Jugend Eine Welt: Es darf keine Friedhofskinder geben
Wer in den kommenden Tagen in Österreich auf einen Friedhof geht, verbindet damit Frieden und Andacht und das ungestörte Gedenken an liebe Verstorbene. In zahlreichen Großstädten weltweit wird dieser Frieden von der Not tausender Lebender überschattet: Sie haben Friedhöfe zu ihrem Zuhause gemacht, weil normaler Wohnraum für sie unerschwinglich ist. So in der „Stadt der Toten“ südöstlich von Kairo – in zwei riesigen Bereichen des El´Arafa Friedhofes leben mehr als 300.000 Menschen. Andere bewohnte Friedhöfe gibt es beispielsweise auf den Philippinen in Manila bzw. Cebu City, in Gaza-Stadt im palästinensischen Gazastreifen, im kambodschanischen Phnom Penh oder in der liberianischen Hauptstadt Monrovia.
„Besonders in der Regenzeit legen sich hier Kinder und Jugendliche zu den Toten, weil sie sonst kein Obdach haben“, berichtet Jugend Eine Welt-Projektpartner Br. Lothar Wagner. „Durch den jahrelangen Rebellenkrieg und die Ebola-Krise haben zahlreiche Kinder ihre Eltern verloren und sind auf der Straße gelandet – sie haben buchstäblich nichts mehr zu verlieren.“
Viele Kinder übernachten auf dem Zentralfriedhof von Monrovia. © SDB
Staaten müssen Recht auf Wohnen sicherstellen
Schon jetzt lebt mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung in städtischen Gebieten. Das in Menschenrechtsdokumenten wie dem UN Sozialpakt von 1966 verbriefte „Recht auf Wohnen“ bleibt dabei für immer mehr arme Menschen, die auf der Suche nach Arbeit in die Großstädte strömen, reines Wunschdenken. Sie müssen froh sein, wenn sie in armseligen Slums unterkommen - ohne sanitäre Anlagen, ohne Strom-, Wasser- und Gesundheitsversorgung. „Für Kinder, die unter derart prekären Wohnverhältnissen aufwachsen, bedeutet das häufig auch fehlenden Zugang zu Bildung, viele von ihnen sind offiziell noch nicht einmal registriert. Die UNESCO geht davon aus, dass weltweit rund 350 Millionen Menschen von keinerlei Statistik erfasst sind, dazu gehören mit hoher Sicherheit auch viele tausende „Friedhofskinder“. Eigentlich dürfte es sie gar nicht geben! Die betroffenen Gemeinden sollten viel mehr Anstrengungen unternehmen, um für obdachlose Menschen und insbesondere alleinstehende Kinder gute, alternative Wohnmöglichkeiten zu schaffen“, so Jugend Eine Welt Geschäftsführer Reinhard Heiserer. Die Hilfsorganisation verweist in diesem Zusammenhang auf Ziel 11 der 2015 beschlossenen Nachhaltigen Entwicklungsziele und unterstreicht dessen Wichtigkeit: Bis 2030 sind alle Staaten der Welt aufgefordert, adäquaten, leistbaren und sicheren Wohnraum für ihre Bewohner sicherzustellen.
In zahlreichen von Jugend Eine Welt geförderten Don Bosco Hilfsprojekten erhalten obdachlose Kinder und Jugendliche ein Zuhause bzw. über Bildung und Ausbildung die Chance, dem Teufelskreis aus Armut und Obdachlosigkeit zu entkommen.
Bildung ist die beste Hilfe zur Selbsthilfe!
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Angelika Gerstacker | Jugend Eine Welt