1938-1945.  Neben einem Überblick über kommunale Belange behandelte Großruck den kirchlichen Alltag der katholischen Stadtpfarre Grieskirchen in der Ära des Nationalsozialismus. Nicht nur die Diözesanbischöfe Johannes M. Gföllner (starke verwandtsschaftliche Bezüge) und und dem aus Grieskirchen gebürtigen Franz Sal.  Zauner, sondern insgesamt 47 Geistliche mit Grieskirchen-Bezug kommen zur Sprache. Mit der zwangsweisen Ablöse des Stadtpfarres Leopold Brandstätter im Jahr 1938, dem Schicksal des ebenfalls aus Grieskirchen stammenden Priesters Dr. Johann Gruber, der behördlich angeordneten Ablieferung der Glocken, dem beherzten Wirken der weiblichen Orden in diese schwierigen Zeiten und vielen anderen Themen zeigte der Autor die prekäre Situation der Seelsorge während des „Dritten Reichs“ auf.

 

Dr. Johann Großruck

Dr. Johann Großruck. © Thomas Großruck

 

 

Johann Großruck

Grieskirchen – Kreisstadt in Oberdonau

Kommunaler und pfarrllicher Alltag im Dritten Reich 1938 – 1945

ISBN 978-3-903040281

Wagner Verlag, 1. Auflage 2018

522 Seiten, 32,00 Euro

 

Cover 'Grieskirchen – Kreisstadt in Oberdonau'

 

 

Musikalisches Gedenken

 

Als besonderen musikalischen Beitrag gab Domorganist Dr. Wolfgang Kreuzhuber eine Orgelimprovisation zu exakt jenem Thema, mit dem 1941 Hermann Kronsteiner den Orgelwettbewerb des Reichsgaues Oberdonau in St. Florian gewinnen konnte.

 

 

Ausstellung „Die Welt steht in Flammen“

 

Im Zuge der Veranstaltung eröffnete Helmut Wagner auch die Ausstellung „Die Welt steht in Flammen“, die das Schicksal von insgesamt 30 österreichischen Priestern und Ordensleuten zeigt, die während der NS-Zeit zu Tode gekommen sind. Die Ausstellung ist bis 28. Juli 2018 im Priesterseminar zu sehen. Führungen sind gegen Anmeldung im Wagner Verlag möglich (0732 77 12 05-8618 od. 0699 10 23 18 91).

 

Plakat zum Download

 

Ausstellung „Die Welt steht in Flammen“
Ausstellung „Die Welt steht in Flammen“

© Thomas Großruck

 

Helmut Wagner | Wagner Verlag

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